
Ist es müßig, sich auf dem nunmehr fünften Album von GHOST BATH immer noch über platt glorifizierte Selbsttötungsabsicht und die suggerierte Coolness von Depression zu echauffieren? Vielleicht, aber da die US-Amerikaner inzwischen mit Nuclear Blast im Rücken zu Posterboys der Post-Black-Metal- und DSMB-Szene werden könnten und in Sachen Ästhetik und Textwerk das machen, was sie schon immer machen, fühlen wir uns berufen, dieser Review eine Selbstverständlichkeit voranzustellen. Gewiss sind Depressionen und psychische Abgründe ein lohnenswertes Sujet der künstlerischen Auseinandersetzung. Sie aber im Jahre 2025 ostentativ zur Schau zu stellen und geradezu zu propagieren, um zu demonstrieren, wie edgy man ist, wirkt nicht nur um 20 Jahre aus der Zeit gefallen, sondern auch künstlerisch lahm und infantil. Von Verantwortung reden wir erst gar nicht, denn das wollen Black-Metal-Kids ohnehin nicht hören.
GHOST BATH werden musikalisch besser
Gleichzeitig waren GHOST BATH in musikalischer Hinsicht noch nie so überzeugend wie auf “Rose Thorn Necklace”. Sie erfinden zwar auf ihrem neuen Album das Black-Metal-Rad ebenfalls nicht neu, liefern aber zum ersten Mal ein wirklich gutes Songwriting, das der teilweise arg klischeehaften Gleichförmigkeit der bisherigen Platten entkommt. “Well, I Tried Drowning”, “Dandelion Tea” oder “Vodka Butterfly” sind wirklich gelungene Genre-Beiträge, die sich nicht vor DEAFHEAVEN oder AN AUTUMN FOR CRIPPLED CHILDREN verstecken müssen.
Da stört es noch nicht mal, dass GHOST BATH nun hörbar intensiver mit Synthie-Sounds und anderen Elektronika operieren, da diese Akzente zur kühlen Atmosphäre der Musik passen und die typischen DSBM-Elemente etwas auflockern. In den Mix und die Gesangsperformance von Dennis Mikula könnte nach wie vor mehr Detailarbeit gesteckt werden. Dafür sorgt die Performance von Drummer und Tausendsassa Mike Heller (RAVEN, MALIGNANCY, CHANGELING, ex-FEAR-FACTORY) immer wieder für positive Akzente.
Gelungenes Album – Aber muss die Attitüde wirklich sein?
Am entscheidendsten ist natürlich, dass GHOST BATH mit “Rose Thorn Necklace” ihr bisher überzeugendstes Werk abgeliefert haben. Die Platte gibt dem Genre zwar überhaupt keine Impulse, kocht aber bekannte Zutaten zu einem recht bekömmlichen Süppchen, das ohne viel unangenehmes Aufstoßen geschluckt werden kann. Wäre da nicht die nervig pubertäre Attitüde, die sich gewiss viele Bands der Richtung teilen – GHOST BATH erinnern mit ihrem Habitus im Gegensatz zu den meisten jedoch an die Emo-Hochphase Mitte der Nullerjahre.
Solltest du unter Selbstmordgedanken leiden oder jemand den du kennst, kannst du dir bei der Telefonseelsorge helfen lassen. Du erreichst sie telefonisch unter 0800/111-0-111 und 0800/111-0-222 oder im Internet auf www.telefonseelsorge.de. Die Beratung ist anonym und kostenfrei.
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