Godsmack - When Legends Rise

Review

GODSMACK sind in ihrer Heimat, den Vereinigten Staaten, ja eine große Hausnummer. Die Rock-Band aus Boston um den Ausnahmesänger Sully Erna füllt dort ganze Stadien und ist auch sonst sehr präsent in den Medien. Unter anderem sind da diverse Stelldicheins, die sich die Band in der Playboy-Mansion gegeben hat. Das ist Rock n‘ Roll, Baby! Unsereins kam mit ihrem Zweitling „Awake“ erstmals in Kontakt mit der Band. Der Teen, der ich damals war, war restlos begeistert vom knallharten Dicke-Hose-Rock der Herren, mit dem die biedere Musiklandschaft Deutschlands schon damals nicht mithalten konnte. Heute erst recht nicht, da würde ein zweites „Awake“ natürlich ganz gut tun. Die Frage ist: Haben GODSMACK denn mit ihrem neuen Album „When Legends Rise“ das geliefert? Immerhin hat sich die Band mit dem Vorgänger „1000HP“ zumindest bei meinem stilsicheren Kollegen Anton nicht gerade mit Ruhm bekleckert.

Den Legendenstatus haben GODSMACK zumindest musikalisch längst eingebüßt

Manchmal hat man ja dieses Erlebnis, dass man einem alten Bekannten nach langer Zeit wieder begegnet. Man hat schöne, wilde Erinnerungen mit dieser Person an die gute alte Zeit, man trifft sich wieder und findet statt dem coolen Anarcho von damals einen auf geradezu widerwärtige Art und Weise angepassten Biedermann vor. Es verhält sich dabei ein bisschen wie mit dem Film „Get Out“, irgendwo tief unter der neuen Haut merkt man noch den Spirit von früher, doch das sind nur noch Fragmente dessen früherer Persönlichkeit. Und im Grunde trifft das auch auf GODSMACK anno 2018 zu. „When Legends Rise“ klingt in seinen schlimmsten Momenten wie SUNRISE AVENUE mit Eiern. Immerhin muss man sich hier nicht ganz in Grund und Boden schämen, denn hinter all dem verbirgt sich ein doch recht solides Album, dass den verweichlichten Kommerz-Rock-Quark von heute allemal in die Tasche steckt.

„When Legends Rise“ macht seinen Job – immerhin

Aber was bedeutet das angesichts eines Albums, das im Kern doch nur ein Pop-Rock-Album auf Testosteron ist? Denn auch SUNRISE AVENUE mit Eiern ist immer noch schlimm genug. Der eröffnende Titeltrack bringt eine erfrischende Offensivität mit, diese wird jedoch mit den ansonsten zu vorsichtig komponierten Stücken wieder ausgebremst. „Just One More Time“ legt zum Ende hin noch mal richtig an Intensität zu, „Say My Name“ versucht wenigstens, nach vorne zu drücken, doch dabei bleibt es leider, was die Härte auf „When Legends Rise“ betrifft. Die Single „Bulletproof“, die als eine Art Halbballade eher den poppigeren Aspekt des Albums repräsentiert, klingt trotz ihrer vor Klischees triefenden Beschaffenheit kraftvoll genug, sodass man GODSMACK für diesen Song noch vergeben kann. Doch von hier an saust das Album eigentlich nur noch so am Hörer vorbei, ohne wirkliche Highlights abgesehen von einzelnen Momenten. Mit den erwähnten Tracks hat man also eigentlich so ziemlich das beste von „When Legends Rise“ gehört. Und wenn die Ballade „Under Your Scars“ mit all ihrem Kitsch und Pathos heranrollt, ist man ohnehin gewillt, die Anlage auszuschalten.

Ein neues „Awake“ hätte der Musiklandschaft, vor allem der hiesigen, gut getan. Doch darauf können wir wohl nur vergeblich warten, denn dafür geht es GODSMACK in den Staaten wohl einfach zu gut, als dass sie sich groß Mühe geben müssten. Wirklich schade, dass sich GODSMACK so haben gehen lassen. Dennoch steht hier immerhin ein solides Pop-Rock-Album, das man dem europäischen Quatsch allemal vorziehen sollte.

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29.04.2018

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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3 Kommentare zu Godsmack - When Legends Rise

  1. Headbanger Öle sagt:

    Hm. Ich fand 10,000 hp ja recht ordentlich. Und immerhin hängt die Messlatte bei den Bostonians ja auch wirklich hoch. Also oberes Drittel ist das aber allemal.

    7/10
  2. Doktor von Pain sagt:

    Nee, das ist nur noch lahmer US-Mainstream-Rock…

    4/10
  3. Pommesgabel sagt:

    Hm, ich hatte die Band bisher gar nicht wirklich auf dem Schirm (höre eigentlich eher härtere Sachen). Das Album ist mir mehr durch Zufall untergekommen, aber ich muss sagen, ich bin schwer beeindruckt. Lange kein besseres “reines“ Rock-Album gehört.

    9/10