Handful Of Hate - Gruesome Splendour

Review

Wie man sich doch täuschen kann. Da wäre zum einen der Bandname, der mit der wörtlichen Handvoll Hass nicht unbedingt viel Aggressionspotential in sich birgt. Zum zweiten lassen mich das Cover und Songtitel wie „Ejaculation Dementiae“ eher an eine Pornogrind-Combo denken. Eins ist sicher: Die Italiener von HANDFUL OF HATE scheinen gewaltig große Pranken zu haben, denn gleich der erste Song „Livid“ bricht ein dermaßen brachiales Black-Metal-Inferno los, dass wir diesen Satz mit dem Aggressionspotential gleich wieder aus dem Gedächtnis streichen.

Auf „Gruesome Splendour“ laden uns die vier Recken zu einem Höllenritt in neun Akten ein, neun mal ungestümer und haßerfüllter Black Metal der Marke MARDUK (die frühen Werke) und 1349, und ein bißchen moderne MAYHEM und DARK FUNERAL schimmern hier und da auch durch. Das heißt im Klartext: Kein stupides Brachialgewitter ohne Anfang und Ende, sondern wohl durchdachtes Songwriting, was den Songs Tiefe und komplexe Strukturen verleiht. Neben markerschütternden Blasts wechselt der Mann an der Schießbude immer mal wieder den Lauf seiner Geschütze und feuert auch mal gemäßigte Midtempo-Munition ab. Die Gitarrenhexer zeigen sich auch von ihrer technisch besten „Saite“, so gibt es nicht nur sägendes Gemetzel-Riffing sondern auch melodische Parts, die vor allem dann zur Geltung kommen, wenn das Tempo im Song gedrosselt wird (z.B. „Ejaculation Dementiae“). Auch soundtechnisch hat man sich größte Mühe gegeben und hat das Album in ein druckvolles und klares Gewand gekleidet: Es klingt nicht wie die letzte Hinterhofproduktion von Trve Evil Underground Productions aber auch nicht so steril wie in einem OP-Saal. Dennoch werden sich Puristen und selbsternannte Szenewächter auch an diesem Werk stoßen, aber auch offenherzigere Liebhaber der schwarzmetallischen Tonkunst könnten ihre Probleme mit diesem Werk haben.

Denn trotz aller technischer Raffinesse und produktionsseitiger Qualität schafft es „Gruesome Splendour“ nicht, aus der unüberschaubaren Masse hervorzustechen. Sicher – brutal sind sie, kompromißlos und die Songs haben jeder für sich die Durchschlagskraft einer Granate, und wer gerade Black Metal mit dieser Ausrichtung (und leichter Tendenz zum Death Metal) mag, wird an diesem Album seine wahre Freude haben. Doch leider lassen die Songs ob ihrer Gewalt an Atmosphäre missen… sie schlagen ein wie ein Bombenteppich, der nichts als Zerstörung hinterläßt – aber keine bleibenden Eindrücke. Über die Kraterlandschaft wird irgendwann wieder Gras wachsen, und ich fürchte, dass es diesem Album auch nicht anders ergehen wird. Bevor MARDUK zur Panzerdivision mutierten, hatten ihre Alben echten Unterhaltungswert, und waren keine austauschbaren Prügelorgien. HANDFUL OF HATE bewegen sich irgendwie auf dem Scheideweg. Sie haben ohne Frage ein wirklich gutes Album abgeliefert, welches sich mit Szenegrößen messen kann, aber ob es wirklich ein Werk von Dauer ist, werden letztendlich die Hörer entscheiden. Überdurchschnittlich, aber nicht überragend.

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17.02.2007

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