Jess And The Ancient Ones - Vertigo

Review

Soundcheck Mai 2021# 1 Galerie mit 7 Bildern: Jess And The Ancient Ones - Rise Of The Cosmic Fire Over Europe Tour 2017

Vertigo ist der medizinische Fachausdruck für Schwindel, dem Gefühl der drohenden Bewusstlosigkeit, überdies der Titel eines Hitchcock-Psychothrillers. Wenn JESS AND THE ANCIENT ONES ihr mittlerweile viertes Studioalbum „Vertigo“ nennen, darf man sich also – thematisch – auf eine Verzerrung der Wirklichkeit einstellen. Aber gibt es überhaupt die Realität, oder konstruiert nicht jeder seine eigene? Dann bekommt eine Frage wie „What’s On Your Mind“ gleich eine viel größere Bedeutung. Da ist „Strange Earth Illusion“ mehr als nur subjektive Beschreibung, „Talking Board“ ein Mittel zum Zweck und „World Paranormal“ ein Erklärungsansatz.

JESS AND THE ANCIENT ONES zelebrieren leichtfüßig(en) Psychedelic Rock

Sollte man sich nicht also erst einmal ein Kräuterpfeifchen anzünden, bevor man sich den wirklich wichtigen Fragen des Universums widmet? Warum nicht. Und wenn wir gerade dabei sind: Unbedingt auch das neue Album von JESS AND THE ANCIENT ONES auflegen. Das ist eben nicht nur in den Texten so herrlich abgedreht, wie wir es von ihnen kennen. Auch musikalisch liefern die fünf Finnen den Stoff, den sie auf ihrem 2017er-Album „The Horse And Other Weird Tales“ so überzeugend zelebriert haben.

Leichtfüßiger Psychedelic Rock ist also ein weiteres Mal der Stoff, aus dem die Träume sind, und das ist gut so. Selbst wenn die Review zu besagtem Vorgängeralbum mit dem Ausblick endete, dass beim nächsten Streich vermutlich wieder eine Kurskorrektur vorgenommen werden würde. Aber warum sollte man vorsätzlich etwas ändern, wenn man auch so noch einiges zu sagen hat und das in überzeugende neue Songs mündet?

Poppig und eingängig

Wo wir beim Stichwort sind: Zwischen mysteriösen und mit schweren Orgeln garnierten Stücken vom Schlage „Burning Of The Velvet Fire“ und „Born To Kill“ tummeln sich nicht wenige Refrains, die man getrost als poppig und eingängig bezeichnen darf. Wer dabei, wie bei „Love Zombi“, auch noch mitklatscht, den hat „Vertigo“ am Wickel. Das trifft auch auf das melancholisch-beschwingte „World Paranormal“ zu, bei dem man trotz des Akte-X-Textes unweigerlich das Tanzbein schwingen möchte. Dagegen steht das abschließende „Strange Earth Illusion“ in derselben Tradition wie ein „The Park“ von URIAH HEEP oder ein „Child In Time“ von DEEP PURPLE – hinsichtlich Epik, Dramaturgie und handwerklicher Fähigkeiten ist der elfeinhalbminütige Klopper ganz vorne mit dabei.

Einzig bei der Single „Summer Tripping Man“ fühlt man sich ein wenig zu sehr an das letzte Album erinnert. Dennoch funktioniert das Stück ziemlich gut und ist mitreißend, wenn man den Gedanken beiseite schiebt, dass er doch ziemlich exakt in die Kerbe von „Minotaure“ schlägt. Ganz so überraschend und innovativ wie sein Vorgänger ist „Vertigo“ also nicht ausgefallen (deshalb auch die um einen Punkt niedrigere Note). Dafür hat der neue Streich auch ein paar Vorzüge: Die Gesangsleistung von Frontfrau Jess ist diesmal tadellos, und die diesmal wieder bei einigen Songs eingesetzten Filmsamples haben eine wesentlich bessere Klangqualität.

„Vertigo“ ist nicht so überraschend wie sein Vorgänger (hat aber auch Vorzüge)

Unterm Strich ist JESS AND THE ANCIENT ONES also mit „Vertigo“ wieder ein besonderer Streich gelungen. Ob man allerdings die Würzzigarette als Ausgangspunkt nimmt, das Album als Mittel zum Zweck hört und ob man darüber hinaus die angedeutete Vertigo mitkauft – das sind letzten Endes untergeordnete Fragen. Wichtig ist nur, es sich überhaupt zuzulegen.

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22.05.2021

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