Lethe - When Dreams Become Nightmares

Review

Die Metalszene ist global gesehen manchmal wirklich ein Dorf, und ungewöhnlich ist nichts daran, dass sich Musiker über Landes- und auch Genregrenzen hinweg zu gemeinsamen Projekten zusammentun. Die Kollaboration von Anna Murphy (ELUVEITIE) und Tor-Helge Ske (MANES) hätte ich aber nicht unbedingt erwaret. Umso schöner, dass die Zusammenarbeit in Form von LETHE mit „When Dreams Become Nightmares“ ein so erfreuliches Ergebniss darstellt.

Vor allem als Liebhaber des „How The World Came To An End“-Albums von MANES sollte man LETHE unbedingt eine Chance geben. Die beiden wandeln zielsicher auf den Spuren des 2007er Werks, was „When Dreams Become Nightmares“ zwar im Vergleich den großen Überraschungsmoment nimmt, die Qualität aber nicht schmälert. Im Gegenteil wirkt allen voran Anna Murphys Stimme als weitere gewinnbringende Zutat für den musikalisch packenden, nicht immer leicht verdaulichen Cocktail. Mit Metal hat das natürlich eher wenig zu tun, denn die beiden Protagonisten nutzen LETHE tatsächlich als Spielwiese und experimentieren munter herum. Melancholicher Pop, ein paar metallische Gitarren, Trip Hop, Electronic, die Liste der Einflüsse ist kaum überschaubar und doch nur Schall und Rauch. „When Dreams Become Nightmares“ ist nämlich vor allem stimmungsvolle Musik, die Grenzen schlichtweg ignoriert und genau deshalb wunderbar funktioniert. Ein Album dessen einzelne Facetten sich wabernd ausbreiten, mit Synthies, Piano, Gitarren, Bass, am Computer programmierten Parts und den Stimmen als zusätzliches Instrument einen wunderbaren Rahmen erhält und von den vielen Gastauftritten so subtil wie nachhaltig profitiert. LETHE sind sicherlich eine melancholische Band, doch wagt man noch mal den Vergleich zum letzten MANES-Album, wirkt es ein wenig lichter, ja vielleicht sogar wärmer. Aber das mag nur mein Eindruck sein, und doch packt mich dieser Erstling mit seinen nebulösen Soundlandschaften bei jedem Hördurchlauf mehr.

Für beinharte Metal-Fans dürften LETHE selbstverständlich wie ein Schlag ins Gesicht wirken, und das ist auch völlig in Ordnung. Den Anspruch, sich an ein Genre zu binden, verfolgt das Duo mit Sicherheit zu keinen Zeitpunkt. Ihre experimentelle Ader leben die beiden dafür umso beeindruckender aus, wenngleich für mich der wirklich die Sprache raubende Effekt ausbleibt, kann ich mich der Wirkung des Albums nur mit Mühe entziehen – und Musik soll unter anderem, zumindest für mich, genau diesen Effekt haben. Tolles Album, das sicher nichts für den alltäglichen Genuss ist, aber dafür das Potential für ein absolutes Liebhaberstück hat, und das finde ich ganz persönlich am schönsten an „When Dreams Become Nightmares“.

01.02.2014

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