Myles Kennedy - The Ides Of March

Review

MYLES KENNEDY ist vor allem als Sänger der Band ALTER BRIDGE bekannt. Vor drei Jahren widmete er sich seinem Solo-Album „Year Of The Tiger“ seiner eigenen Biografie und arbeitete seine familiäre Vergangenheit auf. Mit „The Ides Of March“ wirft er nun einen Blick auf die Gegenwart und sinniert über die aktuelle Situation.

Ein Musiker im Home Office

Vor gut einem Jahr endete die letzte ALTER BRIDGE-Tour in Myles‘ Heimatstadt Spokane. Der Sänger fuhr nach Hause – und blieb dort. Die Pandemie und der damit verbundene Lockdown gaben dem Sänger die Zeit, um an seinem zweiten Solo-Album zu arbeiten. „Es war eine einzigartige Erfahrung in dem Sinne, dass mich nichts und niemand störte oder ablenkte“, beschreibt Myles in unserem Interview die Situation und verweist dabei auf seinen ansonsten vollen Terminkalender. „Dass ich mir die Zeit nehmen konnte, die ich brauchte, war das Gute, dass ich dieser miesen Situation abgewinnen konnte, gewissermaßen der Silberstreif am Horizont.“

Dabei sammelte er offensichtlich Impulse aus dem aktuellen politischen Geschehen in den USA und weltweit. Bereits „Get Along“, der Opener des neuen Albums, ist nicht nur eine Aufforderung, sich zu Vertragen, sondern beinhaltet auch Verwunderung über die jüngsten Eskalationen. Zwar bemüht sich auch der dritte Track „In Stride“ darum, zur Mäßigung aufzurufen, aber letztlich bietet „The Ides Of March“ eine Zuflucht vor den aktuellen Umwälzungen, wie der Song „Wake Me When It’s Over“ verdeutlicht.

Ganz ausgeblendet wird die Realität dadurch aber nicht. Darauf weist alleine schon der Titel des Albums hin: Die Iden des März, das Datum an dem der römische Diktator Julius Cäsar ermordet wurde, wird seitdem mit Unheil verbunden. „Für mich impliziert dieser Ausdruck eine etwas hilflose oder vergebliche Warnung“, erklärt Myles. „Bei dem Text habe ich an die momentane Situation gedacht, dass wir sie ernst nehmen und vorsichtig sein sollten.“ Das Album mag also der Realitätsfluch dienen, verweist aber ständig auf deren Grund und bleibt somit doch der Wirklichkeit verhaftet.

„The Ides Of March“ entspannt vor erhebender Kulisse

Musikalisch bietet „The Ides Of March“ mehr als genügend Raum, um abzuschalten. Das Album ist nicht nur entspannend, sondern auch erhebend. MYLES KENNEDY ist sicherlich geprägt von seiner langjährigen Arbeit mit ALTER BRIDGE, konzentriert sich in seinem Solo-Werk aber ganz auf seine Stärken, die in kristallklaren harmonischen Gesangsmelodien liegen. Wie auch schon bei „Year Of The Tiger“ dienen die Gitarren als Kulisse, vor der der Sänger seine Kunst aufführt.

Der Pathos-Überschuss, den Kollege Kreutzer in der Review zum Vorgänger kritisierte, wird dieses Mal besser eingefangen. Standen bei „Year Of The Tiger“ noch akustische Gitarren im Vordergrund, finden sich auf „The Ides Of March“ vermehrt elektrische Gitarren, deren Kraft besser dafür geeignet ist, die himmelhochstrebende Stimme des Sänger zu erden. Um beim Vergleich zu bleiben: Dies Kulissen sind dieses Mal stabiler, der Saal größer. Zu intimen Club-Momenten, wie „Year Of The Tiger“ sie zu bieten hatten, passt die Stimme von MYLES KENNEDY nur bedingt. Im waldigen Amphitheater namens „The Ides Of March“ kommt sie besser zur Geltung.

Auch wenn die zweite Hälfte des Albums nicht mit der ersten mithalten kann, fällt kein Song negativ aus dem Rahmen. Selbst der diesmalige „Highway-Hüftschwinger“ – um noch einen Begriff des Kollegen Kreutzer aufzugreifen – „Sifting Through The Fire“ weiß trotz aller Beschaulichkeit zu unterhalten. Dies ist auch die einzige Schwäche des Albums: „The Ides Of March“ ist klassischer, bisweilen viel zu harmloser US-Rock ohne Überraschungen und Biss.

MYLES KENNEDY wird seinem Anspruch gerecht

Gleichzeitig ist diese Gemütlichkeit aber auch die ganz große Stärke des Albums. Ohne sich komplett aus der Realität zurückzuziehen, bietet MYLES KENNEDY mit „The Ides Of March“ die musikalische Schulter zum anlehnen, die in diesen ermüdenden Tagen manchmal einfach nötig ist. Makellos produziert und arrangiert, schafft es das Album, Aufmerksamkeit zu fesseln ohne anzustrengen. „Musik ist Heilung“, beschreibt Myles, wie er seine Kunst sieht. Dieser Aufgabe wird er mit „The Ides Of March“ voll und ganz gerecht.

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10.05.2021

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1 Kommentar zu Myles Kennedy - The Ides Of March

  1. dan360 sagt:

    Doch, sehr gelungenes Album wie ich finde. Die Blues/ Bluesrock z.T. auch Southern Rock Anleihen und die gewisse Leichtigkeit, wenn hier und da auch mal etwas melancholisch, der Songs gefallen mir. Geht gut ins Ohr und macht Spaß.

    8/10