Emotionalität ist in der Musik natürlich erst einmal nur ein großes Wort und in diesem Sinne gestaltet sich die Annäherung an „The Banished Heart“, dem dritten Full-Length-Album der Texaner OCEANS OF SLUMBER, über den Kanal der reinen Emotionalität als rein subjektiv, auch wenn eine solche Herangehensweise bei der einschlägigen Thematik hinter „The Banished Heart“ natürlich auf der Hand liegen würde. Denn wir haben es hier mit einem Album zu tun, in dem unter anderem Sängerin Cammie Gilbert den Tod ihres Vaters und Schlagzeuger Dobber Beverly eine schwierige Trennung nach über 18 Jahren Beziehung verarbeiten. Wie hat die Band dies nun musikalisch umgesetzt?
Keine Sonne mehr in Texas?
Der Ansatz, den OCEANS OF SLUMBER hierfür gewählt haben, besteht darin, das enorme Facettenreichtum ihres Sounds merklich und gewinnbringend einzudampfen. Im Mittelpunkt stehen stattdessen schwere, zum Teil an Gothic Metal angelehnte Doom-Einflüsse. Der Opener „The Decay Of Disregard“ begrüßt den Hörer schon mit elegischen Klaviertönen und deutet bereits auf diesen Wechsel hin. Und es dauert nicht lange, bis die schweren, bedeutungsschwanger schürfenden Gitarren einsetzen und klingen, als wollten sie den Hörer unter sich begraben. Man addiere dann noch die generell sehr behäbige Rhythmik des Songs sowie natürlich den klagenden Gesang von Gilbert hinzu – und plötzlich scheint, was seinerzeit „Winter“ so abenteuerlustig und eingängig gemacht hat, in weite Ferne gerückt zu sein. Fürwahr, „The Banished Heart“ bringt eine Schwere in den Sound der Texaner hinein, die sich von den zum Teil geradezu peppigen Momenten des Vorgängers unterscheidet wie Tag von Nacht.
Die Sonne scheint auf „The Banished Heart“ nun wirklich nicht mehr. Aggression, Frustration und Trauer stehen stattdessen an der Tagesordnung, was einerseits natürlich zu einem insgesamt sehr sperrigen Album führt. OCEANS OF SLUMBER machen ihren Hörern den Zugang zu ihren neuen Songs wirklich nicht leicht und lassen kalte Gitarren durch die Songs knurren und sägen. Andererseits schmiegen sich bekannte Trademarks der Band wie etwa die rasenden Death-Metal-Einschübe stimmungstechnisch wunderbar ans hier dargebotene, musikalische Gefüge an. Diese Ausbrüche haben zudem den praktischen Nebeneffekt, dass die den ansonsten sehr schweren, schleppenden Sound merklich auflockern. Und bei den längeren Songs ist das auch nötig. Sehr schön lässt sich das bei „At Dawn“ in Aktion beobachten. Rar hat sich dagegen der Prog gemacht, der nur noch sporadisch hier und da in Erscheinung tritt. Doch im Lichte der Effektivität und Intensität, mit denen sich OCEANS OF SLUMBER hier präsentieren, war dies vielleicht sogar der richtige Schritt gewesen.
OCEANS OF SLUMBER lassen mit „The Banished Heart“ die Stimmung gekonnt in den Keller sinken
Die Texaner befinden sich eindeutig im Stimmungstief. Dass sie dabei qualitativ dennoch hochklassig bleiben, haben sie ihrem Songwriting zu verdanken, das neben besagtem Doom-Einschlag auch bittersüß anmutende Gothic-Vibes mitbringt. Hier leistet Cammie Gilbert vor allem im Titeltrack erstklassige Arbeit, um dessen ruhigere, allein vom Klavier getragenen Momente zu einem eindringlichen Spektakel zu machen. Gleiches gilt auch für die erste Hälfte von „Howl Of The Rougarou“, in dem sie ihre Soul-Qualitäten eindrucksvoll zur Schau stellt. Doch dann setzen wieder die schweren, durch ominöse Synthesizer getragenen Doom-Walzen ein, die schließlich in einem explosiven Finale münden. „No Color, No Light“ mutet angesichts der düsteren Stimmung der Platte vom Titel her programmatisch an und bringt einen deutlich prominenteren Gothic-Einschlag mit. Apropos prominent: Tom S. Englund (EVERGREY) gibt sich hier ein Stelldichein und singt den Song im Duett mit Gilbert, was in einem der rührenderen Songs der Platte resultiert.
OCEANS OF SLUMBER haben diesen neuen Ansatz mit einer beeindruckenden Selbstverständlichkeit umgesetzt, als wäre die Band für genau diesen Sound geschaffen. Allein das Schlagzeugspiel von Dobber Beverly passt mit dem manchmal etwas zu eifrigen Einsatz der Doublebass nicht immer dazu. Doch wenn man dann andererseits so sagenhaft ergreifende Momente wie eben im Titeltrack, in „Howl Of The Rougarou“ oder im ebenfalls sehr eindringlichen Rausschmeißer „Wayfaring Stranger“ erlebt, dann ist dieser kleine Ausrutscher schnell verziehen. Insgesamt deutlich fokussierter geschrieben als sein Vorgänger und weitaus weniger peppig trifft „The Banished Heart“ mit seinem niederschmetternden Pessimismus direkt in die Magengrube. Aber Obacht: Das Teil ist ein Grower, wie er im Buche steht. Anders ausgedrückt: Es gibt einen guten Grund, warum die Rezension hierzu leicht verspätet erschienen ist…
Da kann man auch Mal klatschen. Schöne Rezension. Das Album ist insgesamt ein absoluter Hammer, emotionaler geht es kaum, tatsächlich ist es so, dass gerade das Schlagzeug manche Stellen aber gewaltig tot klopft, war auf dem Vorgänger auch so. In „Nights of white satin“ braucht es keine Blasts, da will Mr. Beverly wohl einfach zeigen, was er so kann. Braucht er nicht, merkt man auch so.
Spannende Band, die stellenweise sogar Steven Wilson Touch in ihre Musik einbringt.
Ist mir sogar noch ein Pünktchen mehr wert!
Ich fand Winter ja großartig und bin nun erstmal ein wenig enttäuscht und gebe dem ganzen aber noch etwas Zeit zu wachsen.
Mir ist es auf Anhieb alles erstmal zu gewollt proggig, daher verstehe ich die Aussage im Review, dass der Prog sich rar gemacht hat, irgendwie gar nicht. Während Winter sehr eingängig und abwechslungsreich war und einfach wunderschön und melodisch, ist es hier nun heftig proggig und unzugänglich. Die Vocals kriege mich auf Anhieb nicht mehr so, da mich die Emotionen dahinter irgendwie nicht mehr so greifen können. Es wirkt alles etwas eintönig und unnötig sperrig.
Zumindest sind gerade die ganzen tollen Punkte, die Oceans of Slumber für mich ausmachten, erstmal verschwunden.
Auf jeden Fall war ich nach dem großartigem Album nicht so bereit und eingestellt auf ein so schwieriges Album. Daher noch keine Euphorie von mir, aber vielleicht kommt es ja noch.
Unzulänglich?!? Was such immer du damit meinst.
Bisher habe ich nur 4 Songs gehoert und 8 Punkte wuerde ich fuer die allemal geben. Hypnotischer Mix aus Doom, Metal mit einer unglaublich guten Stimme.
viel mehr als das Schlagzeugspiel stören mich hier die völlig unnötigen und deplatzierten Growls. Deswegen 1 Punkt Abzug.
Ansonsten ein gutes Album
Den Vorgänger fand ich voll super und würde 9 Pkt. geben, aber trotzddem höre ich die aus unerfindlichen Gründen voll selten.
Die Neue werde ich mir aber wohl trotzdem auch kaufen. 😀
Bei der ungewöhnlichen, sehr guten, souligen Sängerin, müsste die Musik schon völlig kacke sein, um mich nicht zu überzeugen, was natürlich nicht der Fall ist.
Schwieriger als der Vörgänger ist das Album auf jeden Fall, da gebe ich den Vorrednern recht, aber das muss ja nichts Schlechtes sein. Ob die Growls jetzt störend sind, sehe ich aber eher als Geschmackssache und ja auch nicht neu bei OOF.
Ich werte das aber positiv, dass die CD nicht gleich voll reingeht. Mit Scheiben, die das tun, habe ich schlechte Erfahrung.
So doomig finde ich die auch garnicht, ausser vllt. vom Vibe her, da es doch auch schon zur Sache geht, aber unter Doom versteht ja auch jeder etwas anderes. Langsamer Metal=/=Doom.
Ich find’s erstmal super auf die ersten paar mal hören in Gänze, mit super Harmonien, die nicht unbedingt jedem beim ersten Mal auffallen.
Das neue Album ist teilweise etwas sperrig und von dem her oefters zu hoeren, aber interessante und recht aussergewoehnliche Musik im Gesamtpaket. Doom , Death,Prog, Pop , im Rockhard steht sogar Tori Amos ?
„im Rockhard steht sogar Tori Amos ?“
Kann man mit etwas Phantasie sogar durchgehen lassen.
Klingt ganz schön nach dem Review vom angrymetalguy. Ob da wohl gespickelt wurde?
http://www.angrymetalguy.com/oceans-slumber-banished-heart-review/
Ändert natürlich nichts an der Großartigkeit des Albums