Oceans Of Slumber - Where Gods Fear To Speak

Review

Soundcheck September 2024# 2 Galerie mit 12 Bildern: Oceans Of Slumber - Summer Breeze Open Air 2019

OCEANS OF SLUMBER haben die perfekte Balance gefunden. Wo das beeindruckende „Oceans Of Slumber“ stilistisch völlig überfrachtet, wo der Nachfolger „Starlight And Ash“ ohne Growls und harte Riffs ungewohnt leicht war, stellt „Where Gods Fear To Speak“ eine ausgefeilte Mischung der musikalischen Facetten der Gruppe dar. Das neue Album knüpft an das emotionale Schwergewicht „The Banished Heart“ an, zeigt sich aber musikalisch noch gereifter.

„Where Gods Fear To Speak“ ist vielseitig und emotional

Seit Jahren lotet die Band aus Texas Genregrenzen aus und vereint Einflüsse aus dem extremen wie auch klassischen Metal auf eigenständige Weise. Das erinnert an die progressiven Momente von Bands wie AMORPHIS, doch durch den vielseitigen Gesang von Cammie Beverly heben sich OCEANS OF SLUMBER ab. Die Sängerin steuert durch ihre Vocals einen Schuss Blues und Soul bei, den man ansonsten eher im Hard Rock erwarten würde, aber nicht im Wechselspiel mit harschen Growls, doomigen Gitarren und vertrackten Drums.

Die neuen Gitarristen Alex Davis und Chris Kritikos fügen sich mit schweren Riffs und zarte Melodien ins bisherige Klangbild von OCEANS OF SLUMBER ein. Bassist Semir Özerkan glänzt durch ein ideenreiches Spiel, ebenso wie Schlagzeuger Dobber Beverly, der es mit den ausgetüftelten Fills manchmal jedoch etwas zu gut meint.

Die Details machen den Unterschied

Die Band schafft es, das „Where Gods Fear To Speak“ trotz aller Gegensätze rund klingt. So erinnert „Run From The Light“ mit Gastsänger Fernando Ribeiro an dessen Band MOONSPELL, „Wish“ ist eine treibende Klargesang-Hymne, „The Given Dream“ bietet dezente Trap-Einflüsse und „Prayer“ ist eine Achterbahnfahrt zwischen Licht und Schatten. Songs wie der Titeltrack, „Poem Of Ecstasy“ oder „The Impermanence Of Fate“ bringen Ordnung ins Chaos.

Inmitten der düsteren und doomigen Klanglandschaften gibt es also immer wieder Hoffnungsschimmer, die sich nicht nur in den Texten, sondern auch in der Musik widerspiegeln. Dies zeigt sich in vielen instrumentalen Nuancen, die sich erst nach mehreren Durchläufen erschließen, wohingegen die Vocals von der ersten Sekunde an packen. Sie dienen als einigende Klammer, unter der sich die verschiedenen Songstrukturen zu einem schlüssigen Ganzen zusammenfinden.

Auch die Produktion trägt ihren Teil dazu bei, dass die wichtigen Details zum Glänzen kommen ohne die anderen zu überstrahlen. OCEANS OF SLUMBER haben erneut mit Joel Hamilton zusammengearbeitet. Genau wie „Starlight And Ash“ klingt „Where Gods Fear To Speak“ weich und flächig, obwohl dieses Mal gegrowlt und auch mal das Gaspedal durchgetreten wird. Trotzdem ist der Sound ausgeglichen, was mitunter auf Kosten der Aggressivität geht, die nun nur noch zaghaft hervorblitzt.

OCEANS OF SLUMBER finden innere Balance

Generell stellt sich „Where Gods Fear To Speak“ als artistischer Ruhepol inmitten einer hektischen Welt dar. Der Titel des Albums ist Programm. Es geht darum, zu innerer Kraft zu gelangen, während die Gottheiten vor den aktuellen und zeitlosen Krisen zurückzuschrecken scheinen. Dabei entsteht wiederum eine ganz eigene, persönliche Spiritualität, die sich allerdings frei von Unterdrückung darstellt.

OCEANS OF SLUMBER pinseln dank ihrer Sängerin mal wieder die ganz großen Emotionen auf die Leinwand, kleckern dabei aber so gut wie gar nicht mehr. Wirkten die Vorgängeralben trotz aller Qualität entweder überladen oder zu experimentell, ist „Where Gods Fear To Speak“ ein grandioser Streich, mit dem die Gruppe um Cammie Beverly die Weichen für eine spannende Zukunft stellt.

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16.09.2024

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4 Kommentare zu Oceans Of Slumber - Where Gods Fear To Speak

  1. nili68 sagt:

    Huch, komplett übersehen! Großartig wie immer.. vielleicht sogar noch mehr als sonst. Top!! Bewertung? Davon abgesehen, dass nichts auf der Welt Perfekt ist und nach gängigen Maßstäben..

    10/10
  2. Werner sagt:

    Jo,

    der Marc hat mal wieder zugeschlagen mit ner satten Review:)

    Das Album hatte ich so gar nicht in der Peilung – die Sängerin ist ja mal sensationell gut!

    Riffs und Produktion ein Killer – das männliche Gegrunge ist halt nicht so wirklich meine Baustelle, paßt aber.

    Einige Stellen werden mir persönlich zu krachig – das ist aber in dem Metier nun mal so angesagt und kann ich objektiv nix meckern. Dafür ist echte Abwechslung angesagt und werden teilweise neue Pfade betreten, wenn ich die abgefahrenen Keyboardsolos sehe, wie ich sie bei so einer Mucke noch nie hörte – kommen wie aus dem Weltraum.

    Werde ich mir öfter anhören und weiter eintauchen – mein Ersteindruck vom eigenen Musikgeschmack wäre da auch- wie von dir- eine 9.
    Wenn ich das Ding mal in Gänze kapiert und mich süchtig gehört hab, vergebe ich wahrscheins ne 10:)
    Kompositorisch und handwerklich ist das auf jeden Fall ne 10 – da wurden sich richtig Gedanken gemacht und nicht nur irgendwelche ausgelatschten Pfade beackert.
    Zumal, wie gesagt, die Sängerin – WELTKLASSE!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! –

    Mal wieder meinen Dank – durch dich bin ich hier schon auf einige Sachen gekommen, die ich sonst nie kennengelernt hätte und die sich jenseits meines eigentlichen Horizonts bewegen!

    Abgefahren!

    9/10
  3. Undzerfallenselbst sagt:

    Lieber Werner,
    ich bin mir doch sehr sicher, dass das vorherige Album Dich schon begeistern konnte;)
    Vielleicht doch die Krux, der absoluten Verfügbarkeit.
    Wie auch immer, mir gefällt es sogar noch einen ticken besser als der Vorgänger.

    Ganz liebe Grüße
    R

    9/10
  4. Werner sagt:

    Hallo R (undzerfallenselbst),

    du hast recht, ich sah nochmal nach – in der Tat hab ich die Vorgängeralben schon im Februar 2023 am Wickel gehabt und im Betreuten Hören begeistert wie folgt berichtet:

    Zitat mich selbst:
    hab gerade die Oceans of slumber am Wickel, erinnert mich stellenweise von der Sänngerin an die Crawnberries in den 90ern – von der Stimmung aber mehr an die Crash Test Dummies und die Mucke ist wirklich außerordentlich vielschichtig und explodiert immer wieder in Riffs aus dem Nichts, daß einem schwindelt.

    Habe so was in der Konstellation noch gar nicht zu hören gekriegt – Meisterwerk!

    Muß mal googeln, was den Kinnladen etwaiger Kritiker bei der Mucke widerfahren ist.

    Geil!

    Lach,

    bei den üblichen Metal und Prog Plattformen waren die Wertungen nur gut – nicht überragend und wurde viel gejammert ggü. den wohl härteren Vorgängeralben, die ich nicht kenne und heute noch hören muß –

    einzig und alleine bei Stormbringer wurde das Teil ähnlich gesehen, wie von mir – als Meisterwerk:

    https://www.stormbringer.at/reviews/1826…d-ash.html

    Ist halt kein klassisches Rock Album – hab auch Bilder von der Band gefunden – das ist eine Afro Amerikanerin -eine Seltenheit im Rock/Metalbereich –
    wüßte da jetzt gar keine zweite aus dem Gedächtnis.

    Sofern man Tina Turner nicht in den Bereich mit reinnimmt.

    Na da hab ich ja heute was zu tun………

    PS: Überrascht bin ich, daß die bei Century Media sind – vom Style völlig untypisch in jeglicher Hinsicht – also Sound/Mastering und Mucke an sich – was ich so von Century kenne.

    Gerade läuft der Track: The hanging tree – da kommen in mir Erinnerungen an die Walkabouts hoch – mensch ist das abwechslungsreich und geht tief rein – Gänsepelle pur.

    Zitat Ende

    Und ja, ich hab das wieder völlig vergessen, damals kam noch ein Haufen neues Zeug raus, daß mir extrem gefallen hat – und die ja, das ist der Nachteil – wenn alles verfügbar ist, zumindest bei mir, bleibt dann nicht mehr alles hängen.

    Aber bei Oceans of slumber wundert es mich doch sehr, alldieweil die schon arg hervorstechen!!!

    Jetzt höre ich mir aber gleich nochmal die Vorgängerscheibe an – zumindest steckte sie schon in meiner Favoritenliste:)
    Ich glaub auch, daß sich im Alter bei mir ein wenig Demenz einschleicht:(

    Sorry, war keine Absicht von mir und danke, daß du mich drauf gestumpt hast!