Spite - Antimoshiach

Review

SPITE aus den USA, das beherbergt Potenzial für eine fiese Verwechslung. Daher gleich vorab: Wer sich über die Kritik einer neuen Platte der gleichnamigen Deathcore-Kapelle freut, verzieht sich bitte direkt wieder oder entwickelt ganz fix Interesse für dunklen Heavy Metal. Denn hier geht’s um etwas ganz anderes. Genauer um das Einmannprojekt SPITE des Multiinstrumentalisten Salpsan aus Brooklyn, New York. Seit 2010 bereitet Salpsan die Ankunft des Anti-Messias vor: zunächst durch die Single „Desecration Rites“ (2013), ein Jahr später in Form des Split-Beitrags „Countless Blasphemy“ auf der Gemeinschaftsveröffentlichung „Evil Spells, Volume I“ mit fünf weiteren Bands, darunter auch POSSESSION aus Belgien, und im Jahr 2015 mit der EP „Trapped In The Pentagram“. Zeit für ein Album. Zeit für „Antimoshiach“! Auf dem Debütwerk befinden sich lobenswerterweise ausschließlich neue Songs, also mal rein ins schwarze Vergnügen.

Tanz mit dem Teufel: „Antimoshiach“ von SPITE

Und die letzten beiden Wörter des ersten Absatzes fassen die musikalische Grundausrichtung gut zusammen. Wie auch immer man diese benennen möchte: Black Heavy Metal oder Heavy Black Metal oder Teufelsmusik mit feierlichen Leads. Das erinnert in der musikalischen Grundausrichtung beispielsweise an die Dänen SLÆGT. Und es macht schlichtweg Laune, heizt die Stimmung an; trotz ernstem Inhalt. So bietet „Antimoshiach“ von SPITE gute Unterhaltung für zwei Lager: für alle, die sich mindestens eine Kerze anzünden und in den konzeptionellen Kosmos eintauchen, und für alle, die schlichtweg Spaß an der Musik haben wollen.

Die Ankunft des Anti-Messias

Das Abbild auf dem Cover-Artwork, gemalt von Adam Burke, ist zwar von mittelalterlichen Jesusdarstellungen inspiriert, zeigt aber den Hauptdarsteller des Albums: den Anti-Messias oder eben Antimoshiach, umgeben von einer goldenen Schnittform zweier Kreise (Vesica Piscis), die die göttliche Aura darstellt; auf seinem Schoß liegt der abgetrennte Kopf der Jungfrau Maria. Die vier Kreaturen (Dämon, Drache, Ziege und Schlange) kommen übrigens im dritten Song „Vision Of The Merkabah“ vor. Das Blut an seiner Hand soll verdeutlichen, dass er die Enthauptung Marias selbst in die Hand genommen hat.

Genug Abwechslung und Kreativität

Musikalisch hat „Antimoshiach“ eine Menge zu bieten. Davon abgesehen, dass Salpsan die Instrumente gut bedienen kann, hat der Mann auch schlichtweg spannende Ideen. Dabei sticht vor allem die Leadgitarre immer wieder kreativ heraus. Das Album ist gespickt mit Riffs und Melodien, die erst aufhorchen lassen, dann reinziehen, dann Lust auf Wiederholungen wecken – im Kontext der vielen Veröffentlichungen, die eher aufwärmen, statt sich an neuen Rezepten versuchen, ein gefundenes Fressen für alle, die musikalisch teils übersättigt sind. Hier und da betritt SPITE mit dem Debüt sogar progressive Gegenden, ohne sich in übertriebener Experimentierfreude zu verlaufen. Das Album ist jederzeit greifbar, verlässt den Pfad anspruchsvoller Abwechslung nicht, wirkt dadurch an keiner Stelle hermetisch und bleibt das, was es ist: ein am klassischen Metal orientiertes Black-Metal-Gesamtwerk, gut produziert, aber mit rohem Charme, mit sehr leidenschaftlichen Vocals und viel Entdeckungspotenzial. Nur, weil die Qualität zum Ende hin etwas nachlässt, sinkt die Gesamtwertung von acht auf sieben Punkte.

19.03.2018

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1 Kommentar zu Spite - Antimoshiach

  1. nili68 sagt:

    Blödes Konzept. Invertiertes Christentum ist unsouverän und in dem Kontext bleibt Gott der Boss, egal was für satanische Märchen erdacht werden. Voll opfermäßig. Welchen Teil von Gott ist das mächtigste Wesen im Universum und unsterblich haben die ganze Satanisten eigentlich nicht verstanden? Letztlich berufen die sich ja irgendwie auf die Bibel/Kabbala usw…
    Na, dann enthaupte Maria mal… die, die man enthaupten könnte, ist eh schon hinüber und als Engel (oder so) ist die nicht mehr enthauptbar, weil Engel=Geist usw. ziemlich kindliche Symbolik.

    Die Musik? Schau’n wir mal… 😀