Running Wild
Adrian über Coolness, Mike Ness und (Salz-)Wasser

Special

metal.de: Später, in den goldenen Spätachtzigern und noch den frühen Neunzigern …

Adrian: Ach, golden … Alles von „Death Or Glory“ bis „Black Hand Inn“ kann objektiv natürlich alles. Aber als dann einigermaßen Geld reinkam, da wurde der Geist dann irgendwie auch immer professioneller, wenn du verstehst, was ich meine. Und noch später, als dann richtig Geld weg war, da war der dann ganz auf Montage.

metal.de: Gibt es also, vielleicht aus dieser späteren, der 00er-Zeit, ein RUNNING-WILD-Album, das dir überhaupt nicht gefällt? Knochen kreuzen bei der Antwort ist verboten …

Adrian: „Witzig“. Hm. In der Rückschau finde ich trotz meiner Antwort eben, dass die 2000er-Alben vor der Reunion …

metal.de: „Victory“, The Brotherhood“ und „Rogues En Vogue“.

Adrian: … dass die schon etwas zu kritisch gesehen wurden. Mindestens „Victory“ ist ein ganz geiles Ding. Meine Frau arbeitet Teilzeit in der Geisterbahn auf dem Dom und nebenan am Schießstand läuft das Ding immer noch oft.

metal.de: Und zumindest „The Brotherhood“ soll immerhin ganz respektable Verkaufszahlen vorzuweisen haben.

Adrian: Davon mal ganz ab. Aber …

Cover-Artwork von Running Wilds"Shadowmaker"

Voivod für Grundschüler? Der „Shadowmaker“ …

metal.de: Na komm schon!

Adrian: Ich hasse diesen schnarchigen „Shadowmaker“! Wie jeder halbwegs geschmackssichere Metalhead. [Wobei Adrian im Hintergrundgespräch anmerkt, dass er Rolfs noch rockigerer TOXIC-TASTE-Party-Platte von 2009 nach drei Absinth durchaus einiges abgewinnen kann. – M. P.]

metal.de: Weil du nicht auf dem Cover bist.

Der Maßstab kommt aus Hamburg!

Adrian: Jungchen, GANZ vorsichtig! Ich bin nicht auf dem Cover, weil ich es nicht wollte! Ich habe viel mitgemacht, auch aus Loyalität. Meuterei gibt es mit mir nicht. Ich habe schon so einiges ertragen müssen in Sachen Outfit – vom Tuch über Dreispitz bis zur Krone. Ich habe mich längst nicht nur für eine vollkommen überflüssige Best Of vergolden lassen, ich habe mir für „Rivalry“ eine alberne Spielmannszug-Käppi aufsetzen lassen. Aber da hat insgesamt der Inhalt gestimmt. „Shadowmaker“ wirft nun echt keinen Schatten. Aber zum Glück hat sich Rolf seitdem ja wieder einigermaßen gefangen. Und: Was neben RUNNING WILD unter dem Banner des „Pirate Metal“ geführt wird, ist dagegen immer noch unterste Kajüte.

metal.de: Unbedingt. Aber noch einmal zurück zu „Shadowmaker“: Wie hat der Chef das denn aufgenommen? Dass sogar ein Teil seiner Crew mosert?

Adrian: Das hat nicht so hohe Wellen geschlagen. Wir hatten uns vorher ja ohnehin eine ganze Zeit kaum gesehen. Und letztlich hatte er cover-technisch wohl auch mehr Bock auf dieses VOIVOD-für-Grundschüler-Ding. Nebenbei: Korgüll The Exterminator ist ein ganz abgefahrener Zeitgenosse, den solltet ihr euch auch mal vornehmen.

metal.de: Mit VOIVOD wart ihr zum Beipiel ’86 gemeinsam unterwegs.

Adrian: Und mit CELTIC FROST, wir waren ja alle bei Noise Records. Das war auch kurz bevor ich dann zum Piraten wurde. Aber das ist eine persönliche Geschichte zwischen Rolf und mir, die hier nicht hingehört.

metal.de: Na, komm schon!

Adrian: Ich empfehle jedenfalls die „Jack-Holborn“-Box, ZDF-Weihnachtsserie von ’82: „Schatzinsel“ in der Familienpackung mit dem jungen Patrick Bach und ganz atemberaubenden Naturaufnahmen. Und Action. [Ganz toll … – M. P.]

metal.de: Gibt es ein Cover, das dein persönlicher Favorit ist?

Adrian: Das … ähm … gestalterisch reduzierte von „Resilient“ ist es jedenfalls nicht, da muss ich auch etwas selbstkritisch zugeben, dass nicht immer alles Gold ist, was glänzt. Die mächtige Jolle auf „Under Jolly Roger“ finde ich dagegen bis heute gelungen. Das Gemälde ist zwar technisch gesehen auch nicht unantastbar, aber insgesamt düster genug, um auch nach Jahrzehnten nicht abzusaufen. Und stilbildend.

Adrians Favorit: Uuuunder Jolly Roger

metal.de: Hast du ein Lebensmotto?

Adrian: „Wild and free“ ist irgendwer seit „Blazon Stone“ auf praktisch jedem Album von RUNNING WILD. Oder irgendwer will das dringend sein. Das kommt meiner Einstellung, meinem Wesen trotz aller Treue zu Rolf schon recht nah.

metal.de: Zum Schluss noch einmal was anderes, wo du gerade schon VOIVOD bzw. Korgüll The Exterminator ansprachst: Wie sieht dein Verhältnis zu den Kollegen aus? Gibt es Kontakt in der Szene? Freundschaften?

Adrian: Klar gibt es Freundschaften. Korgüll ist schon ein bisschen zu weit draußen. Aber Snaggletooth von MOTÖRHEAD ist auch so ein alter Haudegen wie ich und trotzdem cool geblieben. Mit dem kann kann man immer gut einen draufmachen. Mast- und Schotbruch auf der anderen Seite, Lemmy!

Galerie mit 15 Bildern: Running Wild - Rockharz 2022

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20.03.2018

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2 Kommentare zu Running Wild - Adrian über Coolness, Mike Ness und (Salz-)Wasser

  1. metalfreak sagt:

    Death or Glory fuer mich einer der groessten deutschen Metalklassiker, auf diesem Teil meine ich ist auch viel geschrieben vom mittlerweile verstorbenen englischen Drummer Finlay. Ein Meisterwerk.

    1. DieBlindeGardine sagt:

      An den Texten hat Finlay mitgearbeitet, bis auf das Instrumental „Highland Glory“ und den Titeltrack ist die Musik aber komplett von Rolf glaube ich. Ich bevorzuge tatsächlich „Black Hand Inn“ und „Port Royal“.