Dead
30. Todestag: Zwischen Nachruf und Mythos

Special

“Morbid are into: other dimensions, the dark side of magic, guts, animal sex, killing dandys, satanism and Anton Lavey”
Brief von Dead an Metalion (Slayer Magazine)

December Moon

Für Dead war die Sache ganz klar. “We are a BLACKMETALBAND.” So jedenfalls stellte er sich und seine Band MORBID bei Metalion vom Slayer Magazin in einem Brief vor. Auch wenn die “December Moon”-Demo nicht grundsätzlich dem entspricht, was heutzutage als Black Metal katalogisiert wird, sind die Einflüsse auf alle erdenklichen Genres des extremen Metals mannigfaltig. Und das in beide Richtungen. MORBID haben VENOM, BATHORY, den frühen Ruhrpott-Thrash, schwedischen Death Metal im Proto-Stadium und harschen Speed Metal inhaliert und mit den düsteren Visionen und Ansichten ihres Sängers verbunden. Die Attitüde der Demo ist noch heute legendär und nicht weniger als stilprägend für die gesamte schwarze Szene.

Diese Bedeutung der Demo, welche ihrerzeit eher unterschätzt wurde, beziehungsweise unbekannt geblieben ist, ist also ungebrochen. Die Faszination der Spurensuche und gleichzeitig Relevanz des Materials zeigt sich in einer unüberschaubaren Anzahl von Bootlegs und Wiederveröffentlichungen mit dem Demo- und Livematerial der Band.

Morbid - Year Of The Goat

Morbid – Year Of The Goat

Am bekanntesten dürfte die MORBID/MAYHEM-Split “A Tribute To The Black Emperors” (Bootleg, 1994) sein. Enthalten ist natürlich “December Moon” als Beitrag von MORBID. Ebenso relevant ist “Ancient Morbidity” (2010), welche als Beilage zum Slayer Magazin #20 erschien und frühe Demoaufnahmen und eine Live-Version enthält. Century Media leistete ein Jahr später mit der fantastischen Compilation “Year Of The Goat” (2011) die wohl beste Zusammenstellung auf dreifachem Vinyl nebst ausführlichen Liner Notes. Auch hier enthalten, es ist leicht zu erraten, als Herzstück und Höhepunkt “December Moon”. Diese Aufzählung ließe sich wochenlang fortführen.

Pioniere im Schatten

Was ist nun das besondere an der Demo? “December Moon” überrascht zunächst einmal musikalisch mit zahlreichen Breaks, Riffs und Tempowechseln, welche zum einen die bereits zu diesem Zeitpunkt beeindruckenden technischen Fähigkeiten der Band illustriert und zum anderen die beinahe pedantische Detailversessenheit von MORBID und Dead. Kein Wunder, dass MORBID als musikalischer Inkubator für Bands wie MAYHEM, ENTOMBED und NIHILIST diente.

Leider ist der Sound von “December Moon” nicht ideal und es ist überliefert, dass auch die Band die ersten Rohmixe dem finalen Ergebnis vorzog. Der Respekt vor Styrbjörn Wahlquist (HEAVY LOAD), der die Aufnahmen im Thunderload Studio leitete, ließ die Band jedoch von Kritik absehen, sodass der Klang von “December Moon” aus Sicht von MORBID und auch heutigen Hörern bestenfalls als Kompromiss verstanden werden kann.

Sound, Technik und musikalische Einflüsse. Dies sind alles Dinge aus dieser Welt. Sie können unter dem Mikroskop der rückblickenden Analyse und historischen Betrachtung erklärt und eingeordnet werden. Nicht einzuordnen, weil metaphysisch, ist hingegen das Besondere und gleichzeitig Charakteristische der “December Moon”-Demo: Der außerweltliche Beitrag von Dead als Sänger. Der Stil von Dead ist nicht wirklich zu beschreiben, den schönsten Versuch fanden wir tatsächlich in der Kommentarspalte von Youtube:

“Dead was 18 when he recorded this. He sounds like a 10,000 year old demon […].”
Makurrado Shi, 2021.

Es würde wenig wundern, wenn Attila Csihar für seine Arbeit zu “De Mysteriis Dom. Sathanas” (1994) gelegentlich bei “December Moon” gespickt hätte. Und so schließt sich der Kreis, denn sowohl sein Leben, als auch sein künstlerisches Schaffen, sollten, einmal den Händen entrissen, den Heavy Metal für immer verändern.

(SW)

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08.04.2021

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4 Kommentare zu Dead - 30. Todestag: Zwischen Nachruf und Mythos

  1. nili68 sagt:

    > Mit seinem Gesangsstil und seinem Bühnenauftritt drückte er den gerade entstehenden Death- und Black-Metal-Szenen Skandinaviens seinen Stempel auf.Neben dem Image war es eben auch die Qualität seiner Kunst, die sich durchsetzte.<

    *ÄHEM* *räusper* *hust*

  2. nili68 sagt:

    Das entspricht zwar nicht dem, was ich geschrieben habe, aber die Kommentarfunktion ist wohl Mayhem-Fan..

  3. rickyspanish sagt:

    *ÄHEM* rückwärts: MEHÄ*
    Ist reine Geschmackssache (wie alles), ich kann der OUT FROM THE DARK durchaus etwas abgewinnen.

  4. rickyspanish sagt:

    Und MORBID, so verkehrt klingt das nicht (auch, wie immer, Geschmackssache).