Blutvial
Interview zu "I Speak Of The Devil"

Interview

BLUTVIAL, das Nebenprojekt des CODE-Gitarristen Aort, haben gerade mit „I Speak Of The Devil“ ein Debut herausgerotzt, das viele ach so trve Black Metal-Kapellen verdammt alt aussehen lässt. Das schreit nach einem Gespräch mit Mastermind Aort himself über Hintergründe und Konzepte des englischen Zwei-Mann-Projektes.

Blutvial

Hallo Aort! Vielen Dank für das Interview. Könntest du uns zunächst ein bisschen was zur Geschichte BLUTVIALs erzählen?

BLUTVIAL ist aus meinem Bedürfnis entstanden, die dunkelsten und brutalsten Ecken des Black Metal zu erkunden. Einen Ort für das Ausmaß an Dunkelheit und Verdorbenheit zu finden, welches außerhalb von allem liegt, das ich bisher erschaffen habe. Ewchmylaen hatte vor kurzem REIGN OF EREBUS für beendet erklärt und brauchte daher auch ein Ventil für die brutalste Musik, die in ihm steckt, also haben wir uns zusammengetan. Unsere erste Veröffentlichung war die “Full Moon Possession“-7’’, die von Ledo Takas Records unters Volk gebracht wurde, und wir haben mit unserem Debut-Album “I Speak Of The Devil“ über Spikefarm Records gerade unseren zweiten Schritt gemacht.

Der Name BLUTVIAL ist eine Kombination aus einem deutschen und einem englischen Begriff (“vial“ bedeutet so viel wie Ampulle/Fläschchen). Gibt es dafür einen speziellen Grund?

Wir haben den Bandnamen aus rein ästhetischen Gründen gewählt, es hat also nichts mit irgendeiner tiefer greifenden Ideologie zu tun. Wir wollten, dass diejenigen, die den Namen sehen, keine Zweifel an unseren Absichten hegen. Pure black hell!

Wo seht ihr BLUTVIAL im heutigen Black Metal-Universum? Kannst du uns ein paar Einflüsse nennen?

Wir sind eine sehr introvertierte Band und schreiben Musik für uns selbst und haben auch nicht das Bedürfnis, irgendwo in die heutige Szene hineinzupassen. Das wäre ein ziemlich deprimierender Beweggrund, Musik zu machen. Wir haben einfach all unsere Einflüsse der letzten 15-18 Jahre mit an Bord genommen und den aggressivsten und härtesten Black Metal geschrieben, den wir konnten. Es gibt vermutlich den ein oder anderen Wink in Richtung DARKTHRONE, älterer GORGOROTH, BATHORY, ILDJARN und MYSTICUM.

Mit BLUTVIAL spielt ihr – wie du ja gerade sagtest – relativ geradlinigen Black Metal, während du mit CODE gerade ein Album veröffentlicht hast, das die musikalischen “Grenzen“ des Black Metal in weiten Teilen hinter sich lässt. Was sind deiner Meinung nach die Unterschiede zwischen diesen beiden Visionen, denen du folgst – oder ist es doch EINE Vision mit zwei unterschiedlichen Gesichtern?

CODE und BLUTVIAL sind zwei vollkommen unterschiedliche Vorhaben. Der Kernaspekt von BLUTVIAL ist in keiner Weise, progressive Musik zu machen, es geht einzig und allein darum, möglichst brutalen und grimmigen Black Metal zu spielen. Falls es uns dabei passiert, anderen Bands damit auf die Füße zu treten, interessiert und das einen Scheiß. BLUTVIAL ist etwas, in dem es keine Beachtung für andere Bands oder Gruppierungen von Leuten gibt. Es macht für mich keinen Sinn, eine weitere Band zu führen, die CODE irgendwie ähnlich klingt, denn das würde nur zu einer Verwässerung der Essenz CODEs führen – und das ist Quatsch. BLUTVIAL ist der Ort, wo die Intelligenz abgeschaltet wird… es ist eine rein körperliche Reaktion auf Musik, die aus dem Bauch kommt.

Wie ich herausfinden konnte, ist das Wort “Hiraeth“, der Titel des letzten Songs auf dem Album, ein walisischer Begriff, der nicht vollständig ins Englische übersetzt werden kann, näherungsweise bedeutet es “Heimweh“ oder “Sehnsucht nach der Heimat“. Einen christlichen Pfarrer im Kontext des Black Metal zu zitieren mag ungewöhnlich scheinen, aber ich habe folgenden Satz gefunden, der von Martyn Lloyd-Jones stammt: “Es ist schwierig, Hiraeth zu definieren, aber für mich bedeutet es das Bewusstsein des Menschen, fern seiner Heimat zu sein, fern allem, was ihm wichtig ist. Das ist der Grund, warum dieses Gefühl auch inmitten einer Menge Völker inmitten der Schönheit der Natur auftreten kann; wie ein Christ sich nach dem Himmel sehnt.“ Was würdest du als die “Heimat“ sehen, nach der sich “I Speak Of The Devil“ am Ende sehnt?

Jegliche Meinung eines Pfarrers zur Bedeutung des Wortes ist völlig irrelevant für uns. Es ist ein walisischer Begriff und sein Ursprung ist vor der Ankunft des Christentums in Wales datiert, also können uns seine Ansichten gestohlen bleiben. Hiraeth ist für uns im Wesentlichen eher das Verlangen nach einem Ideal… einem Ideal ohne die Fallen der Menschheit, der Moderne; eine Umordnung der Prioritäten. Es ist das Verlangen, Trivialitäten abzulehnen und zur Essenz dessen zurückzukehren, wie das Verhältnis des Menschen zu seiner Umgebung sein sollte; nicht nur zu existieren, um an dem modernen Zyklus unseres gehaltlosen Lebens teilzunehmen. Wenn du dir die Texte mal genau anschaust, ist Hiraeth die Auflösung oder ein anderer Standpunkt dessen, was in “Raging Winds“ beschrieben wird [leider hatte ich zum Zeitpunkt des Interviews nur eine Promo-CD ohne die Texte – Anm. d. Verf.].

Es gibt einen weiteren Song mit einem interessanten Titel: “1584“ – Ich vermute, dass es sich dabei um eine Jahreszahl handelt, aber ich konnte keine Hinweise darauf finden, wofür sie stehen könnte (so wie beispielsweise 1349 für die Pest-Epidemie in Norwegen steht). Könntest du mich erleuchten?

1584 ist das Jahr, in dem der Text, der im Songtext verwendet wird, geschrieben wurde (also bevor wir ihn ein wenig für unsere Zwecke zurechtbogen). Er wurde von einem Okkultisten geschrieben, der einen ziemlichen Ruf genießt. Ich denke aber, dass ich diese Dinge nicht einfach so in einem Interview preisgeben möchte. es gibt Hinweise im Songtext und im zusätzlichen Text im Inlay des Albums. Finde heraus, um wen es sich handelt und vielleicht kannst du damit eine neue Wertschätzung des Songs erreichen [Tja, siehe oben… wer’s raushat, schreibt mir bitte eine Mail – Anm. d. Verf.]

Was ist mit dem allgemeinen Konzept hinter “I Speak Of The Devil“? Gibt es eins oder sind die Songs nur mehr oder weniger durch eine gemeinsame Vision zusammengehalten?

Wie ich schon sagte behandeln “Hiraeth“ und “Raging Winds“ ähnliche Motive. Songs wie “Our Hallowed Bones“ und “Seethe My Darkness“ basieren auf einem Text des Alten Testaments und zu einem gewissen Grad auch auf den Werken von Milton. Der Niedergang des Menschen und der Einfluss Luzifers sind generell ziemlich wichtig, auch im Albumcover und –titel. Alles was wir tun, kann mit feindlichen Prinzipien und Idealen in Verbindung gebracht werden. Wir stellen in Frage, wir widersetzen uns, darum geht es auf dem Album.

Mit “I Speak Of The Devil“ werdet ihr sicherlich einige Aufmerksamkeit in der Black Metal-Welt bekommen. Gibt es schon Pläne für den Nachfolger und wenn ja, was können wir erwarten?

Ja, wir arbeiten bereits am Nachfolger zu unserem Debut. Schreiben und Aufnehmen ist bei BLUTVIAL ein sehr organischer Prozess, es wird also nicht lange dauern, bis das zweite Album fertig ist, würde ich sagen. Es wird in einigen Aspekten anders sein, aber worin genau, da sind noch nicht mal wir uns sicher. Aber sei beruhigt, unsere raison d’etre wird sich nicht verändern und wir werden immer den barbarischsten Black Metal produzieren, den wir aufbringen können.

Vielen Dank für das Interview – wie immer gehören die letzten Worte dir:

Ich habe dem nichts hinzuzufügen, außer: Besorgt euch “I Speak Of The Devil“ und erlebt die Hölle!

15.08.2009

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