Destruction
Keine Nachahmer

Interview

Ihr wart ja schon immer eine sehr sozialkritische Band. Der Titel der neuen Platte „Born To Perish“ klingt auch nicht nach einem optimistischen Weltbild. Was ist die Idee dahinter?

Schmier: Haha, ja, über Regenbögen und Einhörner sollen andere singen. Ich denke, als Thrash-Metal-Band hast du die Verantwortung über das Leben zu schreiben. „Born To Perish“ ist eine extremere Variante von „Born to die“. Wir leben alle, um zu sterben. Was dazwischen passiert, ist das, was wir erleben und was wir daraus machen.

So sind die Texte auch gehalten. Sie handeln vom Leben. Am Ende des Tages sind wir alle dazu verdammt oder vielleicht auch auserkoren, zu sterben. So genau weiß das ja keiner. Deswegen ist die Platte ist auch etwas düsterer ausgefallen, genau wie das Cover und die Texte. Aber die Texte sind auch immer wieder lebensbejahend oder motivierend.

„Inspired By Death“ zum Beispiel habe ich geschrieben, nachdem in einer Woche drei Musiker gestorben waren. Alle drei waren alte Kumpels von mir. Meine Emotionen habe ich im Text niedergeschrieben. Was mit emotionalen Worten sehr traurig beginnt, wird später sehr positiv, so nach dem Motto „Genieße den Moment“.

Meine Texte sind also ganz sicher keine Anleitung zum Suizid, sondern suchen eher nach Lösungen für Probleme. Das ist auch der rote Faden des Albums. Es gibt sehr viel Sozialkritik und damit fühl ich mich auch am wohlsten.

Ich kann mich sehr gut daran erinnern, dass ich den Titel „Born To Perish“ hatte. Einige meiner Musikerkollegen meinten: „Mach das nicht, das klingt viel zu negativ.“ Aber ich denke, dass DESTRUCTION-Fans wissen, worum es bei uns geht, und das richtig verstehen.

 Weniger Druck

„Inspired By Death“ ist aufgrund seines melodischen Riffings einer meiner Lieblingssongs auf dem Album. Die Gitarrenarbeit war bei euch schon immer sehr gut. Dass „Born To Perish“ da noch einen draufsetzt, liegt sicherlich an der Tatsache, dass es jetzt zwei Gitarristen gibt. DESTRUCTION hatten in den 90ern schon mal zwei Gitarristen, nur warst du zu dieser Zeit nicht dabei. Wieso habt ihr jetzt doch wieder einen zweiten Gitarristen in die Band geholt?

Schmier: Ja, ich hab da schon ein kleines Zwei-Gitarren-Trauma. Als der zweite kam, ging es für mich bergab und ich wurde dann aus der Band geworfen. Einige meinten auch „Oh nein, jetzt haben sie wieder zwei Gitarren, die Band bricht wieder auseinander.“ Das haben wir natürlich alles bedacht.

Wir haben jetzt über viele Jahre darüber nachgedacht, weil man als Trio einfach limitiert ist. Diesmal hatten wir keine Limitierung. Wir konnten mehr Harmonien einbringen, mehr Soli spielen und Overdubs einbringen, die wir live auch umsetzen können. Es gibt immer zwei Möglichkeiten. Entweder man macht es total puristisch und punkig oder so wie wir jetzt mit mehr Dampf und Finesse.

Natürlich hat Damir einen großen Teil dazu beigetragen, weil er ein fantastsicher Gitarrist ist. Er ist seit vielen Jahren ein Freund der Band und ein großer DESTRUCTION-Fan. Er meinte zu uns: „Ich will keine Songs schreiben, denn ihr seid DESTRUCTION. Aber ich trage gerne meinen Teil dazu bei.“ Und so haben wir es gemacht. Er hatte völlig freie Hand und bei seinen Soli einfach drauflos gespielt.

Mike ist sehr zufrieden, weil er jetzt einen an der Seite hat, der Löcher stopft. Außerdem nimmt das eine Menge Druck von der Sache, denn als einziger Gitarrist hat man auch eine Menge Verantwortung. Wir haben jetzt knapp 30, 40 Shows zu viert gespielt und uns schon manchmal gefragt, warum wir das nicht schon eher gemacht haben. Aber das war eben eine Frage des richtigen Timings.

Mille Petrozza von KREATOR hat mich da auch ein bisschen hingestoßen. Bei einer Show im vergangenen Jahr fragte er, wie es denn jetzt mit einem zweiten Gitarristen aussähe. Und er meinte: „Warum nehmt ihr nicht den Damir? Der ist doch ein guter Kumpel von euch.“ Manchmal ist das Naheliegende eben zu naheliegend. Ich hab eine Nach drüber geschlafen und dachte: „Mille hat Recht. Es ist Quatsch nach jemandem zu suchen, wenn der passende so nah ist und quasi um die Ecke wohnt.“

Zudem ist Damir Gitarrenlehrer und immer beschäftigt. Ich dachte, er hätte eh keine Zeit. Als ich ihn gefragt habe, ist er aus allen Wolken gefallen und meinte „Das ist doch nicht dein Ernst?“ In der Beziehung haben wir alles richtig gemacht. Es ist wieder viel excitement in der Band und wir verstehen uns alle sehr gut, weil wir uns schon so lange kennen. Es herrscht ein frischer Wind in der Band, was ich es seit Jahren nicht erlebt habe. Es ist toll, dass sowas auch noch nach 36 Jahren im Business passieren kann.

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07.08.2019

"Irgendeiner wartet immer."

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1 Kommentar zu Destruction - Keine Nachahmer

  1. nili68 sagt:

    Mist, jetzt hab‘ ich mich bei den Erbsen wieder verzählt. Also, von vorne:

    „Born To Perish“ ist eine extremere Variante von „Born to die“.

    Also, für mich ist das irgendwie das gleiche.. 😀