Destruction
Keine Nachahmer

Interview

Als ihr bekanntgeben habt, dass ihr mit zwei Gitarristen weitermacht, habe ich im Internet ein wenig die Reaktionen beobachtet. Da haben euch einige Internethelden unterstellt, ihr würdet jetzt SODOM nachahmen, die vergangenes Jahr den gleichen Schritt gemacht hatten. Was würdest du jemanden Antworten, der dir das ins Gesicht sagt?

Schmier: Also DESTRUCTION waren damals in den 80ern die erste deutsche Trash-Band, die mit zwei Gitarren experimentiert hat. Wir haben damit angefangen. Und dann muss ich sagen: Wen interessiert es? SODOM haben immer ihr Ding gemacht. Wir haben immer unser Ding gemacht. Auch darüber hab ich mit Mille geredet. Er sagte auch nur: „Wen interessiert es?“

Letztendlich hat jede Band ihre eigene Identität. Bei uns ist es so, dass wir nur eine Gitarre ergänzt haben, die wir im Studio schon immer hatten. Wir hatten ja auch oft Gastgitarristen. Ol Drake [EVILE-Gitarrist – Amn. d. Verf.] zum Beispiel, der übrigens auch lange Zeit als zweiter Gitarrist für DESTRUCTION in Frage kam.

Es ist auf jeden Fall Quatsch, dass wir SODOM irgendwas nachmachen. Das weiß auch Tom Angelripper. Der hat es sofort total begrüßt, dass wir jetzt zwei Gitarren haben. Der kennt uns ja auch schon seit Ende der 80er. Wir tauschen uns als Musiker immer aus, aber es ist nicht so, dass wir uns gegenseitig die Butter vom Brot nehmen. Dafür sind wir alle viel zu eigen und dafür ist auch viel zu viel Respekt voreinander da.

Jetzt wart ihr Anfang des Jahres mit OVERKILL auf Tour und habt auf einer Platte gesessen, die schon fertig war, aber noch keiner kannte. Deshalb konntet ihr auch noch keine Songs davon präsentieren. Wie war das für euch?

Schmier: Ja, das ist immer schwierig. Viele Fans wissen das nicht, aber heute muss man die Platte schon vier Monate fertig haben, bevor sie rauskommt. Die Marketing-Kampagne muss eben groß geplant werden. Aber da wir immer sehr weitläufig im Voraus planen, klappt das bei uns sehr gut.

Doch natürlich ist das etwas unbefriedigt. Wir hatten neue Songs, aber durften sie noch nicht live spielen. Aber dafür haben wir jetzt fleißig geprobt. Bei den Festivals und dem zweiten Teil der OVERKILL-Tour neue Songs zu spielen, wird dann umso aufregender.

DESTRUCTION nehmen keinen Blatt vor den Mund

Ich habe gerade im neuen Deaf Forever die Kolumne von Tom Warrior gelesen. Er schreibt darüber, dass er es nicht verstehen kann, warum Musiker, die in ihrem Leben fragwürdige Dinge getan haben, von manchen Fans trotzdem abgefeiert werden. Wie stehst du als jemand, der sehr viel von sich persönlich in die Musik und vor allem die Texte einfließen lässt, zu dem Thema Trennung von Kunst und Künstler?

Schmier: Ich denke, es kommt drauf an, wie weit man geht. Natürlich sollte die Kunst immer frei sein. Aber wenn die Kunst anfängt, Sachen zu verherrlichen, die unmenschlich sind, wie zum Beispiel Rassismus oder Mord, dann hört der Spaß auch bei der Kunst auf. Ich weiß, es gibt Künstler, die das anders sehen. Und ich bin auch jemand, der das offen sieht und sagt „Kunst darf alles.“ Kunst ist eine der letzten Freiheiten der Menschheit. Aber es gibt eben auch so etwas wie Menschenrechte und die muss man beachten.

Bei dem, was Tom da geschrieben hat, geht es natürlich auch um die Rebellion. Das Gesetz brechen, ein Outlaw sein. Natürlich werden dann Leute verherrlicht, die fragwürdige Dinge getan haben, weil viele Menschen sich im Leben vieles nicht trauen und Entscheidungen vor sich herschieben. Deswegen verherrlichen sie dann solche „Bad Boys“.

Ist es dir denn wichtig als Musiker im Gegenzug eine positive Vorbildfunktion für andere zu erfüllen?

Schmier: Das ist immer so eine Frage. Es gibt viele Bands, die sagen, sie wollen mit Politik nichts zu tun haben. Und ich möchte auch niemandem meine Meinung aufdrängen. Aber natürlich schreibe ich meine persönlichen Sachen nieder. Aber wo du das gerade erwähnst: Ich hatte gestern erst ein Interview mit den Veranstaltern vom Rage Against Racism Festival. Da kamen direkt ein paar Nazi-Kommentare.

Ich fand es sehr verstörend, dass in der Metal-Szene mittlerweile so viele Nazis unterwegs sind, dass da auf der DESTRUCTION-Homepage direkt solche Kommentare kommen. Einer hat etwas nach dem Motto geschrieben „Verrat du dein Land und deine Ideologie. Ich verbrenn jetzt alle meine DESTRUCTION-Platten und lösche alle DESTRUCTION-Dateien auf meinem Computer.“ Da habe ich mich schon gefragt, wo wir mittlerweile gelandet sind. Da bin ich dann froh, dass ich bin wie ich bin. Ich sage offen meine Meinung und stehe dafür ein. Dass die Metal-Szene ganz nach rechts abdriftet, passiert hoffentlich nicht mehr in meinem Leben.

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07.08.2019

"Irgendeiner wartet immer."

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1 Kommentar zu Destruction - Keine Nachahmer

  1. nili68 sagt:

    Mist, jetzt hab‘ ich mich bei den Erbsen wieder verzählt. Also, von vorne:

    „Born To Perish“ ist eine extremere Variante von „Born to die“.

    Also, für mich ist das irgendwie das gleiche.. 😀