Disillusion
"Wir wollten keinen großen Bruch haben."

Interview

Machen wir mal eine kleine Reise in die Vergangenheit. Wir haben schon über „Gloria“ als „Ausreißer“ in der Diskografie von DISILLUSION gesprochen. Wie viel „Gloria“ steckt denn in „Ayam“?

Die „Gloria“-Diskussion ist immer schwierig, aber klar, die gefühlte Sprache der Musik von Songs wie „The Black Sea“ wurde auf der neuen Platte wieder mehr zugelassen. „The Liberation“ hatte einen anderen Auftrag als „Ayam“, das muss man noch dazu sagen. Vielleicht sind es die Stellen, wo es besonders finster und kalt wird, jetzt nicht im Death-Metal-Sinne, das ist dann „Gloria“. Die Enge, die Bedrängnis. Da reden wir nicht über den Musikstil, das können Gitarren oder Synthies sein. Der Sound ist auf jeden Fall da und ich habe auch Bock, so um die Ecke zu denken.

Ich sage auch immer, dass „Back To Times Of Splendor“ eher die wärmere Naturseite ist und „Gloria“ eher die kalte Industriestadt.

Ja, wenn man dann natürlich erwartet, dass wieder so ein Album kommt, das Herzenswärme ausstrahlt, dann ist das natürlich ein Schlag in die Weichteile, kann ich verstehen. Aber wir waren halt nicht so weit.

„Back To Times Of Splendor“ war unser erstes Album, da sind wir ganz anders rangegangen, aber was dann passiert ist, damit haben wir nicht gerechnet und keiner wusste, was es heißt, dann zwei Jahre später wieder ein Album abliefern zu müssen. Wir hatten keine Ahnung, wie es nach „The Sleep Of Restless Hours“ weitergehen soll. Und da war es nur klar, was ganz anderes zu machen. „Back To Times Of Splendor – Part 2“ wäre schief gegangen. Auch 20 Jahre später würde das nicht gelingen.

Was denkst du denn über euer Frühwerk, „Three Neuron Kings“ und „The Porter“?

Ich finde die sechs Songs alle mega, Punkt! Das ist natürlich nicht ausgearbeitet, das ist roh vom Sound her. Das sind zwei Gitarren, Bass und Schlagzeug, die absolut reduzierte Startvariante von allem, was danach kam.

Jetzt haben wir ein recht langes Portfolio und wir können nicht alles live spielen, ich verstehe auch die Jungs, dass das ganz vor ihrer Zeit war. Ich hätte da total Bock drauf. Ich höre die alle Jubeljahre mal an und stehe total dazu. Das ist das, was passiert ist, eine konkrete Zeit mit Jens und Rayk damals. Wir haben viel Gas gegeben und eine gute Energie. Wir sind auch alle Freunde. Diese Musik hat alles beschert, auch den Plattendeal mit Metal Blade.

Musikalisch stehe ich total dahinter, könnte man mal neu aufnehmen, aber sonst.

Gute Idee mit dem neu aufnehmen, dann ist es für die anderen auch näher dran und ich kann die Stücke der „The Porter“-Single live sehen.

„The Porter“ haben wir oft gespielt, das ist nur seit „The Liberation“ rausgefallen, weil es so viel ist und so viele kennen das Lied auch nicht und denken dann, dass das ein neuer Song ist. „Eternal Duality“ haben wir bestimmt 20 Jahre nicht gespielt.

Wo wir vom live spielen sprechen: wenn ihr wie in Hamburg wegen geringem Ticketverkauf absagen müsst, von einer wie prekären Lage reden wir denn dann?

Ich will jetzt keine Zahlen nennen, aber unterm Strich wären wir vom Stand zwölf Tage vorher noch mit den Produktionskosten im Minus gewesen. Das war uns zu riskant, ganz einfach. Das tut mir Leid für alle Hamburger und Bremer, weil es wieder ewig dauern wird, bis wir wieder im Norden sind. Aber gerade in dieser Zeit muss man echt aufpassen, ob wir 400 Euro ins Minus fahren wollen. Das ist an der Stelle leider Unsinn.

Hamburg hat halt auch ein mega Überangebot an Shows, auch während den OBSCURA-Shows waren in Hamburg eher wenig Leute. Klar, Berlin war super und Leipzig war bei unserer Headlinershow ausverkauft, damit haben wir überhaupt nicht gerechnet. Die Tour mit OBSCURA war natürlich mega für uns, wir sind an Orte gekommen, in denen wir noch nie waren und es hat uns als Band sehr nach vorne gebracht, die gleichen Stücke 30 Mal hintereinander zu spielen.

Wie weit schaut ihr denn in die Zukunft, Album Nummer fünf betreffend?

Es werden jetzt ein paar Wochen vergehen, dann treffen wir uns wieder privat und dann werden nochmal ein paar Wochen vergehen. Vorher möchte ich einfach mal ans Meer fahren oder in die Berge, um zu fühlen, wie es mir geht. Wir lassen „Ayam“ erstmal ankommen. Aber wir werden definitiv weiter machen. Was genau passiert, müssen wir sehen.

Vielen Dank Andy, ich freue mich, dass ihr aktiv bleibt!

Galerie mit 19 Bildern: Disillusion – Rock For Animal Rights 2023

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Quelle: Interview mit Andy Schmidt
17.11.2022

Redakteur für alle Genres, außer Grindcore, und zuständig für das Premieren-Ressort.

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