Dismember
Interview mit Fred Estby

Interview

Es kommt nicht alle Tage vor, dass man einen seiner Heroen vor’s Mikro bekommt, um ihn mit Fragen zu löchern. Von daher war es ein kleines Geschenk des Himmels, dass sich gerade Fred Estby, the man himself, anbot, ein paar Takte über DISMEMBER zu verlieren. Dabei stellte sich heraus, dass Herr Estby ein äußerst netter Zeitgenosse und sehr angenehmer Gesprächspartner ist, der alle Fragen mit einer Engelsgeduld beantwortet und selbst ein wenig aus dem privaten Nähkästchen plaudert.

Anlass dieser Unterhaltung war der Schwung an DISMEMBER Wiederveröffentlichungen, der dieser Tage vom schwedischen Label Regain, der neuen Heimat der Band, mit ordentlich Bonusmaterial und teilweise neuem Artwork ausgestattet, auf den Markt geschmissen wird. Erstmals auf CD erhältlich sind nun endlich die drei Demos aus den Jahren 1988-90, zu denen Fred natürlich ausführlich in seinen Erinnerungen an die Gründerzeit kramen musste. Herausgekommen ist ein geschichtlicher Rundumschlag, der die Biographie der Band von den Anfangstagen als Teenager bis zum heutigen Tage durchkaut. Den Anfang dieser Rückblende bildet allerdings die nicht allzu lange zurückliegende Vergangenheit…

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Wie kam es eigentlich dazu, dass ihr jetzt bei Regain unter Vertrag seid?

Weißt Du, ich habe vor einiger Zeit mit Pat [ehemaliger Karmageddon Promoter – Anm. d. Red.] über das Label [Karmageddon] usw. gesprochen und wir fanden, dass es einfach cool wäre, nach einem deutschen und einem holländischen Label endlich mal ein schwedisches auszuprobieren. Und es scheint, als seien Regain gerade im Kommen und dass sie ihre Sache gut machen. Es ist gut, etwas anderes auszuprobieren!

Stimmt, sie machen ja durch einige große Signings von sich reden. Denkst Du, sie werden noch wachsen?

Absolut! Ich denke, dass sie dieses und nächstes Jahr ziemlich Gas geben werden.

Zuvor habt Ihr ja bei Hammerheart unterschrieben, die dann pleite gingen, wenn ich nicht irre…

Ja, ich bin mir da nicht ganz sicher, aber es scheint, als seien die jetzt bankrott.

Wie habt Ihr das denn als Band miterlebt?

Nicht gut, wie Du Dir vorstellen kannst! Sie sind maßgeblich an der Verspätung von „Where Ironcrosses Grow“ schuld. Es hat mehr als ein Jahr länger gedauert, das Album zu veröffentlichen, weil sie mit verschiedenen Vertrieben rumgemacht haben. Sie behaupten zwar, dass wir so lange gebraucht hätten, um das Album aufzunehmen, aber im Endeffekt haben sie die Scheibe um ein Jahr verzögert. Außerdem haben wir von einigen Magazinen gehört, dass die Anzeigen der Promo-Kampagne für „Where Ironcrosses Grow“ nicht bezahlt worden seien, sodass es keine farbige Werbung gab. Als wir das Album herausbrachten – und auch in der Zeit danach – gab es einfach viel Gerede um Hammerheart, sodass sich die Option, bei ihnen zu bleiben, nicht allzu gut anfühlte.

Im Endeffekt kam „Ironcrosses“ dann auf dem Quasi-Nachfolge-Label Karmageddon Media heraus. War der Deal eigentlich für mehr als ein Album ausgelegt?

Der Deal bezog sich auf ein Album. Wir hatten einen Passus im Vertrag, der besagte, dass sie im Zuge der Promo eine bestimmte Anzahl ganzseitiger farbiger Anzeigen für das Album zu schalten hatten. Hätten sie diese Bedingung erfüllt, hätten sie eine vorrangige Option für ein weiteres Album einlösen können. Da sie die Bedingungen aber nicht erfüllt haben, konnten wir einfach wechseln.

Wart Ihr erleichtert, als Ihr da raus wart?

Ja.

Wie läuft es denn bisher mit Regain Records?

Wirklich gut! Sie haben eine sehr gute Promoabteilung aufgebaut, die für uns eine Menge Interviews arrangiert, egal wo wir sind oder spielen. Sie machen ihre Sache wirklich gut! Ich muss aber hinzufügen, dass Pat bei Karmageddon auch sehr gut war. Er hat uns eine Menge Interviews für das letzte Album an Land gezogen und uns wirklich gepusht. Er war wirklich jemand, auf den man sich bei Karmageddon verlassen konnte.

Er hat ja demletzt dort aufgehört…

Ich weiß. Ich weiß nicht, warum er aufgehört hat, aber ich glaube, er wollte einfach etwas anderes machen…

Nachdem Ihr nun bei Regain seid, veröffentlichen die beinahe Euren kompletten Backkatalog neu. Warum das?

Wir hatten die alten Alben fünf Jahre lang an Nuclear Blast lizenziert. Da wir aber kein Interesse mehr daran haben, sie über Blast zu veröffentlichen, wollten wir sichergehen, dass Regain sie erneut auflegen, damit wir für die nächsten fünf Jahre eben alles unter einem Dach haben.

Musstet Ihr die Rechte bei Blast zurückkaufen?

Nein, wir halten die Rechte selber. Mit Nuclear Blast hatten wir nur einen Lizenzvertrag. Ihnen gehören lediglich die Rechte an „Like An Everflowing Stream“. Als wir damals den Vertrag unterschrieben haben, waren wir noch so jung, dass wir keine Anwälte bezahlt haben, die die Verträge noch einmal überprüft haben. Bei den folgenden Alben haben wir ausgehandelt, dass die Rechte am Debüt bei NB bleiben, die folgenden Alben jedoch nur per Lizenz veröffentlicht werden. Soweit ich weiß, haben sie das Album mit Karmageddon jetzt aber gegen die Rechte an einem Album der APOKALYPTISCHEN REITER getauscht.

Die Rechte an „Where Ironcrosses Grow“ habt Ihr dann ja bestimmt auch…

Ja, auch hierbei handelt es sich um einen Lizenzvertrag. Im Jahr 2009 bekommen wir das Album auch zurück.

Die Idee, die alten Alben mit Bonusmaterial in Digipaks neu aufzulegen ist zwar ganz nett. Was mir allerdings fehlt, sind Liner Notes. Das ganze Unterfangen hat ja einen ziemlich retrospektiven Charakter und es wäre schön gewesen, wenn ein paar ergänzende Worte den Weg ins Booklet gefunden hätten. Was meinst Du, könnten wir die Liner Notes jetzt einfach nachholen?

Klar!

Fein, dann lass uns doch einfach mit dem Demos anfangen!

Oh Mann, das ist ganz schön lange her! Als ich im Mastering Studio saß und mir diese uralten Demos wieder angehört habe, fühlte sich das ganz schön komisch an. Wir waren jung und nicht gerade versiert an unseren Instrumenten oder wenn es darum ging, Songs zu schreiben. Dennoch denke ich, dass wir trotz allem etwas geschaffen haben, auf dem wir aufbauen konnten. Man hört auf jeden Fall einen Unterschied zwischen dem ersten und dem letzten Demo! Wir haben uns ziemlich entwickelt und während dieser Zeit, in der wir diese drei Demos aufgenommen haben, viel gespielt. Wir haben viel gelernt.

Nach zwei Demos habt Ihr die Band aufgelöst und Du bist CARNAGE beigetreten. Wie kam es zu diesem Schritt?

Damals war mein größter Traum, einen Plattendeal zu bekommen und ein Album aufzunehmen. Ich bin sehr eng mit den Jungs von ENTOMBED befreundet, und die hatten zu der Zeit Material für ein Album am Start, sie hatten ein Studio – das Sunlight – und haben das Album für Earache aufgenommen. Ich wollte einfach Schritthalten, weil ich die Entwicklung schon absehen konnte und wusste, dass diese Musik boomen würde! Ich wollte meine Musik zu dieser Zeit herausbringen, um die Hochphase nicht zu verpassen, in der alle Bands Verträge bekamen usw. Ich wollte nicht der letzte in Stockholm sein, der einen Vertrag für ein Album bekommt. Wenn Du Teenager bist, ist Dein zeitlicher Horizont sehr begrenzt und Du siehst alles sehr kurzfristig. Ich machte mir zwar keinen Stress daraus, aber ich war sehr kreativ und hatte eine Menge Songs im Kopf. Dann traf ich Michael [Amott, git (später u.a. CARCASS, ARCH ENEMY) – Anm. d. Red.], der schon ein wenig älter war als ich. Er hatte auch eine Menge vor und wollte unbedingt ein Album herausbringen. Mir war klar, dass es das beste wäre, mich mit ihm zusammenzutun, da wir beide kreativ waren und eine Veröffentlichung schnell realisieren konnten. Für das CARNAGE Album hatten wir Matti [Kärki, voc (damals CARBONIZED, ex-THERION, seither Sänger bei DISMEMBER)] und David [Blomquist, git, ehemals bass (damals kurzzeitig ENTOMBED, wo er auf dem 89er Demo „But Life Goes On“ den Bass bediente und erst später bei DISMEMBER die Gitarre übernahm)], mit dem ich DISMEMBER gegründet hatte, an Bord. Für das CARNAGE Album hatten wir eine Menge DISMEMBER Songs geschrieben.

Stimmt. Das gesamte zweite DISMEMBER Demo fand ja Verwendung auf „Dark Recollections“.

Richtig. Ich denke, wir haben den richtigen Schritt getan. Denn ansonsten hätte es noch eine Weile gedauert, bis wir mit DISMEMBER ein Album hätten herausbringen können. Damals waren es ja nur David, Robert [Sennebäck, git (gründete 1989 zusammen mit Johnny Hedlund UNLEASHED)] und ich, die in DISMEMBER spielten. Die beiden waren noch auf der Schule. Ich hab die Schule abgebrochen und einen Job angenommen, um die Demos und das ganze Drumherum zu finanzieren. Robert und David waren noch sehr jung. Sie wollten die Schule beenden und ihren Abschluss machen. Mir war das egal, ich wollte einfach spielen. Mir kam es immer so vor, als sei ich der Fahrer dieser Karre namens DISMEMBER und die beiden waren einfach dabei. Sie waren nicht so fixiert wie ich. Ich war dagegen ziemlich ruhelos und wollte so schnell wie möglich etwas auf die Reihe kriegen.

Hast Du Deinen Abschluss noch nachgeholt?

Nein, hahaha, hab ich nicht.

Haha, funktioniert ja auch ohne gut! Hättest Du DISMEMBER auch wiederbelebt, wenn Michael nicht zu CARCASS gegangen wäre?

Ja, ich denke schon. Die kurze Zeit, die wir zusammen für das CARNAGE Album zusammengearbeitet haben, hat alles gut funktioniert. Aber ich glaube, er wollte immer seine komplett eigene Band haben. In dieser Hinsicht ähneln wir uns sehr, denn ich bin da genauso. Ich wollte meine eigene Band und er wollte seine. Ich glaube nicht, dass es CARNAGE noch lange gegeben hätte.

Was war eigentlich der Grund dafür, dass Johan [Liiva, erster Sänger bei CARNAGE (später ARCH ENEMY, NONEXIST, heute: HEARSE)] die Band verlassen musste?

Im Prinzip aus einem ähnlichen Grund, aus dem ich auch DISMEMBER verlassen hatte, bevor ich zu CARNAGE stieß. Johan war nicht voll dazu entschlossen, nach Stockholm zu kommen und da ein Album aufzunehmen. Außerdem hatte er einen Job in Växjö, einer kleinen Stadt in Südschweden, wo CARNAGE praktisch entstanden sind. Michael wollte nach London gehen, weil er mit den Jungs von CARCASS und NAPALM DEATH befreundet war und Beziehungen zu Earache hatte. Johan war sich nicht sicher, ob er seinen Job aufgeben und sich voll auf die Musik konzentrieren sollte. Heute kann ich ihn verstehen, aber damals sagten wir eben ‚Scheiß auf Jobs, scheiß auf die Schule! Wir machen einfach unsere Musik, und das für den Rest unseres Lebens!‘ Er konnte sich damit nicht anfreunden, Johnny übrigens auch nicht.

OK, dann lass uns mal mit dem Debütalbum „Like An Everflowing Stream“ weitermachen.

Die Aufnahmen zu dem Album haben insgesamt 12 Tage gedauert und ich denke für diese kurze Zeit ist es eine gute Scheibe geworden! Ich glaube, dass wir zu der Zeit unseren Gitarrensound gefunden haben. Es ist ein ziemlich gutes Album für diese Zeit und wir hatten ein paar gute Songs, für die zu schreiben wir nicht allzu lange gebraucht haben. Wir haben wirklich gerne Songs geschrieben und waren sehr hungrig. Ich denke, das Album steht wirklich dafür, wie wir zu dieser Zeit waren: sehr hungrig und begierig darauf, auf Tour zu gehen und Alben aufzunehmen. Und das am besten gleichzeitig!

Warum habt Ihr für „Defective Decay“ eigentlich einen Harmonizer verwendet?

Ich weiß nicht. Wir hatten den Song für die Demos bereits zweimal aufgenommen. Nuclear Blast wollten ihn als Bonustrack, und weil wir keine Songs mehr übrig hatten, haben wir gesagt, dass wir ihn einfach noch einmal neu aufnehmen und aus Spaß etwas daran verändern.

Dann kam die „Pieces“ EP.

Meiner Meinung nach befinden sich auf „Pieces“ einige gute Songs und gutes Riffing. Unser Sound wurde etwas ausgeklügelter. Die Aufnahmen waren dafür sehr hastig, da sie zwischen zwei Tourneen stattfanden. Wir haben zu der Zeit viele Opening Slots für größere Bands auf größeren Touren gespielt. Die Scheibe haben wir in zwei oder drei Tagen eingespielt, um einfach unseren Namen präsent zu halten. Der Sound ist zwar nicht der beste, aber er ist sehr roh und darum wieder cool. Er ist zwar sehr harsch und roh, aber nicht so gut wie der, den wir auf dem Debüt hatten.

Danach kam „Indecent & Obscene“.

Zu dieser Zeit hatte wirklich niemand von uns einen Job. Wir haben fünf Tage die Woche geprobt. Wir waren die ganze Zeit auf Tour und haben versucht, unsere Musik ein wenig weiterzuentwickeln. Das Album ist ziemlich technisch und hat eine Menge Riffs in jedem Song. Der Aufbau der Lieder ist ziemlich unüblich und beinahe überfrachtet. In einigen Songs haben wir tatsächlich zu viele Bauteile verwendet, aber ich mag sie trotzdem! Der Sound mag vielleicht ein bisschen dünn sein, er ist nicht so roh wie auf dem ersten Album, hat aber doch ganz gut funktioniert. Momentan proben wir einige alte Songs von „Indecent & Obscene“ und „Pieces“, die wir wieder live spielen wollen.

Cool! Das freut einen! Handelt es sich bei den Re-Releases eigentlich um remasterte Versionen?

Ja, alle Alben wurden remastert für die Wiederveröffentlichung.

Habt Ihr dann nicht versucht, den Sound etwas auszubügeln?

Teilweise funktioniert es, einen Mastering Sound zu verbessern. Es ist ein Unterschied, wenn Du Remasters von einem alten 70ies Album machst, da die noch analog gemastert wurden. Als wir unsere Alben aufgenommen haben, war aber alles digital. Du kannst also nicht allzu viel daran machen. Wenn Du zu viel veränderst, werden die Leute den Sound nicht wiedererkennen. Ich denke, man sollte nicht zuviel daran herumdoktern.

Als nächstes Stand die „Casket Garden“ EP an.

Ja. Die haben wir auch nur veröffentlicht, weil wir zwischen zwei Tourneen etwas herausbringen mussten.

Und sie war praktisch ein Vorbote zu „Massive Killing Capacity“.

Ja, und das war eine ganz besondere Geschichte. Als es daran ging, dieses Album aufzunehmen, sagten uns Nuclear Blast, wir sollten langsamer werden und unseren Sound in Richtung ENTOMBED & Co., eben diesem Rock-Metal-Style, entwickeln. Damit waren wir nicht einverstanden. Thomas Skogsberg, der damals unser Produzent war [in den legendären Sunlight Studios – Anm. d. Red.], wollte das Album ohne uns produzieren, weil er dachte, er könnte uns dadurch einen besseren Sound verpassen. Im Endeffekt hat er eine Menge DISMEMBER-typisches herausgenommen und Dinge entfernt, die für ihn nicht in die Songs gehörten. Wir haben ihn sein Ding machen lassen. Wir haben einige gute Songs auf dem Album. Gleichzeitig ist es aber sehr simpel und geradlinig.

Und es ist das erste, das so richtig melodisch ist.

Ja, ich denke, das ist das Gute an dem Album: jeder hat sich mehr oder weniger am Songwriting beteiligt. Ich habe von den anderen Bandmitgliedern verlangt, dass sich jeder mit einbringt, wenn wir die Band Vollzeit betreiben wollen. Wenn man Geld verdient, dann mit den Songs. Und wenn man davon lebt, sollte auch jeder fähig sein, Songs zu schreiben! Wir haben eine Art Experiment daraus gemacht. Jeder in der Band hat je einen kompletten Song geschrieben, und zwar sowohl die Musik als auch den Text. Das war der Zeitpunkt, an dem wir die ganzen melodischen Einflüsse von David und Robert verstärkt in unseren Sound integriert haben.

Wart Ihr mit dem Album denn noch zufrieden, als es herauskam, wenn so viele verschiedene Leute ihren Einfluss darauf genommen haben?

Ja, schon. Das einzige, mit dem ich nicht wirklich glücklich bin, ist, dass wir beim Sound Kompromisse eingegangen sind. Gerade was die Gitarren anbelangt. Das hätten wir nicht tun sollen, auch wenn Thomas der alleinige Produzent der Scheibe war. Wir hätten den Gitarrensound nicht aus der Hand geben dürfen. Auf dem Re-Release befinden sich als Bonustracks einige Instrumentals, die ich als Demos für das Album aufgenommen hatte. Da kannst Du den ursprünglichen Gitarrensound hören. Er klingt einfach besser. Wie gesagt, wir hätten diesen Kompromiss nicht eingehen sollen. Abgesehen davon gab uns das aber die Gewissheit, dass wir nicht in die Richtung von ENTOMBED oder ähnlicher Bands gehen sollten, und stattdessen unseren eigenen, aggressiveren Death Metal Stil verfolgen sollten.

Die nächste Veröffentlichung war dann die „Misanthropic“ EP.

Zu der Zeit, als wir die Songs für „Death Metal“ und „Misanthropic“ gemacht haben, waren wir sehr produktiv. Wir fühlten, dass wir endlich Vergeltung für „Massive Killing Capacity“ üben konnten, indem wir uns mit einem aggressiveren Sound wieder auf die richtige Spur setzten. Wir haben eine Menge Songs geschrieben, die wir allerdings nicht aufheben wollten. Und so haben wir zuerst eine EP veröffentlicht.

Danach folgte dann „Death Metal“, was Eure letzte Produktion im Sunlight war.

Exakt. Das war auch das erste Album, das ich selber aufgenommen und produziert habe. Wie „Pieces“ hat auch dieses Album einen sehr rohen Sound. Ich hatte damals noch nicht die Erfahrung, die ich heute habe, aber es ist trotzdem ein gutes Album geworden, weil es wirklich in-your-face und absolut kompromisslos ist.

Danach habt Ihr ja immer im „Das Boot“ Studio aufgenommen. Wann wurde das Studio denn gegründet?

Das muss ein paar Monate nach dem Release von „Death Metal“ gewesen sein. Stian, dem das Gebäude gehört, hat das Studio gegründet und ich war als Produzent und Engineer für den gesamten Rock- und Heavy Metal Bereich zuständig.

Also nehmen auch Bands aus anderen Stilrichtungen dort auf?

Ja, schon. Aber wir haben noch nicht viele Aufnahmen in diesem Studio gemacht.

Nach „Death Metal“ gab es eine ziemlich lange Pause, bis endlich „Hate Campaign“ herauskam. Was ist in der Zwischenzeit geschehen?

Oh, eine Menge. Ich habe mich scheiden lassen, fand eine neue Freundin und bekam noch ein Kind. Es gab Veränderungen im Line-Up: Richard [Cabeza, bass (ex-CARBONIZED)] hat die Band nach der „Death Metal“ Tour verlassen. Für ihn kam Sharlee [D’Angelo, u.a. MERCYFUL FATE, ARCH ENEMY, WITCHERY, SINERGY, usw. usf.], der allerdings nicht so oft verfügbar war, da er in Göteborg lebt und noch in zig anderen Bands spielt. Es war ziemlich schwer, das alles auf die Reihe zu bekommen. David und ich haben fast die komplette Musik geschrieben und zusammen geprobt. Nur wir beide. Das war ganz schön hart. Es war eine schwere Zeit, in der wir alle viel nebenher arbeiten mussten, da die Musik nicht genug abgeworfen hat. Wenn man dann Nebenjobs hat findet man nicht die Zeit, um so oft zu proben und aufzunehmen wie man eigentlich sollte.

Stimmt es eigentlich, dass einige von Euch bei der Schwedischen Post beschäftigt waren?

Ja, ich habe einmal dort gearbeitet, aber das war noch zu Zeiten des dritten Demos. Die Jungs von ENTOMBED haben viel bei der Post gearbeitet.

Nachdem „Hate Campaign“ draußen war, habt Ihr Nuclear Blast verlassen und „Where Ironcrosses Grow“ aufgenommen.

Exakt. Das hat auch wieder eine Weile gedauert und es gab wieder Veränderungen beim Personal. Richard kam wieder zur Band zurück, ging dann aber nach Texas und hat dort geheiratet. Er war kaum an den Sessions zu „Ironcrosses“ beteiligt. Magnus [Sahlgren, bass (LAKE OF TEARS, TIAMAT)] hat die Band auch verlassen und war folglich überhaupt nicht an „Ironcrosses“ beteiligt. Das Album entstand durch mich, David und Matti, die wir fast alles selbst gemacht haben.

Auch wenn Du die Frage sicher schon zig-mal gehört hast: Was hat es mit dem Titel auf sich?

Es geht um den Krieg. Das „Ironcross“ (Eisernes Kreuz) kann eine Auszeichnung sein, die Du bekommst. Die eigentliche Bedeutung ist allerdings ein Grabstein an der Front, den die Armee „Ironcross“ nennt, und der aufgestellt wird, wenn jemand im Kampf fällt.

Mittlerweile sind wir in der Gegenwart angekommen. Kannst Du uns etwas über das anstehende neue Album erzählen?

Ja! Momentan sind wir fleißig am Proben und werden im August ins Studio gehen. Das Material fühlt sich sehr gut an und ich denke, es wird ein sehr intensives Album mit vielleicht elf oder zwölf Songs werden. Es wird sehr catchy sein und uns hoffentlich ein paar Stufen nach oben bringen. Zumindest fühlt es sich so an. Bei der Tour zum letzten Album haben wir viele Erfahrungen gesammelt und die Reaktionen auf die Scheibe waren durchweg sehr gut. Wir blicken sehr zuversichtlich in die Zukunft. Wir haben alle unsere Jobs aufgegeben und betreiben DISMEMBER jetzt fulltime.

Also wirft der Deal mit Regain so viel ab?

Naja, es sind eher die Live Auftritte, die das möglich machen.

Auf der letzten Tour wollte ich zu einer Eurer Shows kommen, aber Ihr musstet die ersten beiden Dates in Deutschland absagen. Was war da los?

Ich weiß bis heute nicht, was da passiert ist. Wir waren da! Als wir an der ersten Venue [Nürnberg – Anm. d. Red.] ankamen, war dort eine andere Band, die an diesem Abend in dem Club spielte. Der Promoter war nicht da und es hieß, die Show sei gecancelt. Dann fiel uns auf, dass sie die nächste Show in Stuttgart auch abgesagt hatten. Also kam der Kerl von der Booking Agentur zum Veranstaltungsort, sie haben dann den Promoter ausfindig gemacht und ihn aus seiner Wohnung geholt. Das war so ein Theater! Ich hab gehört, dass eine Menge Leute vor dem Club in Stuttgart gewartet haben, um die Show zu sehen.

Genau da wollte ich Euch sehen… wir waren ganz schön enttäuscht. Wird es denn zum neuen Album eine Tour geben?

Ja, definitiv! Wir sind schon an den Planungen und haben bereits Kontakt zu verschiedenen Agenturen. Wenn wir das Album aufgenommen haben, werden wir diesen Herbst ein wenig touren und die Scheibe hoffentlich im Januar veröffentlichen. Momentan verhandle ich mit einem Kerl aus Südostasien, um im Januar dort eine kleine Tour zu machen. Danach wollen wir auf Skandinavien-Tour gehen und im Anschluss durch Europa, bevor die Festivalsaison beginnt.

Das klingt sehr vielversprechend!

Ja, ich glaube, dass nächstes Jahr ein gutes Jahr wird.

Ja, das wünsche ich Euch auch nach all den Schwierigkeiten, die Ihr in den vergangenen Jahren hattet.

Ja, eine Menge Leute dachten, wir hätten uns aufgelöst, aber wir haben uns zurückgekämpft!

Alles Gute für Euch und danke für das nette Interview!

Danke, es war wirklich nett, mit Dir zu plaudern. Ich hoffe beim nächsten Mal verbockt niemand unseren Gig in Stuttgart!

Galerie mit 14 Bildern: Dismember - Party.San Metal Open Air 2022
27.06.2005

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