Kadavar und Elder
"... vielleicht einfach mal die Klappe halten und gucken, was passiert..."

Interview

metal.de: Jetzt habt ihr ja alle relativ viel gewechselt bei „Eldovar“ und jeder hat auch außerhalb seines „Stammplatzes“ Instrumente gespielt. Trotzdem vielleicht mal konservativ gefragt: Was ist in euren jeweiligen Positionen sonst das wichtigste, also jeweils als Gitarrist/Hauptsongwriter und Schlagzeuger, vielleicht nicht nur bei euren Bands, sondern auch insgesamt in der Musik?

Nick (ELDER): Also klar bin ich irgendwie Gitarrist und Hauptsongwriter bei ELDER, aber ich sehe mich persönlich gar nicht mehr so sehr in der Rolle als „Gitarrist“, eher als Komponist. Ich spiel ganz passabel Gitarre denke ich, aber zu Hause habe ich tatsächlich viel mehr mit Synthies und Keyboards gespielt als eine Gitarre in die Hand zu nehmen. Der Fokus auf die Musik und das „Gesamtprodukt“ ist mir mittlerweile einfach viel wichtiger als die Gitarre an sich. Wir haben uns musikalisch als Band auch weg von reiner Gitarrenmusik entwickelt, das spiegelt diesen Reifeprozess glaube ich wieder. Aber trotzdem, wenn ich natürlich live auf der Bühne stehe und hinter mir der Amp steht hat Gitarre auch eine ganz andere Power und natürlich hat das was Kraftvolles. Aber es geht bei ELDER ja nicht nur darum, sondern hauptsächlich um die Melodien, die Emotionen, die dadurch heraufbeschworen werden. Aber natürlich bin ich auch mit Gitarre aufgewachsen, das ist ein Teil von mir.

Ich weiß nicht ob ich die Frage so einfach beantworten kann, alle Instrumente sind mir wichtig, aber Gitarre macht mir schon am meisten Spaß wenn es darum geht, „laut“ zu sein. Ich bin aber auch ein bisschen raus, da ich einfach in letzter Zeit so wenig live gespielt habe und zuhause kommt es selten vor, dass ich Gitarre spiele, da setz ich mich eher ans Keyboard. Da verliert man auch ein wenig das Spielgefühl, was einen sonst so begleitet hat. Da ist man dann auch ein wenig raus. Ich hab auf jeden Fall ein Riesenloch, was Livekonzerte angeht, das ist etwas was in den letzten Jahren extrem gefehlt hat und deswegen bin ich vielleicht auch ein wenig weg von der Gitarre gekommen.

metal.de: War das bei KADAVAR ähnlich wie bei ELDER so, dass euch live spielen nicht nur um der Routine willen, sondern auch im Sinne von vielleicht Inspiration ein wenig gefehlt hat? Hatte die experimentelle Phase Auswirkungen darauf, wie ihr euer Hauptinstrument nun quasi mehr oder weniger zu schätzen wisst, nachdem ihr euch ja auch an anderen Dingen ausprobiert habt?

Tiger (KADAVAR): Der Live-Aspekt ist auf jeden Fall total wichtig. Man lernt mit jeder Show noch etwas neues dazu, es gibt immer noch Feinheiten an denen man arbeiten kann. Das Feedback vom Publikum ist auch etwas unersetzliches, um die Musik wirklich tief spüren zu können. Ich glaube wir haben auf unseren Shows immer wieder neu neu für uns formuliert, was gut funktioniert. Das läuft auch unterbewusst ab, wir setzen uns nicht später hin und analysieren unsere Shows, das passiert einfach wenn man live spielt.

Es gibt einfach eine gewisse Tiefe beim live spielen, in der sich die Musik mit dem Zustand von einem selber und auch anderen Menschen verbindet. Das ist nicht zu replizieren und deshalb muss es live auch irgendwann unbedingt wieder los gehen. Ich würde sagen, dass ich in diesen Momenten auch meine Rolle am Schlagzeug gefunden habe. Ich wollte nie Schlagzeuger werden, die Rolle hat mich irgendwie gefunden, es hat sich einfach irgendwie so entwickelt. Ich kann alle Instrumente so ein bisschen spielen, aber mit KADAVAR hat sich Schlagzeug einfach als Hauptinstrument für mich herauskristallisiert und auch den Stellenwert für mich persönlich erst mit der Band gewonnen.

metal.de: Ihr seid ja gerade bei KADAVAR auch mit sehr viel Leidenschaft dabei, es steckt ja auch ein gewisser Showaspekt als Entertainmentfaktor bei euch mit drin, auch gerade speziell du am Schlagzeug. Ist das etwas, was du bewusst dann mitmachst oder seid ihr einfach so „in the Zone“? Ich meine das nicht kritisch, das gibt ein ganz anderes Energielevel als eine Band, die „nur“ da steht und ihre Musik stumpf runterspielt.

Tiger (KADAVAR): Letzteres, darum geht es auch ja auch, das ist das Ding. Man will ja für die Zuschauer und auch sich selber am Limit spielen, so geht es mir zumindest. Ich möchte aufhören, irgendwelche normalen oder analytischen Gedanken während einer Show zu haben, sondern es muss einfach losgelöst davon funktionieren. Als Übung ist das viele Bewegen und expressiv sein einfach nur das Mittel dafür. Das ist zumindest meine Wahrnehmung, dass das über diesen Weg am besteh geschieht, um in diesen Zustand zu kommen. Wie für andere Tanzen vielleicht super wichtig ist, weil sie damit ihre Emotionen, ihren Zustand und sich selbst ausdrücken in der Bewegung, ist das bei uns eben die Musik, auch in dieser expressiven Art. Das ist für mich einfach das Schlagzeug spielen.

metal.de: Das wäre es dann soweit von mir, danke für eure Zeit und man sieht sich hoffentlich demnächst auf Tour!

Nick (ELDER): Danke dir auch.

Tiger (KADAVAR): Danke, tschau!

Galerie mit 22 Bildern: Kadavar - European Tour 2023 in BerlinGalerie mit 24 Bildern: Elder - Desertfest Berlin 2022

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Quelle: Zoom-Interview mit Nick (ELDER) und Tiger (KADAVAR)
26.12.2021

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