Sorcerer
"Aus der Perspektive eines Filmemachers."

Interview

In Euren Songs finden sich immer viele Elemente des klassischen Heavy Metal, besonders deutlich wird das natürlich, wenn Ihr auch das Tempo etwas anzieht. Seht Ihr Euch selbst als reine Doom Band und würdet Ihr sagen, dass das auch immer so bleiben soll? Oder könnte es auch sein, dass wir irgendwann mal eine reine Heavy-Metal-Platte von SORCERER zu hören bekommen?

Ich war nie besonders versessen auf all diese Sub-Genres. Die Musik, die wir spielen ist heavy. Natürlich, wenn Du in eine Bar gehst und ein Bier bestellen möchtest, ist es wichtig zu wissen, was für eine Art Bier Du haben willst. Ein IPA, ein Lager, was auch immer. Ich verstehe, dass das wichtig ist, um auszudrücken, was Deine Art von Bier ist. Auf eine gewisse Weise ist das auch bei Musik so. Ich meine, wir sind aus dem Doom heraus entstanden und an einem bestimmten Punkt, damals in den späten Achtzigern wollten wir die nächsten CANDLEMASS sein. Seit unserer Wiedervereinigung haben wir viel Metal und Hard Rock der Siebziger und Achtziger im Gepäck, Bands wie RAINBOW oder BLACK SABBATH. Das ist sehr klar und eigentlich sogar offensichtlicher als Doom.

Immer wenn ich den Song „The Underworld“ mit Deiner harten Betonung auf dem Wort „Light“ im Refrain höre, muss ich auch irgendwie an MANOWAR denken.

MANOWAR stehen bei mir wirklich hoch im Kurs. Es geht einfach nicht epischer als „Battle Hymns“. Für mich ist das also definitiv ein Kompliment. Ich weiß nicht, ob die anderen Jungs da zustimmen würden, aber für mich ist das fantastisch.

Wie sieht es bei Euch aktuell mit dem Thema Touren aus? Man hört gerade viel von komplett ausgebuchten Locations, schlecht laufenden Vorverkäufen aufgrund komplettem Überangebot an Bands, die unterwegs sind, gerade bei kleinen und mittelgroßen Gigs. Hattet Ihr damit auch schon Probleme?

Naja, SORCERER ist ja nicht wirklich eine tourende Band. Wir sind ziemlich alt, haben Kinder, Hypotheken, Jobs. Wir verdienen damit nicht unseren Lebensunterhalt, es ist eher ein fortgeschrittenes Hobby für uns, mehr oder weniger. Wir nehmen das sehr ernst, aber wir müssen auch dem Fakt ins Auge sehen, dass wir nicht in der Lage sein werden, davon zu leben, zumindest nicht in der näheren Zukunft. Es gibt einfach nicht genug Möglichkeiten für uns. Ich bin dieses Jahr 55 geworden. Wäre ich vor 25 Jahren an diesem Punkt gewesen, wäre ich vermutlich auf den Zug aufgesprungen. Ich denke zwar nicht, dass dieser Zug mittlerweile abgefahren ist, aber ich fühle mich ziemlich komfortabel in dem Zug, mit dem wir gerade fahren. Wir werden so viel spielen, wie wir können, fokussieren uns aber auf Festivals und Wochenend-Shows. Vielleicht machen wir nächstes Jahr eine einwöchige Tour durch Mitteleuropa, das prüfen wir gerade, da wir auch einen Deal mit einer neuen Booking-Agentur abgeschlossen haben. Mal sehen, was sie für uns tun können, aber es sind eigentlich auch bereits viele Dinge in Planung, im Moment. Wir haben für dieses und das kommende Jahr schon elf geplante Shows, es wird also mehr von uns geben als jemals zuvor.

Epic Doom scheint gerade wieder ein Revival zu feiern. CANDLEMASS bringen wieder regelmäßig neue Alben raus, Bands wie ATLANTEAN KODEX stehen irgendwo zwischen Heavy Metal und Epic Doom und THRONEHAMMER starten aktuell richtig durch. Ich würde sagen, dass Ihr zu diesem Aufschwung durchaus beigetragen habt. Wie siehst Du das und hörst Du selbst auch jüngere Bands aus Eurem Genre?

Das ist alles nur Hartnäckigkeit, wir sind einfach verdammt hartnäckig (lacht). Es gibt da draußen eine Menge Musik und ich war tatsächlich ziemlich neugierig was THRONEHAMMER angeht, weil sie uns in einem Soundcheck in einem der größeren Magazine geschlagen haben, wir waren zweite und sie erste. Ich habe mir also ihr Album angehört und das ist wirklich cooles Zeug. Ich wäre mehr als glücklich, wenn wir irgendwie mit dafür verantwortlich wären, die Fackel weiter hoch zu halten. Am Ende ist Musikmachen schon so lange Teil meines Lebens, ich war auch in verschiedenen Genres tätig. Ich singe Metal seit 35, fast 40 Jahren. Die Kreativität Musik zu machen ist das, was mich weitermachen lässt. Wenn die Menschen mögen, was ich mache, dann ist das perfekt. Aber natürlich ist das nichts, worüber ich nachdenke, wie den Doom zurück in den Mainstream zu bringen oder so was. Aber, Du könntest Recht damit haben, dass es gerade im Moment einen Aufschwung für diese Art der Musik gibt.

Konzertfoto von Sorcerer - Rock Hard Festival 2022

Ja, obwohl vermutlich viel von dem, was gerade so in der Szene passiert von „alten Menschen“ wie uns organisiert wird, also mindestens im Alter 40+ und das ist gefühlt auch oft die Mehrheit im Publikum. Außerdem, besonders wenn Du Dir die kleinen Indoor-Festivals anschaust, mit vier, fünf oder sechs Bands, sind die normalerweise von ein paar kompletten Maniacs organisiert, die nicht viel Geld damit verdienen, wenn überhaupt.

Aber ich denke, dass gerade das etwas ziemlich großartiges an der Art von Musik ist die wir – Du, ich und der Rest – so lieben. Es gibt ziemlich viele Leute, die sie immer noch sehr mögen. Es gibt außerdem auch ein paar jüngere Bands die gerade durchstarten, die sich entwickeln und ihr eigenes Ding machen wollen, vielleicht mehr Old-School-Zeug einfließen lassen wollen, was auch immer. Ich denke, das ist großartig. Und ich blicke dabei auch nicht herab, beispielsweise auf elektronische Musik. Ich mag sowieso alle Arten von Musik. Ich hoffe aber, dass dieser Trend weiter leben wird, weil ein Instrument zu spielen oder zu singen für mich einfach eine Kunstform darstellt. Es wäre wirklich traurig, wenn das verschwindet.

Ja genau, natürlich gilt das nicht nur für Metal. In der Stadt in der ich lebe, passiert relativ viel in Sachen elektronischer Musik, aber das wirklich coole Zeug ist auch fast nur von freiwilligen organisiert. Das ist heutzutage wohl einfach so, dass es fast unmöglich ist, angemessenes Geld mit Musik zu verdienen.

Ja, weil sich das Business im Vergleich zu den Achtzigern oder sogar den Neunzigern verändert hat. Als ich mein erstes Album mit LION’S SHARE veröffentlicht habe, da war es komplett anders. Das Label hatte uns komplett in der Hand. Heute ist es genau andersherum. Wir machen ein Album komplett in Eigenregie und übergeben es dann an die Plattenfirma. Natürlich sponsern sie uns, indem sie Geld auf den Tisch legen, aber trotzdem ist das ein ganz anderes Geschäft als früher. Auf eine gewisse Art und Weise ist das aber auch gut.

Natürlich hat das seine Vor- und Nachteile. Du bist zwar als Band freier, aber Geld ist halt einfach ein Thema.

Ja, da ist eben diese eine Kleinigkeit (lacht).

Vielen Dank, dass Du Dir die Zeit genommen hast, Anders.

Es hat wirklich Spaß gemacht mit Dir zu Quatschen, ich danke Dir!

Galerie mit 17 Bildern: Sorcerer - Rock Hard Festival 2022

Seiten in diesem Artikel

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Quelle: Interview mit Anders Engberg / Sorcerer
31.10.2023

"Time doesn't heal - it only makes you forget." (Ghost Brigade)

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