Elbriot 2017-
Welcome To The Riot -Der Festivalbericht
Konzertbericht
Hamburg 11:00 Uhr. Wir purzeln aus dem übervollem Regionalzug auf den Bahnsteig des Hamburger Hauptbahnhofes. Laune ist gut. Wach sind alle einigermaßen. Der Bahnhof erweist sich auf den ersten Blick sofort als Auffangbecken der verirrten Menschen der härteren, musikalischen Gangart. Also fröhlich in den Tross aus schwarzen Shirts und Hoodies eingereiht und brav wie damals im Kindergarten gemeinschaftlich zu Fuß aufgemacht in Richtung Großmarkt. Da Hamburg nach dem G20-Gipfel zu Recht etwas vorbelastet ist, was dunkel gekleidete Menschen in Massen anbelangt, müssen unterwegs noch fix zwei bis drei kleine Ömchen mit lieben und erklärenden Worten beruhigt werden. Nein, Nein, heute ist nichts schlimmes. Alles gut. Nur ein Festival. Nur Metal. Nur ELBRIOT.
Das ELBRIOT-Festival in Hamburg schreit diesen Samstag: „Welcome To The Riot“ zum fünften Mal in Folge. Diesmal zwar nur für einen Tag, statt wie bisher an zwei Tagen, aber dafür erneut mit einem Line-Up, welches Herzen höher hüpfen lassen kann. Dieses kleine Open-Air hat sich über die letzten Jahre erfolgreich zwischen allen bereits bestehenden Festivals etabliert, manifestiert und einen guten Ruf erarbeitet. Auf den letzten Metern Fußmarsch schnappe ich noch schnell elementare Tipps zur Pflege des Lieblings-Bandshirts auf („Hey, wie sieht denn dein ARCHITECTS-Shirt aus? Du wäschst das falsch. Das muss man schon auf Feinwäsche machen.“). Menschen vor mir verbreiten ihr Füllhorn des Waschsalon-Wissens ungefragterweise an bereits halb betrunkene Mitreisende. Unfreiwillig bestens informiert, fühle ich mich spätestens jetzt mehr als startklar für diesen Tag. Kann losgehen, Hamburg.
Galerie mit 88 Bildern: Impressionen vom Elbriot 2017
BURY TOMORROW sind als erstes an der Reihe und haben die leider undankbare Aufgabe mit ihrem Set, die noch etwas müden und zurückhaltenden Nordlichter aufzuwärmen. Pünktlich zum ersten Stakkato-Gewitter der Metalcorer aus Großbritannien verabschiedet sich die Sonne und BURY TOMORROW dürfen somit auch noch gegen die ersten Regentropfen des Tages ankämpfen. Wirklich keine einfache Sache und somit umso erstaunlicher, wie gut die Jungs das Kind schaukeln. In relativ kurzer Zeit haben sie alles unter Kontrolle und ziehen auf sympathische Art und Weise mit jeder Menge Interaktion sofort in den Bann. Plötzlich gibt es da Menschen, die auf dem Boden sitzen und trockenrudern. Kann man mal machen. Oder es darf dann auch mal im Namen des Metalcore auf Zuruf der Band der Nebenmann, ob bekannt oder unbekannt, mal fest gedrückt werden. Gruppenkuscheln Deluxe. Warum nicht. Die Truppe hat Bock und zaubert ein heiteres Potpourri ihres aktuellen Albums „Earthbound“aus dem Hut. Die Laune steigt, die ersten kleinen Circle Pits suchen und finden sich. Aufwärmübungen mit BURY TOMORROW um die Mittagszeit: läuft hervorragend.
Galerie mit 19 Bildern: Bury Tomorrow auf dem Elbriot Festival 2017
Wirklich gespannt bin ich auf: WHITECHAPEL. Es ist eine gefühlte Ewigkeit her, dass ich sie zuletzt live gesehen habe und deshalb freue ich mich, als sie nach BURY TOMORROW die Stage besteigen. Von Sekunde eins kommen Phil Bozemann und seine Gang extrem entspannt und lässig herüber. Solider Deathcore mitten in die Fresse. Mit Windbreaker-Jacke bekleidet trotzt Fronter Phil dem grauen Himmel und dem aufkommenden Wind während sich vor der Stage bei Klassikern wie “ I, Dementia“ weiter ausgiebigst warmgeschubst wird. Ich erblicke erste kleine Konfetti-Schnipsel in der Luft aber auch Möven, die verwirrt ihre Kreise über der Bühne ziehen, während WHITECHAPEL sich mit gechillter Brutalität durch ihre Playlist hacken. Mir und der immer weiter wachsenden Anzahl der bunten Menschen auf dem Gelände gefällt das ziemlich gut.
Galerie mit 19 Bildern: Whitechapel auf dem Elbriot 2017
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