Slayer
Slayer

Konzertbericht

Billing: Bloodsimple und Slayer
Konzert vom 2007-06-04 | Pier 2, Bremen

SLAYER in Bremen, das ist ungefähr so selten, wie ein Verkehrsunfall auf der Bahnhofstoilette. Zuletzt habe ich SLAYER in der Hansestadt gesehen, als die Clash-Of-The-Titans-Tour durch die Landen zog, das müsste Anfang der 90er gewesen sein; umso gespannter war ich natürlich, was die Herren Totschläger nach so langer Zeit nun abliefern würden. Ein paar Jahre sind ins Land gezogen, alle sind älter geworden (außer ich natürlich!) und die Musik hat sich ebenfalls entwickelt. Aber der Reihe nach…

Ich kam am Pier 2 pünktlich zu Beginn des SLAYER-Gigs an und betrat die Halle, als die Herren Araya, Hanneman, King und Lombardo die Bühne enterten. Das ist Timing pur, Mädels! Demnach habe ich natürlich den Auftritt der Vorband BLOODSIMPLE verpasst und kann über diese Truppe auch nichts weiter sagen.

Nachdem SLAYER loslegten, fiel zunächst der nicht wirklich perfekte Sound auf. Ich war schön häufiger im Pier 2 und bisher war die Klangkulisse immer Top, doch dieses Mal ließ es ein wenig zu wünschen übrig. Besonders das Schlagzeug, die Bassdrum und die ploppende Snare, übertönte viel zu oft die restlichen Instrumente, was ich ein wenig schade fand, denn die beiden Axtfetischisten Kerry King und Jeff Hanneman haben sich gut einen abgefummelt an ihren Sechs-Saiten-Monstern. Die Gitarren waren dementsprechend ein wenig leiser und während der schnellen Parts ging die Verständlichkeit leider häufig unter. Zu unklar, zu bratzig, zu schwach. Zwischendurch wirkte die Performance von King und Hanneman zudem ein wenig gelangweilt und ich hatte den Eindruck, dass sie sich zwingen mussten, richtig Bock auf den Gig zu haben; kann mich aber auch täuschen. Vielleicht war es auch einfach nur Professionalität, was die Beiden ausdrücken wollten.
Auch Tom Araya ist nicht mehr der Jüngste. Nicht mehr ganz so gut bei Atem quälte er sich häufiger durch die Stücke als sie brillant zu meistern. Mir gehen jetzt noch die Nackenhaare hoch, wenn ich daran denke, wie er die wirklich simpel melodischen Parts während „Dead Skin Mask“ verschandelt hat; grauenhaft!
Dave Lombardo und sein rundes, perfektes Spiel war einmal mehr der Hingucker und ich möchte mal behaupten, dass SLAYER ohne ihn hinterm Kit deutlich weniger Power hätten.

Die Songauswahl war nach meinem Geschmack eher durchwachsen, wobei das natürlich rein subjektiv ist, denn jeder hat seine eigenen Favoriten unter den Tracks dieser Band.
„Mandatory Suicide“ und „Die By The Sword“ kamen gut rüber, ebenso wie „Cult“ und „Supremist“ vom aktuellen Album „Christ Illusion“. Neben dem sehr geilen „War Ensemble“ und dem gesanglich vergeigten „Dead Skin Mask“ sowie einigen anderen mal mehr, mal weniger guten Liedern schwankte die Qualität des Gigs hin und her, hoch und runter. Besonders hervorstechend gegenüber kleineren Bands war die Tatsache, dass SLAYER eine recht gelungene Lightshow zur Effekthascherei nutzen konnten. Mal davon abgesehen, dass mir dieses ständige Geblitze nach einiger Zeit ziemlich auf die Augen ging, wurde mit allerlei Lichteffekten herumgespielt, die den jeweiligen Song wirklich cool in Szene, sozusagen ins rechte Licht setzten.
Höhepunkt des Gigs waren für mich die Songs von „Reign In Blood“, auf die ich die ganze Zeit gehofft hatte und die ehrlich gesagt der Ausschlag dafür waren, dass ich mir das Konzert überhaupt angesehen habe. Leider gaben SLAYER nur drei Stücke dieses begnadeten Meisterwerks zum Besten und auch hier muss ich mitunter scharf kritisieren. Verlief „Postmorten“ noch richtig gut, kam kurze Zeit später „Raining Blood“ zum Zug, dass einfach nur ein saugeiles Abgehlied ist. Die Fetzen flogen, aber so richtig! Als dann noch „Angel Of Death“ angestimmt wurde, konnte ich ein megafettes Grinsen nicht verbergen. Aber was war das? Araya lässt die Fans singen, die man allerdings aufgrund der Lautstärke kaum hören konnte. Tom sang lediglich einzelne Wörter, die am Anfang eines Taktes standen und hat bis auf den letzten Refrain des Liedes ansonsten kaum einen Mucks von sich gegeben; was für ein Blödsinn! Hätte man das Publikum richtig laut hören können, wäre sicher Gänsehaut-Feeling angesagt gewesen, aber so war ich schlicht und einfach nur enttäuscht von der Präsentation des Liedes.
Der Gnadenhammer an Frechheit war aber, dass SLAYER noch nicht einmal eine beschissene Zugabe gespielt haben, und dafür gibt man 39,- Euro aus. Unglaublich!
Sowieso verschwanden die Musiker zwischen den Stücken häufiger von der Bühne und der Grund war ganz bestimmt nicht (nur) das Wechseln von Gitarren und so… Leute aus dem Publikum, die unweit von mir standen, witzelten über mögliche Sauerstoffzelte, welche die alternden Herren zur Zwischenbelüftung brauchten, oder das abendliche Buffet, das bereits angerichtet war und die Musiker immer wieder zu sich rief…
Keine Ahnung, ist aber auch egal. Fakt ist, dass der Abend ziemlich durchwachsen war. Sicher, die Kids vor der Bühne sind absolut abgegangen und haben SLAYER wie die Bekloppten abgefeiert und nach dem Konzert hörte ich ein paar Mädels darüber reden, dass sie „ihn“ tatsächlich live gesehen haben (die meinten wohl Zottelbär Araya?)… Gottesanbetung!

Nun ja, Geschmäcker sind verschieden, meiner war’s lediglich bedingt. Ich für meinen Teil bin jedenfalls leicht enttäuscht nach eineinhalb Stunden SLAYER ohne Zugabe nach Hause gegangen und hab mich an vergangene Zeiten erinnert, in denen der Vierer noch reihenweise Schädel gespaltet hat. Immerhin kann mir Niemand die Erinnerung daran nehmen. Zudem ist das letzte Album „Christ Illusion“ wieder ein Schritt in die richtige Richtung und somit eine Art Anker. Es zeigt SLAYER von der besseren Seite. Ob ich mir die Band jedoch noch einmal live ansehe, werde ich mir das nächste Mal allerdings sehr gut überlegen…

Slayer

08.06.2007

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