Wolfheart
King Of The North Tour 2023

Konzertbericht

Billing: Wolfheart, Before The Dawn und Hinayana
Konzert vom 19.11.2023 | ORWOhaus, Berlin

Text: Sabine Langner, Oliver Schreyer (Berlin)

Bilder: Lea Wittkamm (München)

Kühl, doch wenig winterlich, werden die „Könige des Nordens“ an diesem Sonntag in Berlin empfangen. Die Melodic-Death-Metal-Tour mit dem Tuomas-Saukkonen-Doppel BEFORE THE DAWN und WOLFHEART hat noch die befreundeten HINAYANA aus Houston im Vorprogramm. Bei deren geografischer Einordnung denkt man nicht unbedingt an eine dem Billing angemessene Spielart. Doch ihr frostiger Melodic Death Metal passt klanglich perfekt in den Tourtross und bringt ausreichend skandinavisch anmutende Kälte mit sich, um die Anwesenden direkt mitten ins Geschehen zu bringen.

Routinierte „Wunsch-Skandinavier“

Die Show im großen Raum des ORWOhauses ist für einen Sonntag nicht schlecht besucht, aber fernab von ausverkauft. HINAYANA starten mit leichter Verspätung, aber ohne Umschweife und klarer stilistischer Ausrichtung. Die Band hat kurz nach Tourstart ihr neues Album „Shatter And Fall“ veröffentlicht und richtet den Fokus augenscheinlich auf das aktuelle Material. Der Auftritt selbst ist routiniert und ohne große Überraschungsmomente. Dass es gar keinen Track vom ersten Album „Order Divine“ auf die Ohren gibt, verwundert ein wenig. Aber bei den dargebotenen aktuellen Highlights wie „Reverse The Code“ und „Triptych Visions“ sowie den Brechern „A Tide Unturning“ und „Death Of The Cosmic“ von der letzten EP fällt es nicht ins Gewicht. Der Sound ist für die Location ausgewogen und die Band spielt sich zielsicher und präzise durch ihr Set. Auch wenn HINAYANA an diesem Abend sicher nicht die Bühne sprengen, sind sie ein überzeugender Opener und Tipp für Melo-Death-Death-Fans.

Setlist HINAYANA

  • Death Of The Cosmic
  • Cold Conception
  • In Sacred Delusion
  • Spirit And Matter
  • Reverse The Code
  • Triptych Visions
  • A Tide Unturning
Galerie mit 18 Bildern: Hinayana - King Of The North Tour 2023 in München

Großes Comeback-Kino

Die letzten 10 Jahre standen im Universum von Tuomas Saukkonen ganz und gar im Zeichen von WOLFHEART. Umso größer war die Überraschung, als er die Auferstehung seiner früheren Hauptband BEFORE THE DAWN samt erneuertem Line-up ankündigte. Die Erweckung des Phönix stieß bekannterweise Voice-Of-Finland-Vize Paavo Laapotti mit seiner imposanten Version des „Deadsong“ an. Dass „der Neue“ am Mikro fähig ist, bewies er bereits auf der im Sommer erschienen Platte „Stormbringers„. Aber wie steht es um die Bühnentauglichkeit?

Schon beim Opener „Unbreakable“ vom Erstling „My Darkness“ schwinden die Zweifel: Laapotti ist absolut „into it“. Dabei spielt es keine Rolle, ob er alte Kamellen oder aktuelle Tracks performt. Das gilt aber auch für den Rest der Band. Saukkonen verzieht hinter seinen Drums kaum eine Miene, freut sich wohl aber innerlich wie ein kleines Kind, dass er nicht mehr „vorturnen“ muss. Die dadurch fehlende zweite Gitarre kommt allerdings vom Band. Der Saiten-Sound ist insgesamt nicht optimal, aber das überspielen Gitarrist Juho Räihä und Basser Pyry Hanski einfach mit viel Action.

Bestens gelaunt spielen sich die Finnen quer durch das Gros ihrer Alben, wobei das jüngste mit lediglich drei Tracks vertreten ist. Das ist zwar ein wenig schade, aber da sich Paavo offensichtlich auch mit dem alten Material wohlfühlt, werden eben die Ur-Fans gebauchpinselt. Oldies wie „My Darkness“ und „Wrath“ rühren manchen zu Nostalgietränen. Doch auch das aktuelle „Downhearted“ hat das Zeug, ein Setlist-Liebling zu werden. Der abschließende, unverzichtbare „Deadsong“, der im jetzigen Bandkontext seinem Namen keine Ehre mehr macht, lockt noch einmal alle aus der Reserve.

BEFORE THE DAWN demonstrieren heute eindeutig, dass die Wiedererweckung die richtige Entscheidung war und BEFORE THE DAWN neben WOLFHEART unbedingt auch wieder Tuomas Saukkonens Aufmerksamkeit verdient. Dafür, dass es seine erste Tour dieser Größenordnung ist, gibt Sänger Laapotti einen unglaublich motivierten, fähigen Frontmann ab. Er verbindet seinen eigenen Stil gekonnt mit dem Ur-Flair der Band und schlägt somit eine solide Brücke zwischen den alten und den neuen BEFORE THE DAWN. Trotz einiger, zu vernachlässigender Kleinigkeiten ein starkes Comeback in neuem Gewand.

Setlist BEFORE THE DAWN

  • Unbreakable
  • Destroyer
  • My Darkness
  • Faithless
  • Dying Sun
  • Chains
  • Downhearted
  • Winter Within
  • Wrath
  • Deathstar
  • Deadsong
Galerie mit 24 Bildern: Before The Dawn - King Of The North Tour 2023 in München

Saukkonen, die Zweite!

WOLFHEART ist, wie schon geschrieben, inzwischen das Herzensprojekt von Mastermind Tuomas und darf nach all den Jahren harter Arbeit als Musiker durchaus als sein erfolgreichstes gewertet werden. Die „King Of The North Over Europe“-Tour 2023 ist endlich ihre erste Headliner-Tournee und treibt an diesem Sonntag doch einige Berliner an, dieses Ereignis gemeinsam mit den Finnen zu feiern.

Für WOLFHEART wechselt Saukkonen wieder auf die ihm zufolge „unbequeme“ Frontposition mit Gitarre und Gesang. Die Drums übernimmt heute Abend SWALLOW THE SUN-Schlagwerker Juuso Raatikainen, da Joonas Kauppinen verletzungsbedingt für einen Teil der Tour ausfällt. Wie gut, dass das finnische Musikernetzwerk ausgezeichnet funktioniert. Raatikainen macht erwartungsgemäß einen exzellenten Job und malträtiert die Felle gehörig, sodass sich Perfektionist Tuomas sorglos auf seinen Part fokussieren kann.

Die Band hat im September 2022 bereits ihr sechstes Studioalbum „King Of The North“ veröffentlicht und startet direkt mit dessen Opener „Skyforger“ durch. Im Gegensatz zu BEFORE THE DAWN ist die Ausrichtung zwar weiterhin melodisch, doch um einiges rasanter. Die beiden Gitarristen und „Bodybuilder-Bros“ Vagelis Karzis und Tuomas könnten ohne Zweifel ihre Gitarren wie Streichhölzer zerbrechen, beschränken sich jedoch auf die sachgemäße und geübte Handhabung. Basser Lauri Silvonen lässt schwungvoll die (eigentlich immer) nassen Haare fliegen. Saukkonen überlässt, abgesehen von einer finalen Ansage, das Reden und Anheizen seinen Kollegen. Die Stimmungsmache funktioniert, das Berliner Publikums zeigt sich ausgelassen und erstaunlich „mitmachfreudig“.

Auch mit ihrer Songauswahl machen WOLFHEART an diesem Abend keine Gefangenen: Die Setlist ist hart und wird von grandiosen „Winterborn“-Songs dominiert. Darüber hinaus bietet sie aber einen gelungenen Rundumschlag, der die komplette Bandhistorie würdig abdeckt. So reihen sich ewige Highlights wie „Routa Pt. II“, „Ghosts Of Karelia“ und „Zero Gravity“ an Brecher wie „Boneyard“ und „The Hammer“. Die Herren sind trotz aller Routine live unglaublich dynamisch und holen die Leute mit jedem Track ab. „The Hunt“ vom Debüt „Winterborn“ beschließt kraftvoll-episch den Auftritt der Finnen (und eines Griechen).

Setlist WOLFHEART

  • Skyforger
  • Ghosts Of Karelia
  • Zero Gravity
  • Boneyard
  • Routa Pt. II
  • The King
  • Strength And Valor
  • Aeon Of Cold
  • The Hammer
  • The Hunt
Galerie mit 26 Bildern: Wolfheart - King Of The North Tour 2023 in München

Die „King Of The North„-Tour ist zweifellos ein Erfolg für alle beteiligten Bands und Musiker, ist insbesondere aber eine Selbstbestätigung für den zweifach angetretenen Tuomas Saukkonen und ganz klar auch für „Newbie“ Paavo Laapotti, der sich in seiner neuen Rolle als BEFORE THE DAWN-Frontmann meisterlich geschlagen hat.

Sicherlich hätte das ORWOhaus heute noch Platz für ein paar mehr feiernde Metalheads gehabt, aber für alle, die da waren, gab es ein rundum gelungenes Melodic-Death-Metal-Package, bei dem sich jede Band trotz ähnlicher musikalischer Ausrichtung sehr individuell in Szene gesetzt hat.

26.12.2023

- perfection is the end of everything -

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