Allseits - Hel

Review

ALLSEITS aka ALL SIDES alias Nina Kernicke dürfte auf jeden Fall schon Drone-Liebhabern von TROUM bekannt sein. Ihr Solopfad führt sie abseits, weit abseits von energischen Drone-Klängen hin zu Dark Ambient Landschaften direkt in den tiefen Schlund, den feurigen Pfuhl, ins Nichts – so will es das Konzept von „Hel“, welches sich an die nordische Mythologie anlehnt.

Es ist eine intensive, atmosphärische Reise zu den Toren der Hölle, die mit jeder Stufe und jeder Station minimaler und bedrohlicher wird. Noch mächtig und beinahe orchestral erhebt sich der Baum „Yggdrasil“ vor uns, unter dem sich der Eingang in den Abgrund befindet. Danach geht es weiter auf dem Fluß „Gjöll“, der entlang der Welt in die Tiefe hinabrinnt. Hier weckt Kernicke leichte Reminiszenzen an LEO ANIBALDIs „Muta“, welches von einer ähnlich unheilvollen, fast schon beklemmenden Atmosphäre lebt.
Beschützt von Göttin „Modgudr“ erstreckt sich die goldene Jenseitsbrücke Gjallarbrú über den Fluß, an der sie die Reisenden mit prüfenden Blicken beäugt. ALLSEITS stehen an dieser Stelle in bester Cyclic Law Tradition in einer Reihe mit Acts wie NEW RISEN THRONE oder NORTHAUNT, die für morbid-malerische Finsternis stehen. Man spürt das subliminale Beben, die Spannung, die den Reisenden auf die Probe stellt, bis er auch am Höllenhund Garm vorbei muss. Doch er wird die verlorenen Seelen ziehen lassen. Auch wenn das Klangbild immer reduzierter erscheint, wirkt es gleichzeitig umso dichter.

Angekommen bei „Fjalar“ dominiert ein hypnotisch pulsierender Beat, der etwas von der Unendlichkeit von S.E.T.I.s „Pharos“ hat, nur das man hier keine Sterne mehr leuchten sieht. Je mehr wir hinabsteigen, umso mehr scheinen wir uns von der Vorstellung einer gleißenden Hölle trennen zu müssen. Statt lodernden Feuern scheint nur noch Kälte und das Nichts diesen Ort zu beherrschen. Ein bißchen erinnert mich das an den Abgrund der Welt von „Blade Of Darkness“, die Oscar Araujo ebenfalls sehr treffend inszeniert hat.
Am Ziel der Reise angelangt sind wir in „Hel“, in den großen leeren Sälen, die kein einziger Sonnenstrahl erreicht. Wir sind hier in der ursprünglichen Unterwelt, noch ganz unberührt von den Vorstellungen antiker griechischer Mythologie und des Christentums. In einem letzten Atemzug stehen wir der Herrscherin über dieses dunkle Reich gegenüber, wir sehen uns am Eingang unter der Esche stehen, doch wir werden nie zurückkehren…

07.12.2009

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