Arckanum - Antikosmos

Review

Zehn lange Jahre sind seit „Kampen“ vergangen, dem phänomenalen dritten Teil der Pan-Saga. Der abschließende vierte Teil „Faunaz Samgang“ sollte damals schon bald folgen, doch dann wurde das Projekt immer wieder auf die Reservebank verschoben, bis es irgendwann unwahrscheinlich wurde, dass überhaupt noch etwas von Johan „Shamaatae“ Lahger kommt. Die Zweifler wurden dann 2002 mit der „Boka Vm Kaos“ EP eines Besseren belehrt, wieder verging etwas Zeit, es folgte die fantastische Split mit SVARTSYN und die Ankündigung, dass die Saga nun endlich mit „Faunaz Samgang“ ihr Finale finden sollte, und sich obendrein schon das fünfte Album „Antikosmos“ am Horizont ankündigte. Wieder verging die Zeit, das „Trulen“ Demo sowie eine Werkschau seltener Aufnahmen wurden veröffentlicht – doch vom langersehnten neuen Album keine Spur.

Irgendwann ist ihm dann klar geworden, dass der Abstand einfach zu groß geworden war, und die Pläne wurden verworfen. Anno 2008 ist die Pan-Saga Geschichte, das neue Werk (seit zwei Wochen erhältlich) hört auf den Namen „Antikosmos“ und Chaosgnostiker Lahger, der mittlerweile unter die Buchautoren gegangen ist, hat es immer noch drauf, und schafft es, seine Hörer mit neuen Klängen zu überraschen.

„Antikosmos“ legt einen absolut gelungenen Start hin. Mit „Svarti“ und „Dauðmellin“ haben wir es mit zwei typischen ARCKANUM-Stücken rohen und (nicht mehr ganz so) ungeschliffenen Black Metals zu tun, wie wir es schon auf den letzten regulären Veröffentlichungen hören konnten. Nichts anderes hätten wir erwartet!
Mit „Røkulfargnýr“ folgt dann ein Stück, dessen ungemasterte Version vorab für einiges Aufhorchen gesorgt hatte. Das Einstiegsriff ungewohnt Death/Thrash-lastig, das Schlagwerk minimal und trocken gehalten – als Teaser sorgte das bei eingefleischten Fans sicherlich für Überraschung. Doch nachdem der erste „Schrecken“ verflogen war, wandelte sich der Song letztendlich wieder den ARCKANUM Trademarks zu. Lahger hatte schon im Vorfeld angekündigt, dass er viel vom alten, noch für „Faunaz Samgang“ geplanten Material stark überarbeitet habe. Solch ein Fall scheint dieser Song zu sein.

Auch der nächste Track lässt aufhorchen, war man so etwas von den letzten Splits und EPs nicht mehr gewohnt. Zusammen mit seinem Experimental-Kollektiv KAOS131 hat er mit „Blóta Loka“ ein beschwörend wirkendes, ritualistisches Interludium eingebaut. Störgeräusche, eine beklemmende Noisekulisse und der bestimmt rezitierte Text erzeugen eine kalt-schwarze Atmosphäre, ganz im Kontrast zu den eher naturverbundenen Klangkulissen, wie man sie noch auf „Kampen“ hören konnte.

KAOS131 ist übrigens nicht der einzige Gastbeitrag, gesangliche Verstärkung hat sich Lahger auch in Form von Set Teitan (DISSECTION, WATAIN, et. al.) geholt, der seine Künste auf einigen Songs zum Besten gibt. Mit „Nákjeptir“ folgt ein weiterer Song der ’neuen‘ ARCKANUM-Generation: deutlicher Death-Einfluß, gemäßigtes Midtempo und melodische Gitarrenlinien. Lahgers unverwechselbare, rauh-krächzende Stimme sorgt dennoch unbeirrt für 100-prozentiges ARCKANUM-Feeling.

Das folgende „Eksortna“ ist ein unspektakuläres Gitarrensolo-Intermezzo, „Sú Vitran“ dann der längste Song des Albums in gewohnter Manier und mit einem langen, experimentell gestalteten Outro. Den Abschluß des Albums bildet „Formála“, ein ungewohnt langsames Stück, welches klanglich wieder einen Hauch von Death Metal aber auch Doom atmet. Und auch dieses Stück schließt mit einer langen, zeremonialen Sequenz.

Tja, und damit ist das unter der Ägide von Tomas Skogsberg im Sunlight Studio eingespielte Album schon vorbei. Es ist ein erstaunlich kurzer Ritt, der dann doch hinter den Erwartungen zurückbleibt. Man braucht jetzt nicht mit der langen Zeit ankommen, die Lahger für das Album Zeit hatte, aber vielleicht hat ihn der Zeit- und Erwartungsdruck dazu gedrängt, das Album irgendwie auf die Beine zu stellen, koste es was es wolle. Die Split-EP mit SVARTSYN und die ersten zwei Songs von „Antikosmos“ zeigen, dass er es nach wie vor drauf hat, mitreißende Stücke in seiner ganz eigenen Tradition zu schreiben. Die neuen Töne, die er im Vergleich dazu anschlägt, sind einerseits gewöhnungsbedürftig und andererseits kein großer Gewinn für die Musik ARCKANUMs — dabei sind die Voraussetzungen optimal. Der Sound stimmt, die Atmosphäre stimmt, es fehlen einfach noch zwei, drei Songs mehr vom „alten, neuen“ Schlag. Dafür hätte man gern auch noch etwas mehr gewartet, denn das ist man ja mittlerweile bei ARCKANUM gewohnt. Und Warten zahlt sich meistens immer aus. Also, Shamaatae: Lass dir Zeit!

PS: Die Aufmachung kann sich mal wieder sehen lassen. Debemur Morti Prod. haben keine Kosten und Mühen gescheut und eine übergroße Superjewelbox besorgt, das Booklet schmückt größtenteils Artwork aus der Hand von Johan und die ersten 1000 Exemplare kommen zudem als schwarz-beschichte CD.

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09.07.2008

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2 Kommentare zu Arckanum - Antikosmos

  1. the oath of the goat sagt:

    Großartiges Review, könnte es nicht besser ausdrücken, nichts hinzuzufügen, Weiter so, Danke!

    7/10
  2. gloriorbelli sagt:

    Arckanum hat Ausnahmestatus. Antikosmos ist zwar kein zweites Kostogher, aber besser als 90% der sogenannten Black Metal Bands. Sehr gute CD.

    9/10