Arktau Eos - Ioh-Maera

Review

In den dunkelsten Stunden, wenn das Thermometer offenbart, dass sich die Welt dem Gefrierpunkt nähert, die kalte Nachtluft durch das offene Fenster streicht, wenn der Himmel schwarz ist vor Klarheit und der Geist benebelt von lähmender, hoffnungsloser Müdigkeit – dann ist der Moment gekommen, sich bewehrt mit einem Kopfhörer unter die Sterne zu stellen und ARKTAU EOS den Rest erledigen zu lassen.

Was man dann in 47 Minuten „Ioh-Maera“ erleben kann, gibt Gänsehaut genug für eine ganze Nacht oder mehr. Ausladende Klanglandschaften nicht unter neun Minuten, aufgebaut aus bauchigen, schwebenden Synthesizer-Grundmustern, in die Ferne verhallten rituellen Percussionfiguren, schamanistischen Gesangsfetzen in Henochischer Sprache und im Panorama määndernden, geisterhaften Effekten lassen vor dem geistigen Auge Bilder von verlassenen Weiten, klirrenden Polarnächten oder knirschender und knackender Waldeinsamkeit entstehen. Das finnische Duo geht, und das ist das Geniale, in ihrem Ritual/Dark Ambient mit Strukturen und Variationen in den Soundcollagen äußerst behutsam um, ist in der Auswahl von Klängen und Geräuschen sparsam und sorgfältig und geizt dafür nicht mit großen Hallräumen, die viel Platz für die Angstassoziationen des Hörers lassen. Das funktioniert so gut, dass ich nicht empfehlen würde, einen Track wie „Otherstone Refraction“ unter dem Einfluss jeglicher bewusstseinserweiternder Substanzen zu genießen, auch wenn das in diesem esoterischen Genre sicher durchaus gewünscht ist. Man muss wirklich ernstzunehmende Angstzustände befürchten, und dazu in jedem Stück andere, denn charakterlich unterscheiden sich die Tracks tatsächlich merklich. Das ist für Dark Ambient gerade innerhalb eines Albums nicht selbstverständlich und zeigt, mit wieviel Fingerspitzengefühl ARKTAU EOS ans Werk gegangen sind.

Übrigens hat das auch der rumänische Künstler Costin Chioreanu (der unter vielen anderen auch das aktuelle DORDEDUH-Video gezaubert hat) erkannt und mit ARKTAU EOS eine Kollaboration angestrebt, auf visueller wie auf musikalischer Ebene. Das liegt durchaus nicht fern, denn die Stimmung rumänischer spiritueller Musik wie der von DORDEDUH ist keineswegs weit von „Ioh-Maera“ entfernt. Nur zeigt ARKTAU EOS nur eine Seite davon. Nämlich die ganz finstere.

Übrigens erscheint „Ioh-Maera“ ausschließlich als CD. Das gleichzeitig der Öffentlichkeit präsentierte Geschwisteralbum „Unworeldes“ wiederum gibt es nur als LP zu kaufen.

01.11.2012

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