Deitus - Irreversible

Review

Soundcheck Juli 2023# 2

DEITUS mögen bei uns bis dato ein wenig unter dem Radar geflogen sein, dennoch servieren die teuflischen Briten mit „Irreversible“ dieser Tage bereits ihre dritte Kanne extra stark gebrauten Schwarztee. Die britische Black-Metal-Szene gibt ja nicht unbedingt ein einheitliches Bild ab und bietet dabei sowohl geisteskrankes Geballer als auch progressiv Verspieltes, schrullig Verschrobenes sowie die naturverbundene, atmosphärische Richtung. Bei DEITUS gestaltet sich die Einordnung aber recht simpel, sie klingen nämlich weder nach ANAAL NATHRAKH noch nach OLD FOREST oder FEN, sondern durch und durch nach Schweden.

DEITUS haben von den Nordmännern gelernt

Schon im frühen Mittelalter haben die Wikinger England ja immer mal wieder einen freundlichen Besuch abgestattet. Ob der Grundstein für den musikalischen Einfluss auf die Truppe aus York schon damals gelegt wurde, darf angezweifelt werden; Tatsache ist aber, dass sich DEITUS mit ihrem dritten Album in auffälliger Nähe zu schwedischen Bands wie DISSECTION, BATHORY und WATAIN befinden. Wenn man dann noch bedenkt, dass Tore „Necromorbus“ Stjerna, seines Zeichens Haus-und-Hof-Produzent Letzterer, fürs Mixing und Mastering verantwortlich ist, schließt sich in gewisser Weise ein Kreis.

Nach dem empfindlich an SLAYERs „Hell Awaits“ erinnernden Intro „Incursion“ werden dann mit „Straight For Your Throat“ passend zum Titel erstmal ordentlich die Zähne gefletscht. In der ersten Hälfte des achtminütigen Stücks blasen uns DEITUS ein zünftiges Black-Thrash-Gewitter um die Ohren, um das Tempo dann in der zweiten Hälfte runterzufahren und mit doomig schleppenden Riffs sowie teils herrlich schrägen Leads eine äußerst unheilvolle Atmosphäre heraufzubeschwören. „A Scar For Serenity“ zelebriert mit der Mischung aus erhabenen Melodien und treibenden Marschrhythmen auf einem thrashigen Fundament Schwedenkult in Reinform; vielleicht nicht besonders eigenständig aber dennoch eine gekonnte Verbeugung vor DISSECTION und Co.

Dass die Briten auch anders können, zeigen sie nach dem ebenfalls recht traditionell gehaltenen Titeltrack mit „Voyeur“. Die zunächst deutlich zurückgefahrene Nummer verbreitet, begleitet vom entrückten weiblichen Gesang einer gewissen Toni Coe-Brooker, düstere Gothic- und New Wave-Vibes, ohne dabei an Bedrohlichkeit einzubüßen. Erst nach der Hälfte des Songs steigt Frontmann LDN mit seinem fiesen Gebrüll ein und liefert sich mit seiner Gesangspartnerin ein schaurig schönes Duett. Das mag einen stilistischen Bruch mit dem bisherigen Material auf „Irreversible“ darstellen, fügt sich aber dennoch bestens ins Gesamtbild ein.

Überraschungen trotz traditioneller Grundausrichtung

Auch beim abschließenden „As Long As They Fear“ darf Toni Coe-Brooker DEITUS nochmal gesanglich unter die Arme greifen, auch wenn das Stück im Vergleich zu „Voyeur“ wieder deutlich stärker in den Ursprüngen des melodischen Schwarztodes verwurzelt ist und mit epischen Riffs sowie dezent im Hintergrund anklingenden Akustikgitarren dem Erbe Quorthons huldigt.

Im Grunde bewirtschaften DEITUS mit „Irreversible“ ein viel beackertes Feld und machen über weite Stecken auch nichts weltbewegend Außergewöhnliches. Allerdings tun sie genau das sehr überzeugend und mit viel Leidenschaft. Mit einem Song wie „Voyeur“ sorgen die Briten außerdem für Auflockerung und legen eine Vielseitigkeit an den Tag, die man ihnen nach den ersten Stücken bei aller Qualität erstmal nicht zugetraut hätte. Gerne in Zukunft mehr davon.

Bis dahin ist „Irreversible“ aber so oder so ein gefundenes Fressen für Fans oben genannter Band, das auf Grund seiner übersichtlichen Spielzeit und der Beschränkung auf eine Hand voll durchweg starker Songs auch nicht Gefahr läuft, den Bogen zu überspannen.

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10.07.2023

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5 Kommentare zu Deitus - Irreversible

  1. nili68 sagt:

    Cool, wird notiert.

  2. doktor von pain sagt:

    Ist schon seit ein paar Tagen vorbestellt, das Teil.

  3. Watu sagt:

    Mein Fall ist es nicht, irgendwie nichts besonderes, tlws. ziemlich simpel gestrickt das Ganze, das gilt auch für die ganz ordentliche Produktion, die auch nur dem Standard genügt. Als (Melo) Black Metal würde ich das auch nicht kategorisieren (ausgehend vom Videosong). Aber wird seine Naturfreunde finden, habe schon schlechteres gehört.

  4. Christian sagt:

    es handelt sich bei diesen DEITUS um die Band aus London nicht um die aus York

  5. Christian sagt:

    da war ich wohl zu schnell. York ist die Heimat der Band…