Esoteric - Paragon Of Dissonance

Review

Galerie mit 11 Bildern: Under The Black Sun 2016 - Esoteric

Dass ESOTERIC in diesem Leben noch leicht konsumierbare Kost im handlichen Format fabrizieren, ist nicht zu erwarten. Auch das sechste Album der Birminghamer Funeral-Doom-Institution kommt wieder als ausladendes Doppel-CD-Ungetüm mit über 90 Minuten Spielzeit angekrochen und suhlt sich in der eigenen Schizophrenie: In bekannter Manier ergießen sich die tief und träge brummenden Riffs, verwoben mit schrill schreddernden Leads und Ambient-Anteilen, beladen mit Effekten, unterlegt von langsam marschierenden Rhythmen und gepeitscht von Greg Chandlers kraftvollem Grunzen und Schreien.

Obwohl die Essenz ESOTERICs, das verstörende, psychedelische Durcheinander, also immer noch vorhanden ist und die Platte flüchtig betrachtet wie eine Nachbildung der Vorgänger erscheinen mag, gibt es Entwicklungen in der Musik – sie gehen aber stilecht nur ganz langsam vonstatten: Zeigte sich das allgemein hochgeschätze „The Maniacal Vale“ im Jahr 2008 bereits dezent anmutig-melodischer als alle vorangegangenen Veröffentlichungen der Engländer, geht „Paragon Of Dissonance“ diesen Weg noch ein Stückchen weiter. Bei polierterer Produktion, die im Gegensatz zu jener auf den frühen Alben kaum noch Assoziationen zu klebrig-dumpfen, nicht fassbaren Fieberträumen zulässt, gewähren ESOTERIC den Melodien auf „Paragon Of Dissonance“ noch etwas mehr Raum und schaffen so ihr bisher vielleicht zugänglichstes Opus – man höre nur „Cipher“ oder „Non Being“. Die Gitarrenarbeit sorgt mit stärkerem Fokus auf Harmonie nicht nur für den Fluss des Albums, sondern in ihrer bekannt filigranen, unzählige Details versteckenden Art auch für Spannung bei wiederholtem Genuss – Klampfer Jim Nolan, der erst 2009 zur Band stieß, gibt einen gelungenen Einstand.

Das 16-minütige „Disconsolate“, das beinahe schon unbeschwert beginnt, dann aber zunehmend dissonanter und bedrohlicher wird, ist wohl das packendste der sieben Stücke und ein perfektes Beispiel für einen von Stimmungswechseln geprägten und mit zahllosen Feinheiten gespickten Doom-Monolithen. Leider sind (etwas) schnellere und wahrlich wuchtige Passagen, wie sie im Mittelteil dieser Komposition noch zu vernehmen sind, bei Greg Chandler und seinen Mannen anno 2011 vom Aussterben bedroht. So abwechslungsreich und mehrdimensional das Material auch sein mag, so sehr vermisst man dabei die gelegentlichen temporeicheren Ausflüge zum Ende des ESOTERIC’schen Spektrums, wie sie beispielsweise „Caucus Of Mind“ vom 2008er-Werk mit seiner Death-Metal-Attitüde zeigte.

Unbestritten gehören ESOTERIC zu den Meistern ihres Fachs. So heben sich ihre Schöpfungen auch auf „Paragon Of Dissonance“ wieder durch – gemessen an den beständig langsamen Tempi – enorme Detailverliebtheit und hohe Diversität von denen der meisten anderen Funeral-Doom-Formationen ab. Entführte das Material der Engländer schon immer auf eine lange Odyssee durch verschiedene Gemütszustände und unendlich viele potentielle Bildwelten, gibt es dieses Mal mehr Helligkeit und Hoffnungsschimmer; wie in einem Wald, der trotz finsterer, Unbehagen weckender Dickichte vom Licht durchflutet wird und mit seiner Erhabenheit für sich einnimmt. Die nach Tod(esblei) riechenden Siechhäuser aber, die auf „The Maniacal Vale“ noch mehrfach durchschritten wurden, werden auf dem aktuellen Werk leider fast immer umgangen. Packend und von immenser Halbwertszeit ist es, aber nicht mehr ganz so wahnsinnig und erdrückend wie einst.

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28.10.2011

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1 Kommentar zu Esoteric - Paragon Of Dissonance

  1. Matthias sagt:

    Und wieder zaubern ESOTERIC ein Hammeralbum aus den dunklen Gewölben der Angst. Bedrückend, elegisch, dem Wahnsinn nahe und mit psychotischer Manie ausgestattet. Irre, wie es den Briten gelingt immer wieder aufs Neue diese derart fesselnden Stimmungen zu erzeugen. Absolut abgefahren. Ein kleines Meisterwerk.

    9/10