Felled - The Intimate Earth

Review

Soundcheck Dezember 2021# 24

Auf den ersten Blick haken FELLED auf „The Intimate Earth“ so ziemlich alle Merkmale ab, die atmosphärischen US-Black Metal aktuell ausmachen. Naturverbundenheit und Poesie statt Okkultismus und infantiler Teufelei? Check. Ein Fokus auf ausladenden, atmosphärischen Kompositionen mit folkiger Note statt tumber Raserei? Check. Sogar die nicht ganz unumstrittene, regional codierte Stilbeschreibung Cascadian Black Metal trifft bei FELLED ausnahmsweise zu, stammt die Band doch aus Eugene, Oregon und widmet sich zum Teil auch inhaltlich ihrer Heimat.

FELLED entführen in die wilde Natur Kaskadiens

Das heißt allerdings keinesfalls, dass FELLED nach Schema F komponieren und dadurch zwischen den mittlerweile doch recht vielen ähnlich gelagerten Bands untergehen würden. Nicht nur wurden FELLED bereits 2010 von Jenn Grunnigen und Cavan Wagner als MOSS OF MOONLIGHT gegründet und haben unter altem Banner schon ein Album und eine EP veröffentlicht, die inzwischen zum Quartett angewachsene Combo bringt zudem einige Erfahrung aus verschiedenen anderen Projekten mit (u. A. POET, CERRIDWEN).

Diese Erfahrung hört man „The Intimate Earth“ zwar an, das herausstechende Merkmal ist allerdings ein anderes. Denn neben dem typischerweise stark an die frühe zweite Welle angelehnten Black Metal mit post-metallischen Einschüben findet bei FELLED die Violine prominenten Einsatz. Dieser geht weit über schmückendes Beiwerk hinaus, das Instrument steht nämlich tatsächlich mindestens gleichberechtigt neben Gitarre, Bass und Schlagzeug. So finden sich bei FELLED nicht nur Gemeinsamkeiten mit den üblichen Verdächtigen wie AGALLOCH oder ALDA, sie rücken teilweise auch in die Nähe der Australier NE OBLIVISCARIS oder der Österreicher DORNENREICH, bei denen die Geige eine ähnlich tragende Rolle spielt.

Die Violine spielt die erste Geige

Violinistin Tiffany Holliday jedenfalls holt alles aus ihrem Instrument heraus und spielt die Klaviatur der damit verbundenen Emotionen souverän rauf und runter. Mal eher klassisch erhaben, mal klagend oder bedrohlich und in kurzen Momenten auch mal folkig fiedelnd gibt sie Ton und Stimmung vor, wobei „The Intimate Earth“ im Kern stets unzweifelhaft ein Black-Metal-Album bleibt. Und zwar eines jener Black-Metal-Alben, die mitreißen, entführen und Bilder von herbtslichen Wäldern und ungezähmter Natur im Kopf entstehen lassen.

Ein Stück wie „Fire Season on the Outer Rim“ schraubt sich langsam zu einem Sturm hoch, peitscht um sich, nur um abzuebben, ruhig zu flüstern und sich schließlich erneut aufzubäumen. Das zunächst ruhige, später majestätisch aufspielende „The Rite of Passage“ wiederum vermittelt jene Melancholie und Sehnsucht, die mit Wandel und Vergänglichkeit einhergehen. Der vergleichsweise kurze Opener „Ember Dream“ und der Zehnminüter „Sphagnum in the Hinterlands“ verarbeiten gekonnt Einflüsse auf Folk und Americana, während das abschließende „The Salt Binding“ besonders in der zweiten Hälfte einen ritualistischen Charakter aufweist. Zu Cavan Wagners harschen Vocals steuern Tiffany Holliday und Jenn Grunnigen außerdem immer mal wieder entrückten Gesang bei, welcher in den entsprechenden Momenten eine mystische Note hinzufügt.

„The Intimate Earth“ ist ein sehr vielschichtiges, leidenschaftliches Album geworden, dessen Facetten sich in ihrer Gesamtheit schwer in ein paar Sätzen zusammenfassen lassen, ohne den Rahmen zu sprengen. Hier hilft es nur selbst einzutauchen und mit auf die Wanderung zu gehen. FELLED ist jedenfalls das Kunststück geglückt, sich in einem grade in den letzten Jahren viel bespielten Subgenre dennoch von ihren Kollegen abzuheben und sich eine eigene Nische auszuheben. Nicht weniger als ein bemerkenswertes Album, in dem man immer wieder versinken kann.

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25.06.2021

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1 Kommentar zu Felled - The Intimate Earth

  1. Watutinki sagt:

    Gefällt mir ziemlich gut, aber die Violine ist Geschmacksache. Mir geht sie schon nach kurzer Zeit ziemlich auf den Nerv. Schade.