Forgotten Pathways - A Long Way Home

Review

Es fällt mir wirklich schwer, „A Long Way Home“, dem ersten Langspieler FORGOTTEN PATHWAYS‘, in einem Review gerecht zu werden: Auf der einen Seite steht die Mühe, die sich Alleinunterhalter Cedric Hommel für „A Long Way Home“ gegeben hat – nicht nur der Musik merkt man seine Detailverliebtheit an, auch das Cover-Artwork, welches aus selbst angefertigten Linolschnitten entstanden ist, ist ein Zeichen des redlichen Engagements -; auf der anderen Seite ist das Resultat… zum Einschlafen.

Das ist allerdings etwas, das den Wiesbadener Künstler vermutlich weniger stören wird als man zunächst annehmen mag. Cedric ist sich der Ambivalenz seiner Klänge augenscheinlich mehr als bewusst – so ist im Begleitschreiben explizit davon die Rede, dass die Klänge FORGOTTEN PATHWAYS‘ dazu geeignet sind, im Hintergrund bei Rollenspielen zu laufen; wenn man denn möchte.

Der geneigte Leser wird sich längst fragen, welcher Natur denn die Klänge sind, die FORGOTTEN PATHWAYS in der knappen Stunde präsentieren: Das Genre, das FORGOTTEN PATHWAYS eigener Aussage zufolge 1997 mitbegründet haben, nennt sich „Dungeon Synth“ – was natürlich (fast) alles und (fast) nichts heißen kann. Klar ist, dass der Synthesizer Form gebendes Instrument ist – allerlei klassische Instrumente, denen man jedoch (gewollt!) anhört, dass sie synthetischer Natur sind, werden mit großer Liebe zum Detail miteinander verwoben. Das Resultat klingt eher nach Neoklassik oder Soundtrack als nach Ambient – denn es passiert eine Menge…

…und doch nicht. Durch das „Gewusel“ der Instrumente umeinander / nebeneinander / übereinander geht „A Long Way Home“ nämlich komplett die Dynamik ab. In den Naturwissenschaften gibt es den Begriff „dynamisches Gleichgewicht“, welcher einen Zustand beschreibt, in dem auf mikroskopischer Ebene eine Menge passiert, der Eindruck auf makroskopischer Ebene aber derselbe bleibt. Genau so ist es bei FORGOTTEN PATHWAYS – es geschieht auf Detail-Ebene wahnsinnig viel, aber es entsteht keine Dramaturgie, es schälen sich keine Spannungsbögen aus den Klängen. Das liegt sicherlich auch daran, dass die verwendeten Melodien alles andere als prägnant sind, sondern sich unspektakulär umeinander schlängeln. Cedric Hommel ist eben kein Johann Sebastian Bach – aber er ist auch kein Hans Zimmer, Danny Elfman oder Klaus Badelt.

Damit ist „A Long Way Home“ ein Album, das man womöglich gut im Hintergrund zu Rollenspielen laufen lassen kann (ich war noch nie Rollenspieler und werde wohl auch keiner mehr…), das musiktheoretisch sicherlich auch spannend ist, für ein bewusstes genussvolles Anhören aber nicht in Frage kommt. Die Musik FORGOTTEN PATHWAYS‘ fristet ein Nischendasein – und wird in ihrer Nische ohne Zweifel ihre Anhänger finden. Wer sich für synthetische neoklassische Klänge begeistern kann, sollte vielleicht dennoch mal ein Ohr riskieren.

23.08.2015

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