Hypno5e - Alba - Les Ombres Errantes

Review

Galerie mit 16 Bildern: Hypno5e – Euroblast 2021

Dass HYPNO5E mit ihrem neuesten Album „Alba – Les Ombres Errantes“ wieder einmal ein transzendentales Werk veröffentlichen würden, war eigentlich von vorne herein klar. Eine Band, die sich selbst als Vertreter des Cinematographic Metal sieht und dies bereits zwei Mal unter enormen Lobpreisungen unsererseits unter Beweis stellen konnte, einmal mit ihrem Zweitwerk „Acid Mist Tomorrow“ und zum Zweiten mit „Shores Of The Abstract Line„, würde sich selbst ja auch keinen Gefallen tun, wenn sie vom eingeschlagenen Weg abkommen würde. „Alba – Les Ombres Errantes“ folgt entsprechend der Tradition, Musik zu erschaffen, die das Kopfkino in Wallung bringt. Dennoch markiert das neue Album einen Ausflug der Band in Richtung deutlich ruhiger Töne, die aufgrund ihrer Beschaffenheit teilweise geradezu folkig anmuten, generell recht großflächig angelegt sind und ohne die bellenden Metal-Einschübe auskommen müssen, die ihren Sound zuvor noch geerdet haben.

„Alba – Les Ombres Errantes“ geht über das rein Musikalische hinaus

Das passt, den im Mittelpunkt von „Alba – Les Ombres Errantes“ steht ein abendfüllender Film gleichen Namens, der von Sänger und Bandkopf Emmanuel Jessua inszeniert worden ist. Über den Film selbst findet man nicht allzu viele Informationen, aber immerhin hat er eine eigene Seite bei der IMDB, die ihn als Independent Drama beschreibt. Darin verarbeitet Jessua persönliche Themen, die zudem eng mit seinem Lebenslauf verbunden sind; im weiteren Sinne soll es um die Selbstfindung gehen. Er wuchs in Bolivien auf, entsprechend verarbeiten sowohl Film als auch Album, bei dem es sich um den Soundtrack zum Film handelt, entsprechende Themen und Motive von der Existenz zwischen mehreren Welten.

HYPNO5E wieder einmal mit transzendentaler Klangkunst

Soweit zur Theorie, doch ein rein akustisches Album ist eine ganz andere Angelegenheit als ein Album mit Strom, ergibt andererseits vor dem Hintergrund, einen Film untermalen zu müssen, doch mehr Sinn, gerade weil sich die Musik in diesem Falle förmlich für akustische Landschaftsmalereien anbietet. Und tatsächlich: Einmal mehr betätigen sich HYPNO5E auf „Alba – Les Ombres Errantes“ als musikalische Filmographen, wobei ich mich im Folgenden ausschließlich auf den musikalischen Teil dieses Gesamtwerkes beziehen werde, da mir der Film zur Rezension nicht vorlag. HYPNO5E erzielen dabei eine ähnliche Wirkung, wie man sie im weiteren Sinne von WARDRUNA oder den neueren, folkigeren Werken von Steve Hackett kennt, wobei der Sound der Band trotz allem, trotz dem Fokus auf akustischer Instrumentierung, dem Folk-Einschlag und dem Verzicht auf viszerale Metal-Attacken, weitestgehend intakt bleibt.

Nach kleineren Startschwierigkeiten entfesseln die Franzosen große Magie

Zunächst tun sich die Herren noch etwas schwer. Das eröffnende „Who Wakes Up From This Dream Does Not Bear My Name“ erzeugt zwar bereits gekonnt das Gefühl, scheinbar ziellos auf Wanderschaft zu sein, fällt aber ein Stück zu lang für sein eigenes Wohl aus. Der Track zieht sich vor allem im Mittelteil und wird erst wieder interessanter, wenn dessen Intensität zum Ende hin zulegt. Da stellt sich die Band in den folgenden Songs deutlich besser an und treffen souveräner den emotionalen Sweet Spot. Die hallenden Akustikgitarren zum Ende von „Cuarto Del Alba“ erwischen mich jedes Mal aufs neue kalt. Richtig schön folkig wird es bei „Ojos Azules“, das auch bei weitem der eingängigste Song sein dürfte. Da wünscht man sich fast schon eine Kollaboration der Band mit Einar Selvik. „Los Heraldos Negros“ präsentiert sich vor allem dank seiner komplexen und technischen Beschaffenheit den Vorgängerwerken noch am ehesten verbunden (abzüglich natürlich der Metal-Komponente) und kommt als solcher vergleichsweise heavy herüber. So heavy, wie die üblichen Akustikinstrumente eben klingen können. Am ehesten lassen die drückenden Grooves hier natürlich aufhorchen.

Und trotz allem ist es wieder da, dieses Kribbeln…

In der Tat tun sich HYPNO5E zu Beginn der Platte etwas schwer, das Interesse konstant hoch zu halten. Und hier und da arbeiten sie mit angestaubten Post-Rock-Klischees, besonders das massive Crescendo zum Ende von „Night Of The Petrified Sea“, aber auch die Sprachsamples, die vor dem Hintergrund des Filmes in diesem Falle jedoch Sinn ergeben. Ebenso ist natürlich der allgemeine Hang zur Dramatik Geschmackssache. Es dauert also ein wenig, bis das Album zupackt, und gerade angesichts des nur schwer in die Gänge kommenden ersten Viertels der Platte liegt die Schuld hier nicht in erster Linie beim Hörer. Ich muss an dieser Stelle zugeben, dass mir die Platte zunächst gar nicht zugesagt hat. Und es hat lange gedauert, bis ich damit warm geworden bin – und selbst jetzt stolpere ich immer wieder gerade über den Opener, den ich stets versucht bin, zu skippen, weil er sich einfach so zieht. Doch sowie der Funke übergesprungen ist, ist das Kribbeln plötzlich wieder da. Denn wenn die großen Momente zuschlagen, dann zwingt auch „Alba – Los Ombres Errantes“ den Hörer voller Erfurcht in die Knie. Man muss der Platte eben etwas Zeit einräumen und mit dessen Schwächen klarkommen…

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31.03.2018

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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