Jethro Tull - RökFlöte

Review

Soundcheck April 23# 9

Was bedeutet „RökFlöte“? Bei der Betrachtung des Kunstwortes fällt auf, dass Rök aus der schwedischen Sprache kommt und für Rauch steht. Flöte gibt es ebenfalls in der schwedischen Sprache und bedeutet übersetzt schweben. Handelt es sich um Rauchschwaden oder um eine rauchige Flöte? Das der Mastermind von JETHRO TULL, Ian Anderson, über Rauchschwaden schwadroniert ist unwahrscheinlich. Das Cover ist für JETHRO TULL nicht neu und zeigt einen Flötenspieler.

Die „RökFlöte“ auf der Suche nach den Wurzeln

Der Einstieg in „RökFlöte“ sind skandinavische Worte zu „Voluspo“. Anderson, in Schottland geboren, sucht nach seiner Abstammung, welche er in Skandinavien vermutet. Seine Faszination für die Kultur und Geschichte der Wikingervölker ist ein Antrieb für das neue Album und findet sich im Titel wieder. Die ursprüngliche Idee von Anderson war ein überwiegend instrumentales Album zu erschaffen. Der Begriff Ragnarök aus der nordischen Mythologie bedeutet übersetzt Schicksal der Götter, der Rök-Teil Schicksalskurs. Die germanischen Ursprünge des Altnordischen liefert den Begriff Flöte, wie er auch heute noch genutzt wird.

Die zwölf Lieder basieren auf Charakteren und Rollen einiger Hauptgötter des altnordischen Heidentums. Sängerin und Geigerin Unnur Birna steuert die nordischen Begriffe zum Einstieg in das Album bei, welche aus einer Übersetzung der Poetischen Edda, zusammengestellt aus dem Codex Regius aus dem 13. Jahrhundert, stammen.

Der Fokus liegt auf Folk Rock

Soweit einige Informationen zum neuen Werk von JETHRO TULL. Ein gutes Jahr nach „The Zealot Gene“ liefert Anderson unter der Flagge JETHRO TULL Studioalbum Nummer 24 in seiner langen Karriere. Martin Barre ist auch auf „RökFlöte“ nicht zu hören. Joe Parrish-James, Jahrgang 1995, übernimmt die Saitenarbeit von Florian Opahle.

Stilistisch ist „RökFlöte“ deutlich mehr im Folk angesiedelt als „The Zealot Gene“ und orientiert sich an den drei Klassikern „Songs From The Wood“, „Heavy Horses“ und „Stormwatch“. Die Punkte, welche beim 2022er Release bereits anzumerken waren, sind auf dem 2023er Release identisch. Allen voran der Gesang von Anderson kann nicht an die Großtaten der 70er Jahre anknüpfen und progressive, ausufernde Nummern gehören nicht mehr zu seinem Repertoire.

Von den Kompositionen sind Songs wie „Voluspo“, „Ginnungagap“ oder „Allfather“ hoch interessant. Die folkloristischen Elemente kommen hervorragend zur Geltung. Der Gesang von Anderson ist das große Manko. Viel mehr als Sprechgesang ist dem 75-jährigen Ausnahmemusiker nicht mehr zu attestieren. Bei „Hammer On Hammer”, „Wolf Unchained“  oder „The Navigators“ wird die Stimme von Anderson in Teilen so verfälscht, dass sie etwas melodischer und runder daherkommt. Ohne elektronische Hilfe bleibt es gefühlt bei einer Erzählung.

„Trickster (And The Mistletoe)“ könnte mir einer dynamischen Stimme ein Highlight sein und in die Phalanx von Nummern wie „Songs From The Wood“ oder „The Whistler“ vordringen. Die Version mit Anderson verschenkt das Potential des Songs.

Ist JETHRO TULL mit einem anderen Sänger denkbar?

Studioalbum Nummer 24 ist alles andere als schlecht. Die folkigen Instrumente kommen gut zur Geltung. Den Sprung in höhere Sphären verhindern die Vocals. Der Erzählungsstil und die brüchig wirkende Stimme von Anderson ist das Manko von „RökFlöte“. Hier darf die Frage gestellt werden, wie die Scheibe mit anderen Vocals klingen würde. Songs wie „Trickster (And The Mistletoe)“, “Guardian’s Watch”  oder „The Navigators“ haben Potential. Dazu wären dynamische, griffige Vocals notwendig, die Anderson nicht mehr liefern kann. Der Versuch, die Stimme elektronisch aufzupeppen, funktioniert nur zum Teil. So bleibt am Ende ein überdurchschnittliches Alterswerk von Anderson, welches primär für die Fanbase von JETHRO TULL von Interesse sein dürfte.

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15.04.2023

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