Klabautamann - The Old Chamber

Review

Was so ein Aufenthalt in der Eifel alles anrichten kann… Da wollten die beiden KLABAUTAMANN-Hauptakteure Tim Steffens und – wie sollte es bei einer Zeitgeister-Band anders sein? – Florian Toyka auf ihrer neuen Veröffentlichung den mit „Merkur“ eingeschlagenen Weg fortsetzen, da durchkreuzt ihr Urlaub in einer abgeschiedenen Hütte einfach die Pläne. Vielleicht ist es die vulkanische Vergangenheit (und Zukunft?) der Eifel, vielleicht geht man sich innerhalb einer Woche in einer Waldhütte auch dermaßen gegenseitig auf die Eier, dass man jeden Gedanken an verträumtes, progressives Schwarzmetall ad acta legt und stattdessen lieber losholzt.

Nun, ganz so ist es natürlich nicht. KLABAUTAMANN sind natürlich nach wie vor KLABAUTAMANN und vor allem Teil der Zeitgeister. Tim und Florian geben aber in den das Album begleitenden Informationen selbst an, dass ihnen nicht nach „Merkur II“ war, sondern nach ursprünglicherem Black Metal im Stile früher ULVER, BORKNAGAR und vor allem im Stil der ersten Klabautamann-Scheibe „Our Journey Through The Woods“. Folgerichtig finden sich auch „The Old Chamber“ kaum clean gespielte Gitarren, ein wenig Klavier und im Titeltrack feine Akustik-Klänge. Davon ab muten die zehn Songs tatsächlich recht orthodox-nordisch an, versprühen eine Menge Groove und klingen vor allem wie aus einem Guss. Auch wenn das etwas ist, das ich bei Zeitgeister-Veröffentlichungen mittlerweile für eine Selbstverständlichkeit halte.

Die Rückbesinnung auf den vermeintlich ‚rohen‘ Black Metal der Anfangstage setzt sich denn auch beim Cover-Artwork fort, für das John Bauer verantwortlich zeichnet – eben jener Künstler, der „Our Journey Through The Woods“ vor acht Jahren ein Gesicht verliehen hatte.

Wenn ich jetzt im letzten Absatz (bewusst!) von „vermeintlich ‚roh'“ gesprochen habe, so hat dies im Wesentlichen zwei Gründe: Einerseits ist die Produktion von „The Old Chamber“ viel zu differenziert, viel zu druckvoll (in einem Wort: meisterhaft), um das Attribut ‚roh‘ zu rechtfertigen. Vielmehr wäre ‚roh‘ eine Beleidigung für Regler-Chef Armin Rave. Zum zweiten – und ich habe es oben ja bereits deutlich gemacht – sind KLABAUTAMANN immer noch KLABAUTAMANN, sprich: Die Songs sind kunstvoll und mit viel Liebe zum Detail ausgestaltet; jede Harmonie sitzt, jede Melodie entfaltet sich vor genau dem richtigen Hintergrund, die Dramaturgie der Songs ist durchdacht.

Im direkten Vergleich zum Vorgänger „Merkur“ ist „The Old Chamber“ deutlich erdiger, geradezu reduziert ausgefallen. Das nimmt der guten Dreiviertelstunde in keiner Weise ihren Zauber, und die letzten beiden Songs „Black Rain“ und „The Dying Night“ transportieren einen Hauch dieser losgelösten, verträumten Stimmung, die „Merkur“ in meinen Ohren zu einem Black Metal-Highlight der letzten Jahre gemacht hatte. Ich will damit natürlich nicht andeuten, dass ich von „The Old Chamber“ in irgendeiner Weise enttäuscht bin – da ich aber nun zwischen der ‚acht‘ und der ’neun‘ schwanke, geben meine vergeblichen Hoffnungen auf „Merkur“ verbundene, losgelöste schwarzmetallische Kunst den Ausschlag.

20.11.2011

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