
Im Weg der Mitte liegt die Kraft und das gute Handeln, das wussten die einflussreichsten Denker der weltweiten Geistesgeschichte von Aristoteles bis Siddharta Gautama schon seit Jahrtausenden. Diesem Gedanken widmet sich auch der Bandname des hessischen Duos MELLOM. Denn der gewählte Begriff ist nicht etwa das elbische Wort für ‘Freund’, sondern der norwegische Ausdruck für ‘Mitte’ oder ‘zwischen’ und bezieht sich auf den Zustand zwischen Leben und Tod. Gänzlich unbekannt sind die dahinter steckenden Menschen jedoch nicht. Gitarrist und Komponist Dave spielt hauptsächlich bei den Hanauer Death Metallern DISCREATION, bei denen inzwischen auch Marc Grewe (ex-MORGOTH, INSIDIOUS DISEASE, ASINHELL) ins Mikro röchelt. Vocals und Texte hingegen fallen unter die Zuständigkeit der bisher noch unbekannten Sängerin Skadi. Mit Folter Records fand sich bald ein traditionsreiches Label, welches nun das Debüt “The Empire Of Gloom” veröffentlicht.
Was kann “The Empire Of Gloom”?
Folter Records geben sich in letzter Zeit wirklich Mühe, ihren Bands ein vernünftiges Budget für die visuelle Präsentation ihrer Alben bereitzustellen. Logo und Artwork stammen von Misanthropic-Art, was dafür sorgt, dass der äußere Eindruck schon mal Lust auf mehr macht. Unfreundlicherweise muss allerdings gesagt werden, dass das Artwork der beste Teil des ganzen Album ist. Produktion und Sound von “The Empire Of Gloom” sind kurz vor einer Zumutung. Wie auch immer man es schafft, dass ein Album steril klingt UND gleichzeitig scherbelt – das Klangbild von MELLOM ist schlichtweg unangenehm. Am Anfang des zweiten Stücks “Rules Of The Universe” beispielsweise hat man den Eindruck, dass hier einfach eine Guitar-Pro-MIDI-Datei durch ein altes, kaputtes Ostblock-Radio gejagt wurde – das hat mit gekonnter Lo-Fi-Ästhetik nichts zu tun. So kann keine Stimmung entstehen und selbst wenn es dafür keine Musterlösung gibt, hört sich die Schwelle zwischen Leben und Tod für den Autoren dieser Zeilen anders an.
Darüber hinaus bleibt aber kaum eine Struktur oder ein Riff mal wirklich hängen. Die Songs sind durchweg im Einheitsbrei-Schrubbschrubb geschrieben und kommen ziemlich undynamisch daher. Wenn es tatsächlich so etwas wie einen Trend namens Black Metal gäbe, könnte man meinen, MELLOM würden einfach auf einer Erfolgswelle reiten wollen und haben deswegen in kurzer Zeit ein unbeholfenes, liebloses Album veröffentlicht. Da wir aber schon länger nicht mehr ’94 haben, kann man kaum von einer Welle sprechen, sodass die beiden Musiker:innen es vielmehr einfach nicht so mit der Selbstkritik zu haben scheinen. Qualitätskontrolle scheint weder beim Songwriting noch der Produktion so wirklich stattgefunden zu haben. Hauptsache das eigene Black-Metal-Projekt kann von der Bucketlist gestrichen werden, ganz gleich wie es klingt.
Nomen est omen mit MELLOM
Das mag sich hart anhören, aber die geradezu obszöne Mittelmäßigkeit des Songwritings gepaart mit der unmöglichen Produktion verlangt deutliche Worte. Insofern ist der Bandname passend gewählt, denn MELLOM halten sich eben im mittleren Qualitätsbereich mit Tendenz nach unten auf. In diesem Fall ist leider nicht mal besonders viel Potential zur Verbesserung erkennbar, wobei wir das natürlich nicht ausschließen wollen. Für das professionelle und ansehnliche Layout gibt es einen Punkt extra; ansonsten sind sowohl DISCREATION als auch diverse andere Bands aus dem Folter-Stall mit einer ähnlichen Grundausrichtung (NARBELETH, WOLVES OF PERDITION, STREAMS OF BLOOD) um mehrere Klassen besser.
Komisch, ich hab nach dem Verriss oben mit dem Aller schlimmsten gerechnet gerade was den Sound angeht hab dann meinen Kopfhörer aufgesetzt und erst mal ganz leise gedreht weil ich dachte mir fallen gleich die Ohren ab. Aber von einer schlechten Produktion konnte ich da nichts hören zumindest nicht in dem verlinkten Video. Da ist kein kratzendes Geschrammel. Im Gegenteil, ich empfinde das als durchaus gelungen, schön druckvolle Drums die nicht tot komprimiert sind, Gitarren haben genug Raum und drängen nicht zu stark in den Vordergrund. Wenn man was bemängeln möchte dann vtl. noch dass der Gesang etwas zu präsent ist.
Das zum Sound, was das Songwriting angeht kann ich das anhand des einen Songs nicht beurteilen, wobei der aus dem Video gar nicht so übel ist, zwar nichts gänzlich neues, aber eben auch nichts wirklich schlechtes. Würde da mal sagen sehr solider BM mit leichtem Thrash und Death Einschlag. Ich müsste das Album komplett hören um wirklich ein Urteil zu fällen, aber tatsächlich hat der eine Song mein Interesse geweckt so dass ich mir das Album sicher mal komplett anhören werde.
Liebe Metal.de Redaktion, es ist zwar absolut begrüßenswert das ihr auch den Cover-Künstler erwähnt, aber dann solltet ihr den auch richtig schreiben, Misanthropic-Art ohne „s“ am Ende. 🙂
Zum Album selbst, kann die Review nicht ganz nachvollziehen warum die Platte gar so verrissen wird. Der bemängelnde Sound ist wie schon angesprochen auch rein objektiv gesehen definitiv kein Lo-Fi oder „schlecht“. Auch ist die Musik doch eher Black/Death und kein reiner 90er Black Metal wie es in der Review geschrieben wird. Persönlich finde ich den Gesang auch überaus passend. Aber sollte jeder selbst für sich beim hören entscheiden..
Sprich Freund und tritt ein!
Ach und die Anspielung auf LOTR ist ja auch schmarrn, da es ja in Sindarin Mellon und nicht Mellom heißen müsste. Echt super Review. Ein Schreibfehler, ein Übersetzungsfehler, falsche Vergleiche zu 90er Black Metal, komische Behauptungen zum Sound. Bravo.
Kurz vor einer Zumutung, lieblos, Einheitsbreischrubbschrubb, Klangbild schlichtweg unangenehm? Dem lieblos-unangenehmen, klangbildlichen Einheitsbreischrubbschrubb ohne Qualitätskontrolle – zumindest dem verlinkten Lied – mute ich gerne eine 7 zu, mit Tendenz Richtung 8.
Hello zusammen!
Die Eigenschreibweise des Coverkünstlers habe ich geändert. Sorry, ich hatte mir den Namen so gemerkt und zu meiner Verteidigung ist der Bindestrich zwischen Adjektiv und Substantiv linguistisch überflüssig bzw. falsch, deswegen irritierend – als Eigenschreibweise aber natürlich Teil der künstlerischen Freiheit. Ich denke, jetzt würde mir dieser Fehler nie wieder passieren.
Der Verweis auf Tolkien ist absichtlich drin – kennt man nur die Filmfassung (was viele Leute betreffen dürfte), könnte man die Assoziation ja durchaus aufgrund der phonetischen Ähnlichkeit herstellen. Dem sollte einfach leicht scherzhaft vorgebeugt werden 😉
Finde es übrigens klasse, wenn euch das Album mehr zusagt als mir. Erstens fällt es dann zumindest nicht (oder weniger) unter die Kategorie „Klimasünde“, zweitens haben wir ja genau dafür Kommentarspalte und Userwertung.
Wollte übrigens vorbildlich mit der Selbstkritik sein, deren Fehlen ich der Band vorwerfe, weshalb ich das Album eben noch mal gehört habe. Für meine Wahrnehmung ist es echt nicht besser geworden. Und ich höre da auch nicht mehr Death Metal als in jedem anderen Black Metal Album drin. Wenigstens probiert.
Viel Spaß noch mit dem Album (oder anderen) und einen schönen Abend allerseits 🙂
J.W.
@Johannes: Danke für deine Antwort. Du darfst oder vielmehr sollst doch auch eine eigenständige Meinung haben. Es ist halt immer schwer ein Mittelmaß zwischen einer objektive Bewertung für den Leser und der eigenen subjektive Auffassung zu geben. Ich könnte nie Rezensionen schreiben, da ich nur die Alben die ich selbst höre bewerten würde, und bei Sachen wie z.B. Metalcore Platten grundsätzlich 0 Punkte geben würde. Aber wie gesagt, ich schreibe ja auch keine Rezensionen.
Also nach dem unfassbaren Metal Jahr 2024 mit unzähligen geilen Platten ist das hier doch schon im ersten Moment erschreckend mies. Mich stört am meisten Songwriting und Stimme. Wie immer total subjektiv. Ne aber bei aller Liebe !! Das ist echt so platt komponiert in meinem Augen das ich nur mit Disziplin den Song zu Ende hören konnte….Billiger Arch Enemy Klon auf Schwarzmetall umgebaut ?! Mit fehlt grad ein perfekter Vergleich….
@Johannes
Danke für deine Ausführung und klar, es ist immer subjektiv und das ist auch gut so, es gibt keine 2 identischen Meinungen/Empfindungen bei Musik und ich geh voll konform wenn dir diese Spielart hier einfach nicht zusagt.
Aber eben zum Thema Sound würde mich dennoch interessieren was dir hier nicht passt, denn diese Punkte die du hier ansprichst passen für mich eher zu den ebenfalls von dir (besser) beurteilen Alben von z.B. Krael (aus 2023) oder Lifvsleda (aus 2024). Deren Sound empfinde ich da eher als verwaschen und undynamisch (teilweise sprichts du das in den Reviews auch an) aber eben nicht so explizit als Kritikpunkt wie eben hier.
Klar kann eine „räudige“ Produktion auch Stilmittel sein gerade im BM. Dann sollte das aber nicht als Kritik bewertet werden. Bei Paysage d Hiver loben das immer z.B. alle, mir ist das aber eindeutig zu anstrengend für die Ohren. Etwas „billig“ kann das gerne sein, aber wenn nur noch Matsch und Brei statt Sound ankommt ist es bei mir einfach zu viel des Guten.
Also ich höre hier auch keinen, an die Schmerzgrenze reichenden miesen Sound! Aber gut, das ist ja auch der Herr, der in der Rezension von Dauthuz – Uranium der Band „utbürgerlichkeit“ (und rechtes Geschwurbel) unterstellt hatte, weil er in einem Titel das Wort „Heimat“ laß. Manche sollten nur ihre „Liebelingsmusik“ rezensieren, anstatt andere Grundlos schlecht darzustellen. Amüsant ist dabei auch, dass hier derselbe Künstler das Cover gefertigt hat. 😀
Der Sound ist gut und passend für Black Metal. Mir gefällt die Band aber nicht aufgrund des quietsch-entigen Gesangs. Und die Musik und Texte sind allenfalls Durchschnittsware, die den Markt noch weiter überschwemmt.
Ich habe Dauthuz niemals rechtes Geschwurbel unterstellt. Es gäbe auch keinen erkennbaren Grund.
In der Review stand, dass sie an wutbürgerlicher Heimatduselei vorbeischrammen, was erstens heißt, dass sie selbige eben nicht bedienen. Zweitens und das hätte ich seinerzeit bestimmt präziser formulieren können, bezog sich „wutbürgerlich“ auf einen verhältnismäßig platten Songtitel wie „Wismut-‚Justiz'“ und einige Textfetzen, die eben einen teilweise romantisierenden Pathos (auch in Bezug auf den Heimat-Begriff) ausstrahlen, was die Band in ganz wenigen Momenten platter wirken lässt, als sie sein will oder sonst ist. Was natürlich subjektiv ist.
Da du den Cover-Künstler schon erwähnst: Ich schätze ihn nicht nur für seine wahnsinnige grafische Ausdruckskraft, sondern auch für sein klares und immer wieder geäußertes Bekenntnis zum Antifaschismus. Allein deswegen würde ich Dauthuz grundsätzlich erstmal keine rechtsextreme Agenda unterstellen 😉
Schönen Abend,
JW