Schrat - Schattenwahn

Review

SCHRAT habe ich nicht nur wegen des infantilen Bandnamens zunächst mal wenig zugetraut, obwohl die Band auf dem Papier schon seit acht Jahren zusammen spielt und „Schattenwahn“ das zweite Album ist. Damit habe ich die aus drittklassigen Black Metal-Poltereren aus dem Augsburger Raum zusammengewürfelte Truppe allerdings grob unterschätzt. Das bei DARK FORTRESS- und TRYPTIKON-Gitarrist Viktor Bullok produzierte Teil ist für deutsche Black Metal-Verhältnisse nicht nur mit einem außergewöhnlich bissigen Sound ausgestattet, es ist auch musikalisch absolut ernstzunehmen.

Die für die Aufnahmen mit DARK FORTRESS-Drummer Seraph verstärkte Truppe holzt – vielleicht auch wegen dieses großartigen rhythmischen Rückgrats – munter und ohne mit der Wimper zu zucken die Hälfte aller deutschen Kollegen um. Was sie dafür an Mitteln zur Verfügung haben, ist gar nichts Neues: Letztlich recyclen SCHRAT auch nur das, was DARKTHRONE schon vor 15, 20 Jahren gemacht haben. „Mal der Schande“ klaut ungeniert bei „Under A Funeral Moon“, das folgende „Schwarze Brut“ bei „Panzerfaust“, und wenn ich lange genug suchen würde, könnte ich seitenweise Riffparallelen zu eben DARKTHRONE, aber auch HELLHAMMER, CARPATHIAN FOREST („Kriegsgericht“) oder frischeren SATYRICON aufzeigen. Daran kann man schon sehen: SCHRAT ist in ihrem Black n‘ Roll der Roll-Anteil enorm wichtig. Vor allem deshalb macht „Schattenwahn“ richtig Spaß.

Allerdings geht’s auch anders: Das Intro „Prolog“ fährt schaurige Orgelwände auf. „Transzendenz“ besticht mit voranpreschender Doublebass und einer Leadgitarre, die durch den ganzen Song trägt. „Beschwörung…“ beginnt zwar mit klassischen Blasts, intensiviert sich dann aber in der zweiten Hälfte mit dichtesten Disharmonie- und Moll-Gitarren. „Jenseits der Einsamkeit“ wildert auf NAGELFARs Debüt „Hünengrab im Herbst“ und wird dort in pathetischem Sprechgesang und ausufernden zweistimmigen Gitarrenmelodien fündig. Für alles das lassen sich SCHRAT erstaunlich Zeit – durchschnittlich fast sieben Minuten pro Song. Das macht „Schattenwahn“ zu einem Album, das tendenziell sogar ein bisschen zu lang ist. Zwei der zu Ende schwächer werdenden Songs weniger hätten es auch getan. Ein bisschen mehr Abwechslung und Ausdrucksfähigkeit im Gesang wären toll gewesen. Ein bisschen mehr Eigenständigkeit auch.

Aber was solls – insgesamt hat die Band trotzdem eine Platte auf die Beine gestellt, die erstaunlich gutes Material enthält und durch eine lobenswerte Produktionsarbeit erst ihr ganzes Potential entfalten kann. In einem von kaum ernstzunehmendem Gepolter geprägten deutschen Black Metal-Underground ist „Schattenwahn“ eine beeindruckende Ausnahme. Das letzte Mal, an das ich mich erinnern kann, haben das ASARU geschafft. Komischerweise auf demselben Label.

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19.07.2011

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1 Kommentar zu Schrat - Schattenwahn

  1. ger sagt:

    sehr leiwandes scheiberl

    8/10