Schrat - Seelenfresser

Review

Hat er mit GRÀB vor kurzem noch eines der deutschsprachigen Black-Metal-Highlights der letzten zehn Jahre rausgehauen, steht Multiinstrumentalist Gråin alsbald auch mit seiner älteren Band SCHRAT in den Startlöchern. Diese veröffentlichen nun mit “Seelenfresser” ihr viertes Album. Wie schon der Vorgänger “Alptraumgänger” erscheint “Seelenfresser” beim Berliner Label Folter Records – dem perfekten Label für urtümlichen, schnörkellosen und (im positiven Sinne) innovationsverachtenden deutschen Black Metal. Kann uns das plakativ betitelte “Seelenfresser” nun mehr überzeugen als “Alptraumgänger” noch vor zweieinhalb Jahren?

SCHRAT ehren kompromisslos die Neunziger

Um es mal vorwegzunehmen: Ja, kann es. Zwar sollte im Falle SCHRATs – anders als bei GRÀB übrigens – nahezu keine Eigenständigkeit erwartet werden; dafür sind Hingabe und Kompromisslosigkeit des Augsburger Duos beeindruckend, geradezu niederzwingend. Fast 54 Minuten lang hassen sich SCHRAT durch ein vantaschwarzes Gewebe aus MARDUK (vor allem “Nightwing” und “Panzer Division Marduk”) und mittelfrühen SETHERIAL. Auch DARK FUNERAL und GORGOROTH werden partiell gehuldigt, sodass im Kern zwar hyperschneller, nihilistischer Blast-Beat-Black-Metal zu erwarten ist, dieser im Rahmen seiner Möglichkeiten erfreulich abwechslungsreich gehalten ist.

Trotz allgemeinem Abwechslungsreichtum ist ein Kritikpunkt an “Seelenfresser” aber eindeutig, dass es zehn bis fünfzehn Minuten zu lang ist. Wie wir wissen, sind viele Klassiker von etwa MARDUK oder GORGOROTH gerade wegen ihrer Kürze, aus der sich meist tödliche Präzision ergibt, so intensiv. Abgesehen davon hätten SCHRAT insbesondere den Drumsound noch etwas atmosphärischer gestalten können. So wie er jetzt ist, hört er sich manches Mal eher nach einem malträtierten Pappkarton an.

Der “Seelenfresser” macht keine Gefangenen!

Das ist aber Jammern auf relativ hohem Niveau. Wie gesagt, machen SCHRAT deutlich, dass sie auf Innovation wenig Wert legen – die Absicht dahinter hört man zu jeder Zeit gut raus. Ein großer Pluspunkt ist übrigens die Tatsache, dass die Texte hinter Gråins Gefauche und Gekeife kaum verständlich sind. Was soll uns denn bitte hinter klischeetriefenden Titeln wie “Parasiteninvasion”, “Kadavertotem” oder “Blutmondritus” erwarten? Schwamm drüber. Wer gern mal die Zeit um 25 Jahre zurückdreht oder die Klassiker der Jugend zu oft gehört hat, sich musikalisch aber auch nicht verändern will, sollte sich unbedingt mal “Seelenfresser” zu Gemüte führen. Denn damit haben SCHRAT einen der hörenswerteren Beiträge aus einheimischen Landen zum Genre hinzugegeben.

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10.12.2021

Redakteur | Koordination Themenplanung & Interviews

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2 Kommentare zu Schrat - Seelenfresser

  1. Gabbagandalf sagt:

    So muss das sein, Knüppel aus dem Sack, ohne Schnörkel und drauf los, ich geb aber dem Reviewer recht , das Schlagzeug ist nicht zu 100% zufriedenstellend, arg höhenlastig, nicht unbedingt wie der angemerkte Pappkarton, es hätte ruhig rumpeliger sein dürfen, dennoch ordentlicher 90er Old-School BM!

    7/10
  2. Watutinki sagt:

    Persönlich habe ich kein Problem mit dem Schlagzeug, finde es absolut passend. Einzig die tatsächlich sehr höhenlastigen, klirrenden Hi-Hats frieren einem wirklich die Gehirnrinde frei, aber derartige Musik will und muss fordernd sein, warum sollte es also nicht so klingen!!! Generell ist gut zu erkennen, nimmt man sich nur mal Schrat und Grab zu Brust, wie unterschiedlich und vielfältig die Produktion als erweitertes Musik Instrument erklingen kann, selbst wenn man sich nur dem tradtionellen BM Sound verpflichtet fühlt. Das Gefühl dafür war lange verloren gegangen, scheint aber langsam zurückzukommen. Zur Mucke will ich mich nicht groß äußern, kenne bislang nur das Video, scheint aber auf jeden Fall essentiell zu sein.