



Tendenziell sind es die Gaumenfreuden, die Ludwig Maurer im Laufe der letzten Jahre zu überregionaler Bekanntheit gebracht haben. Mit der ersten Bio-Wagyu-Zucht Europas am Rande des bayrischen Waldes und seinen Auftritten als Fernsehkoch und Kochbuchautor erzielte der leidenschaftliche Metaller bisher größere Erfolge als mit seiner Band SEASONS IN BLACK. Dass nun, nach beinahe 30-jährigem Bestehen, mit „Anthropocene“ erst das dritte Album des Quintetts erscheint, lässt darauf schließen, dass die musikalische Komponente nicht immer Priorität hatte. Und doch hat man sich durch seine eigenwillige Stilmischung über die Zeit die Bezeichnung „Doomcore“ eingehämmert.
Dritter Frühling?
Als im Jahr 2021 Leon Hanff als zweiter Gitarrist zu SEASONS IN BLACK stieß, initiierte das Ganze so etwas wie den dritten Frühling der Band. Inhaltlich hat der Output der Bayern nur wenig mit dem poetischen Lenz, dem Erwachen der Flora und Fauna sowie der Begegnung mit herzöffnenden Gefühlen zu tun. Mit „World Wide Venom“ und der anschließenden Bandhymne teeren Maurer & Co. über Ähren und Knospen, während man sich lyrisch zweifellos von den Geschehnissen der letzten Jahre hat beeinflussen lassen.
Die Riffs werden mit unbarmherziger Heavyness via Schleppleine durch den urbanen Morast gezogen und erinnern in ihrer Wirksamkeit manchmal an die Labelkollegen von IRON WALRUS. Dabei ist „Anthropocene“ in seinem Auftreten noch etwas tanzbarer und weniger sludgy. Die Gleichförmigkeit, die sich nach und nach einstellen mag, wird im Wesentlichen durch die Gastbeiträge ein wenig aufgebrochen. So entwickelt sich „You Get What You Give“ zu einer düsteren Endzeithymne mit weiblichem Gesangsteil und „Inside“ wohl zum spannendsten Song, der es durch den Beitrag von Michael Rhein schafft, IN EXTREMO durch sauren Regen auf die Erdoberfläche fallen zu lassen.
IN EXTREMO und saurer Regen
Und doch können SEASONS IN BLACK mit ihrem dritten Album nicht vollständig überzeugen. Die geradlinigen Kompositionen gehen leicht ins Ohr und panzern sich ihren Weg durch die Gehörgänge frei, doch auf Albumlänge fehlt es den Süddeutschen an spannenden Momenten, die mehr hinterlassen als nur die sprichwörtliche verbrannte Erde.
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