The Rolling Stones - Olé Olé Olé! A Trip Across Latin America

Review

Das Jahr 2016 stand für die ROLLING STONES nicht nur im Zeichen ihres neuen (und letzten?) Studioalbums „Blue & Lonesome“, sondern auch ihrer Südamerikatournee mit dem abschließenden Konzert in Havanna, Kuba. Nachdem letzteres bereits durch den Konzertmitschnitt „Havana Moon“ dokumentiert wurde, fehlte bislang noch der Nachklapp zur Tour. Denn eigentlich wird jedes Event der STONES noch einmal aufbereitet, solange (so unken nicht wenige) damit Geld verdient werden kann. Jetzt kommt also „Olé Olé Olé! A Trip Across Latin America“ auf den Markt, das keinen Konzertmitschnitt bietet, sondern eine Dokumentation der Tour ist. Im Mittelpunkt steht also kein einzelnes Konzert, sondern die Band selbst und natürlich die Fans.

THE ROLLING STONES und die ‚Rolingas‘

Das funktioniert zunächst recht gut. Die ROLLING STONES beginnen ihre Tour in Argentinien, und hier hat die Band traditionell eine ergebene und fanatische Fanbasis. Die Fankultur der ‚Rolingas‘ bildete sich in Zeiten der Militärdiktatur, als westliche Musik und Rock’n’Roll im südamerikanischen Land verboten waren. Die Fankultur hat im Laufe der Jahre ein ziemliches Eigenleben entwickelt, und so sehen wir als Zuschauer nicht nur zahlreiche Tränen, als die Fans auf Keith Richards und Co. treffen; im Gedächtnis bleibt beispielsweise auch der Fan, der auf der Straße jede Bewegung von Mick Jagger in einer eigenen Choreografie imitieren kann. Klar, dass die ROLLING STONES beim Konzert in Argentinien ein Heimspiel haben.

Da können die Konzerte in Uruguay und Peru nicht mithalten, und insgesamt wirkt „Olé Olé Olé! A Trip Across Latin America“ in dieser Tourphase ziemlich gewollt: ‚Rolingas‘ gibt es in Lima nicht, und so darf eine der zahlreichen Panflötencombos einen der zahllosen Klassiker der STONES spielen. Dann schon lieber Mick Jagger und Keith Richards im Duett, wenn sie in einer ’spontanen‘ Session den „Country Honk“ zum Besten geben. Die Message: Die beiden können trotz allem miteinander. Vor allem natürlich musizieren, aber wenn sie abseits der Konzerte eigene Wege gehen, ist das auch okay.

Mick Jagger und Keith Richards in einer ’spontanen‘ Session

Über den Touralltag der Bandmitglieder erfährt man als Zuschauer viel oder wenig – es kommt darauf an, was man erwartet. Dass alle vier Bandmitglieder ihr eigenes Hotelzimmer haben, ist allgemein bekannt. Skandale in den Zimmern sollte man aber nicht erwarten. Dass Ron Wood abseits der Musik gerne malt und dies mit einem befreundeten brasilianischen Künstler tut, ist nett zu sehen. Dass Keith Richards vor den Auftritten mit einem Voodoostab den Regen vertreibt, ist skurril.

Neues Land, neue Fankultur: In Mexiko darf, ganz wie man sich das vorstellt, eine ponchogewandete und blasinstrumentbewehrte Combo wieder einen STONES-Klassiker nachspielen. Damit in diesen Phasen der Dokumentation nicht ganz die Spannung flöten geht, hat Regisseur Paul Dugdale die verschiedenen Planungsphasen des Havanna-Konzerts eingeflochten. Erstes Konzert einer westlichen Band überhaupt in Kuba, dann muss der Auftritt durch einen Obama-Besuch um fünf Tage verschoben werden, dann mischt sich auch noch der Papst ein. Und dann findet es doch noch statt und wird ein Triumph. Immerhin.

„Olé Olé Olé!“ ist trotz Längen ordentliches Gefühlskino

Natürlich ist „Olé Olé Olé! A Trip Across Latin America“ eine ultraprofessionell produzierte Dokumentation über die Südamerika-Tournee der STONES geworden. Natürlich ist die Doku großes Gefühlskino: Wenn man sowieso der Meinung ist, dass die ROLLING STONES die beste Band der Welt ist, wird sich diese Meinung nicht eintrüben. Somit macht man (trotz der vorhandenen Längen) nichts verkehrt, wenn man sich die Doku auf DVD oder BluRay zulegt und einfach anderthalb Stunden abschaltet. Wer allerdings Wert auf das Außergewöhnliche legt, wird mit „Havana Moon“ ungleich besser bedient – auch wenn man eine Tourdoku und einen Konzertmitschnitt nur bedingt miteinander vergleichen kann. Beim Bonusteil geht das allerdings schon: Die sieben Songmitschnitte auf „Olé Olé Olé!“ jedenfalls können hinsichtlich der Atmosphäre mit dem Kuba-Konzert nicht mithalten – dort war sie einfach atemberaubend.

27.06.2017

- Dreaming in Red -

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