The Rolling Stones - Beggars Banquet

Review

Unter "Blast From The Past" erscheinen jeden Mittwoch Reviews zu Alben, die wir bislang nicht ausreichend gewürdigt haben. Hier gibt es alle bisher erschienenen Blast-From-The-Past-Reviews.

Am 7. Dezember 1968 steht der siebte Longplayer von THE ROLLING STONES in Großbritannien in den Plattenläden. Nach den beiden psychedelisch angehauchten Werken „Between The Buttons“ und „Their Satanic Majesties Request“ orientieren sich die Stones wieder an ihren Wurzeln. „Beggars Banquet” ist laut Bassist Bill Wyman eine „konzentrierte, auf dem Blues basierende Tour de Force“.

„Beggars Banquet” basiert auf den bluesigen Wurzeln von THE ROLLING STONES

Erstmals arbeiten die Stones mit Jimmy Miller als Produzent bei den Aufnahmen zu „Beggars Banquet“. Diese Kooperation sollte länger Bestand haben und endete erst 1973. Kritiker sehen die Jimmy-Miller-Ära als Höhepunkt im Schaffen der Stones an. Die Finalisierung des Albums wurde innerhalb von drei Wochen, im Juli 1968 in Los Angeles, in den Sunset Sound Studios realisiert.

Im Juni 1968 begaben sich die Stones ohne große Vorbereitung in das Tonstudio. Die Herren improvisierten unter dem Arbeitstitel „The Devil Is My Name“ woraus „Sympathy For The Devil“ wurde. Jagger hatte den Text unter dem Eindruck des Romans „Der Meister und Margarita“ des russischen Schriftstellers Michail Bulgakow verfasst. In dem Roman stattet der Teufel dem Moskau der 30er Jahre einen Besuch ab. Ein weiterer Teil des Buches befasst sich mit der Rolle von Pontius Pilatus während der letzten Tage Jesus von Nazarets.

Im von Jagger geschriebenen Liedtext erzählt der Teufel, nachdem er sich dem Hörer formell vorgestellt hat, von seinem Wesen und seiner Gegenwart bei zentralen historischen Ereignissen. So sei er dabei gewesen, als Jesus Christus zweifelte und litt, und er habe dafür gesorgt, dass Pontius Pilatus dessen Schicksal besiegelte. Auch an der russischen Oktoberrevolution sei er beteiligt gewesen und für die Ermordung der Zarenfamilie verantwortlich. Während des Zweiten Weltkrieges sei er als Panzergeneral im Blitzkrieg tätig gewesen. Schließlich stellt der Teufel die Frage, wer die Kennedy-Brüder ermordet habe, und beantwortet diese mit „after all it was you and me“.

Das Lied weist dem Teufel, den es in einem ekstatischen Samba-Rhythmus beschwört und als dessen Verkörperung Jagger auftritt, menschliche Eigenschaften zu: er will als eine Art Mann von Welt und Gentleman unter Gentlemen behandelt werden. Kernaussage ist, dass in jedem Menschen ein Teufel wohnt.

„Sympathy For The Devil“ und die schwarze Magie der Stones

„Sympathy For The Devil“ ist einer der Klassiker von THE ROLLING STONES und schlägt die Brücke zum Vorgängeralbum „Their Satanic Majesties Request“. Das Einfordern von Sympathie für den Teufel beeinflusst den Ruf der Stones. Unter Anhängern der Band kursierten Gerüchte über mögliche satanistische Tendenzen. Diese Gerüchte erreichten 1969 durch die Todesfälle beim Altamont Free Concert einen Höhepunkt. Vor der Bühne der Rolling Stones wurde Meredith Hunter während einer Messerstecherei getötet, und es wurde behauptet, die Band habe in dem Moment „Sympathy For The Devil“ gespielt. Das ist jedoch nicht korrekt: „Under My Thumb“ ertönte aus den Boxen. Obwohl sich infolgedessen einige Fans von der Musik der Band abwandten, bezeichnete die mit Jagger befreundete Marianne Faithfull in ihrer Autobiographie das Lied als „Satanismus aus Pappmaché“ und wies den Verdacht auf Satanismus und schwarze Magie zurück.

Weit weniger spektakulär geht es weiter: „No Expectations“ kommt entspannt akustisch zwischen Blues, Folk und Country daher, „Dear Doctor“ und „Parachute Woman“ frönen dem Blues und bewegen sich wie angekündigt zu den Wurzeln von Jagger und Co. zurück. Rockiger mit elektronischen Gitarren im bluesigen Rhythmus und „Jig-Saw Puzzle” geht die A-Seite zu Ende.

Der zweite bedeutsame Song: „Street Fighting Man”

Wie die A-Seite startet auch die B-Seite mit einem Highlight in der Karriere der Stones. Der finale Text von „Street Fighting Man” handelt von Tariq Ali, einem britischen Autor, Filmemacher und Historiker pakistanischer Abstammung, der um 1968 im Rahmen seiner Mitarbeit in der Studentenbewegung öffentliche Demonstrationen gegen Pakistans Militärdiktatur organisierte. Von ihm soll auch der im Text mehrfach auftauchende Satz “The time is right for a palace revolution” stammen. Jagger verarbeitet im Text seinen Besuch der Anti-Kriegs-Kundgebung 1968 vor der amerikanischen Botschaft in London, bei der die Polizei mit Pferden versucht, eine Menge von 25.000 Menschen gewaltsam unter Kontrolle zu halten.

Ein akustisches Riff eröffnet den Song und baut sich mit Gitarrenakkorden und den Offbeats des Schlagzeugs sofort auf. Der Gitarrenrhythmus und die Stimme von Jagger verschmelzen und die textliche Revolution nimmt Gestalt an. „Street Fighting Man“ gilt als das Lied der Stones mit der größten politischen Tendenz.

Wie auf der A-Seite wechselt auch auf der B-Seite die Tonart. Von „Street Fighting Man“ geht es mit einem Stilbruch zu  „Prodigal Son” und Countrymusik. Etwas mehr Fahrt im Blues-Rock-Gewand nimmt „Stray Cat Blues” auf und orientiert sich leicht am Sound von „Street Fighting Man“. Der Wechsel bleibt: „Factory Girl” und die Geschichte über ein Mädchen aus der Arbeiterklasse bewegt sich zwischen Folk und Country. Der Schlussakkord ist der Drink auf die arbeitende Bevölkerung. Im Folk Rock tummelt sich „Salt Of The Earth“ und kann nicht nur durch den Wechselgesang zwischen Jagger und Richards punkten.

THE ROLLING STONES liefern auf „Beggars Banquet“ nicht nur Killer

Der psychedelische Pfad der beiden vorherigen Alben, „Between The Buttons“ und „Their Satanic Majesties Request“, wurde verlassen und zum Blues Rock, Country und Folk gewechselt. Lateinamerikanische Beats kommen zum Einsatz, und Instrumente wie eine Claves werden neben südasiatischen Klängen aus der Tanpura, Tabla und Shehnai genutzt. Die A-Seite liefert nach „Sympathy For The Devil“ einige Filler-Tracks.

Die Kritiken für das Werk waren durchweg positiv. Von einem unverwechselbaren und originellen Akzent wurde geschwärmt und den Stones eine erstaunlichen Kreativitätsexplosion bescheinigt, obwohl es an einigen Stellen nicht die Qualität seines Eröffnungssongs beibehielt.

Der durch Drogenmissbrauch gesundheitlich schwer angeschlagene Brian Jones spielt bei der Produktion des Albums keine große Rolle. Jones liefert nur zu „No Expectations“ einen Beitrag. Jagger und Richards isolierten Jones, und seine Beiträge wurden entweder gar nicht aufgenommen oder für nicht ausreichend empfunden und gelöscht.

Die Wichtigkeit in der Diskografie der Stones erhält „Beggars Banquet“ durch zwei Tracks: „Sympathy For The Devil“ und „Street Fighting Man“. Aus der Retrospektive würde das Album seine Bedeutung verlieren, wenn diese beiden Tracks nicht auf der Platte zu finden wären. Die Scheibe liefert abwechslungsreiche Musik zwischen Rock, Folk, Country und Blues. In seiner Gänze lassen sich vor allem auf der A-Seite einige Filler-Songs finden, welche durch die beiden herausragenden Tracks übertüncht werden. „Beggars Banquet“ ist zweifellos ein wichtiges Werk in der Geschichte von THE ROLLING STONES, musikalisch ist die ein oder andere Schwachstelle auszumachen.

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2 Kommentare zu The Rolling Stones - Beggars Banquet

  1. Nici67 sagt:

    Trotz nur 2 Übertracks eine Perle

    8/10
  2. lagad sagt:

    Also, ich muß einfach Jumpin‘ Jack Flash (mit Psychedeliaüberbleibsel b Seite) auch mitzählen. Singles kamen ja damals nicht auf die Alben. Für mich ist es ein Stones Schlüsselalbum und eines meiner liebsten. Die Abwechslung, die Kratzigkeit, die Attitude. Die Jagger – Richards Regie. Grandios.

    10/10