Thyrane - Black Harmony

Review

Willkommen zu Teil 3 von Onkel Alboins winterlicher Retrospektive fantastischer Black Metal-Alben aus Finnland. Passend zu -10° Grad Celsius, Eiszapfen vor den Fenstern und alles bedeckendem Nebel rotiert heute THYRANEs 1997er Demo „Black Harmony“, im Juni desselben Jahres als MC und danach noch zweimal auf CD veröffentlicht, einmal 1998 von Woodcut Records, einmal 2000 von Spikefarm als Split mit den DEAD BEGINNERS.

Das Teil als Demo zu bezeichnen, ist gleich in mehrerlei Hinsicht blanker Hohn: 35 Minuten ohne Synthiegedudel kriegen heute oft selbst gestandene Bands nicht mehr für ein Album auf die Kette. Eine derart gute Produktion aus dem damals renommierten Tico-Tico-Studio konnten sich selbst IMPALED NAZARENE erst nach ein paar Platten erlauben. Ihre Instrumente derart gut im Griff, und das sogar bei Geschwindigkeiten am Anschlag, hatten selbst EMPEROR zu Demozeiten nicht. Und was die Musik angeht… da hat „Black Harmony“ als Demo wirklich eine Menge demonstriert: nicht nur die beeindruckenden Fähigkeiten der Band, sondern vor allem die Unfähigkeiten vieler ihrer Zeitgenossen.

Sicherlich haben sich THYRANE auf ihrem Demo nicht viel einfallen lassen, das nicht schon Kollegen, vor allem aus Norwegen, vor ihnen gespielt hätten. Dennoch kombinieren die Vier bekannte Elemente des melodischen Black Metals der Mittneunziger mit für Finnland einzigartigem Feingefühl – dass da vielleicht eine Portion Kalkül, so kurz nach „Enthrone Darkness Triumphant“, mitgespielt haben mag, macht die Platte allerdings nicht schlechter.

Auf der Grundlage von sehr energetischem, größtenteils schnellem und extrem präzisem Drumming (wenn der Drummer schon „Blastmor“ heißt…) zelebrieren sich THYRANE durch vier Songs von je nicht unter 8 Minuten Länge und erinnern dabei vor allem an DIMMU BORGIRs „Devil’s Path“-Minialbum. Das betrifft den atmosphärischen Einsatz der Keyboards, auch die Klangfärbung der Stimme, vor allem aber die Anlage der Songs: es passiert enorm viel, die Stücke sind dynamisch und von unnötigen Redundanzen befreit, bleiben gleichzeitig aber wiedererkennbar. Den Kick geben neben wirklich tollen Riffs die vielen „kommt mir bekannt vor!“-Momente. Da tauchen die Synthesizer und die donnernd-verhallte Snare von ENSLAVEDs „Frost“ auf („Enthroned By Antichrist“, „Silent Ages Overture“), das schräge Riffing von IMMORTAL („Black Harmony“), die großen Momente von GEHENNAs „Second Spell“ („Silent Ages Overture“) und vor allem immer wieder das, was viele Bands versucht und nicht geschafft haben: das Feeling von „In The Nightside Eclipse“ zu erzeugen (auch „Black Harmony“, teils auch „Sacrifires“). Alle Achtung. Ab und zu ist die Truppe auch gerne mal ein wenig black-thrashig, bindet das aber rund und gelungen in ihr klangliches Gesamtbild ein, das sehr beißend und brutal, aber auf der Höhe der Zeit war.

Etwas Vergleichbares hat die Band in ihrer eigenen Diskografie später leider nicht mehr voreinander bekommen. Das folgende Album war gut, aber kühler und transparenter, es fehlt ihm an der rohen, ungestümen und nur schwer gebändigten Gewalt von „Black Harmony“ und auch an seinen allzu typischen Klischees. Danach verabschiedete sich eine überaus talentierte Black Metal-Band in die Bereiche des etwas tuntigen Industrial-Black-Metals und löste sich 2006 auf. Aber, glücklicherweise: diese Aufnahme gibt es noch. Ein vergessenes Juwel des melodischen Black Metals, das man gehört haben sollte.

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01.01.2011

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