Trouble - The Distortion Fields

Review

Eine ganz schöne turbulente Geschichte haben TROUBLE hinter sich. 1979 in Chicago gegründet, wurden sie in den Achtzigern und frühen Neunzigern zu einer der wichtigsten, einflussreichsten und wegweisenden Doom-Metal-Bands. Der wirkliche Erfolg war ihnen dennoch nie vergönnt, so wurden sie bspw. von Def American aufgrund mäsiger Verkaufszahlen gedropt. Das vorläufige Ende bildete 1995 „Plastic Green Head“, die Band brauch auseinander.

2003 erfolgte die Wiedervereinigung und mit „Simple Mind Condition“ 2007 das seitens der Fans lang erwartete Album. Doch auch die letzten Jahre sollten nicht glatt verlaufen, Eric Wagner, der unersetzbar gegoltene, legendäre Sänger und  Gründungsmitglied kehrte TROUBLE 2008 den Rücken, seinen Platz nahm Kory Clarke (Ex-WARRIOR SOUL) ein. Inzwischen singt allerdings Kyle Thomas (Ex-EXHORDER, ALABAMA THUNDERPUSSY), welcher auf dem neuen Album „The Distortion Fields“ zu hören ist und damit sein Album-Debüt bei TROUBLE gibt. So ist dies also deren erstes Studiowerk ohne Eric Wagner. Dabei ist Kyle der Band nicht ganz unbekannt, half er den Amis doch bereits Ende der Neunziger bei einigen Shows aus. Und mit Jeff Olson haben TROUBLE ihren Ur-Drummer am Start, allerdings an den Keyboards.

Das neue Werk wurde von Bill Metoyer (SLAYER, W.A.S.P., ARMORED SAINT, DARK ANGEL uvw.) produziert, welcher auch schon „The Skull“ und „Trouble“ veredelt hatte, der Sound ist also amtlich druckvoll und über jeden Zweifel erhaben. Und die Musik?

Sechs Jahre nach „Simple Mind Condition“ starten die Chicagoer Zeitlupen-Spezialisten „The Distortion Fields“ mit dem majestätischen „When The Sky Comes Down“, welches in sich den Geist von BLACK SABBATH trägt (auch TROUBLE haben ihre Einflüsse), mit griffigen, unwiderstehlichen Gitarrenriffs und saftigen Grooves. Oder anders ausgedrückt – TROUBLE bieten genau das, was man erwartet, nämlich eine gewohnt coole Mischung aus tonnenschwerem Doom und klassischem Heavy Metal. Es gibt Stoner Rock („The Broken Have Spoken“), melodisches („Sink Or Swim“), wunderbar zähes („Your Reflection“), eine relaxt coole, intensive US Rock-Ballade in Form von „Have I Told You“, welche tatsächlich ein wenig an SOUNDGARDEN erinnert, herrlich staubige Brat-Gitarren in der puren Heavy-Metal-Nummer „Hunters Of Doom“. Gerade die prägnante, fantastisch einschmeichelnd bratende Gitarrenarbeit des Duos Franklin / Wartell, deren Sound an die frühen Neunziger von TROUBLE angelehnt ist, zeichnet das aktuelle Werk aus. So zitiert „Paranoia Conspiracy“ mit Old School Riffs den Groove von „At End Of My Daze“ und würdigt somit die eigene Vergangenheit. Dabei lassen sie die allzu psychedelischen Elemente glücklicherweise außen vor, welche „Manic Frustration“ zumindest für mich im Verhältnis etwas schwach machten. Dazu passend zaubert Schlagzeuger Lira einen herrlich treibenden Groove, vielseitig und präzise. Und so rocken TROUBLE über lange Zeit auf „The Distortion Fields“ so cool wie seit 20 Jahren nicht. Leider sind die hinteren Stücke nicht ganz so stark, bewegen sich diese etwas zu typisch im US-Staubrock wie bspw. „Glass Of Lies“, wobei sie zum Schluss wieder die Kurve kriegen und mit „Your Reflection“ einen wunderschönen und eingängigen Doom-Rocker, welcher erneut die tolle Gitarrenarbeit in den Vordergrund stellt, sich verabschieden. Soviel zum instrumentalen Schaffen.

Mit Absicht komme ich erst jetzt auf den Gesang zu sprechen, welcher sicherlich für einen Großteil der Fans einen Knackpunkt darstellen wird. Kyle Thomas macht einen sehr guten Job, auch wenn er einen Eric Wagner natürlich nicht ersetzen kann. Dennoch, seine tollen Gesangslinien tragen mit dazu bei, dass „The Distortion Fields“ ein gutes Album geworden ist. Sein Organ unterscheidet sich natürlich vom rasierklingenscharfen eines Eric Wagners, passt aber gleichzeitig hervorragend zu TROUBLE. Er versucht gar nicht erst, seinen Vorgänger zu kopieren, sondern setzt eigene Akzente. Seine Stimme ist eigenständig, kraftvoll, tiefer, rauer, dabei etwas variabler und klingt irgendwie moderner. Egal ob er nun singt, hoch kreischt, er kann es! Mal nachdenklich wie in „Have I Told You“ oder melodisch wie in „Sink Or Swim“, hier erinnert er gar an einen gewissen Phil Anselmo und macht aus dem Stück einen wunderbaren Ohrwurm. Also aufhören mit Jammern!

Zweifelsohne sind das Debüt „Psalm 9“, „The Skull“, „Run To The Light“ und das selbst betitelte „Trouble“ Referenzwerke des Lava Rock. Gemessen an diesen unsterblichen Ausnahmealben, und natürlich müssen sich TROUBLE an ihrer eigenen Vergangenheit messen lassen, kommt „The Distortion Fields“ natürlich nicht an deren Klasse ran. Das tat aber sowieso keines der diesen folgenden Alben. Dennoch ist es TROUBLE gelungen, ein richtig cooles, intensives, einfallsreiches und irgendwie sogar zeitgemäßes Album aufzunehmen, und ich würde mich wirklich freuen, wenn die Herren damit doch endlich mal etwas mehr Erfolg erreichen könnten. Verdient hätten sie es!

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01.08.2013

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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3 Kommentare zu Trouble - The Distortion Fields

  1. Milch sagt:

    Da bin ich mal gespannt… Trouble ohne Eric Wagner…

  2. Brandy sagt:

    Ziemliche 08/15-Platte. Eric Wagner fehlt. Auch wenn Kyle Thomas ein guter Sänger ist, zu TROUBLE passt er nicht so wirklich. Die Songs selbst sind durchschnittlich bis gut, richtig geile Dinger sind nicht dabei. Die Bezeichnung „tonnenschwerer Doom“ in Verbindung mit TROUBLE finde ich übrigens sehr gewagt und regelrecht deplatziert. Das ist wirklich albern, deren Musik so zu beschreiben. Wenn das tonnenschwerer Doom ist, was machen dann die richtig heftigen Doom Bands? Nuclear Doom? Galaktus Doom? Giga Doom? Leute, kommt mal runter!

  3. Milch sagt:

    Ich glaube das Problem ist weniger, dass der Sänger nicht passt, viel mehr ist es die Musik, die irgendwie nicht so richtig nach Trouble klingen will, alles ein wenig auf knalliger Sound gepumpt, dabei spielten Trouble eigentlich mal Doom Metal, der zwar immerzu seine flotten Momente hatte und bei Plastic Green Head und Simple Mind Condition auch mal etwas mehr in Richtung „Hippie-Metal“ ging, trotzdem immer irgendwie Doom war… Das ist „nur“ Heavy Metal, als solches sicher ganz passabel, wer gute alte Trouble sucht sollte sich dennoch lieber gute ALTE Trouble reinziehen (Skull empfehle ich) 😉