

Unter "Blast From The Past" erscheinen jeden Mittwoch Reviews zu Alben, die wir bislang nicht ausreichend gewürdigt haben. Hier gibt es alle bisher erschienenen Blast-From-The-Past-Reviews.



Die metallische Musik, allen voran die Welle in England ist mittlerweile 45 Jahre her. Nachdem 2025 bereits mit Russ North (CLOVEN HOOF) und Ragne Wahlquist (HEAVY LOAD) zwei Musiker der 80er Jahre die Bühne für immer verlassen haben, folgt im Januar auch noch John Sykes, der primär mit Werken wie „Thunder And Lightning“ (THIN LIZZY), „1987“ (WHITESNAKE) oder auch dem selbstbetitelten Album von BLUE MURDER aus dem Jahr 1989 im Gedächtnis bleiben wird. Seine erste LP veröffentlichte John Sykes aber mit TYGERS OF PAN TANG. „Spellbound“ kommt am 10. April 1981 via MCA Records in die englischen Plattenläden.
„Spellbound“ ist der Beginn einer langen Karriere
Als junger Mensch kommt John Sykes 1980 zu TYGERS OF PAN TANG und übernimmt die zweite Gitarre. Mit „Wildcat“ hat die anfänglich als Quartett agierende Truppe bereits eine Duftmarke in der NWoBHM hinterlassen. Allerdings gibt es in der frühen Phase der Band bereits einen Wechsel am Mikrofon. John Deverill übernimmt für Jess Cox, der sich nach dem Ende seines Engagements bei TYGERS OF PAN TANG für viele Jahre aus Musikgeschäft zurückzieht. Deverill ist der Sänger in den wechselvollen 80er Jahren.
Der Auftakt ist eine der bekanntesten Nummern der NWoBHM. „Gangland“ ist unter anderem auf diversen Kompilation zu finden. Der Track bewegt sich mit der schnellen Saitenarbeit weg vom noch angesagten Hardrock in Richtung der metallischen Musik und ist somit ein Vorzeigeobjekt der frühen NWoBHM. Einen kleinen Schritt zurück macht „Take It“, wo der rockige Anteil höher ist und der eingängige Refrain an Bands wie zum Beispiel THIN LIZZY erinnert.
Über das Interlude „Minotaur“ geht es zum zweiten großen Hit auf „Spellbound“, der „Hellbound“ heißt und alles liefert, was die NWoBHM ausmacht. Eingängiger Refrain, Gitarrensoli, Tempo und Spielwitz sorgen dafür, dass TYGERS OF PAN TANG sich in die Notizbücher der Musikmanager spielen. Balladesk mit „Mirror“ trudelt die A-Seite in Richtung Ende.
Die B-Seite startet mit „Silver And Gold“, der typisch für die frühen 80er nach vorne galoppiert und Sänger Deverill mit seinen Vocals den Song in Richtung metallische Welt veredelt. Noch etwas zwingender tönt „Blackjack“, richtig rocken können die Tiger aber auch. „The Story So Far“ liefert den Ohrwurm der Platte, der sich nach einmaligem Konsum dauerhaft im Gehörgang festsetzt. Metallischer geht es mit „Tyger Bay“ weiter, bevor „Don’t Stop By“ mit einer gewissen Melancholie im Refrain „Spellbound“ über die Ziellinie trägt.
Wie ist der Klassiker der NWoBHM gealtert?
Die Wichtigkeit von „Spellbound“ für die weitere Entwicklung der britischen Welle zeigt der Sachverhalt, dass HEATHEN „Hellbound“ auf der „Victims Of Deception“ als Bonustrack verewigen, während KREATOR sich „Gangland“ schnappen und auf die EP „Out of the Dark… Into the Light“ brennen. Das die Scheibe kein großer Chartrenner ist, versteht sich von selbst. Trotzdem schafft Album Nummer zwei der englischen Tiger Platz 44 in Schweden und die Nummer 33 der UK-Album-Charts. Mit IRON MAIDEN und SAXON können TYGERS OF PAN TANG und „Spellbound“ vom Zuspruch nicht mithalten. Trotzdem sind die Urväter der NWoBHM auch heute noch relevant und live ein gern gesehener Gast auf den bekannten Undergroundfestivals. Das etwas träge „Mirror“ und die knappe Laufzeit wären als Minuspunkt anzumerken. Dagegen befinden sich neben den bereits erwähnten Hits mit „The Story So Far“ oder „Blackjack“ weitere hervorragende Stücke auf der LP. Für die Anhängerschaft der NWoBHM ist „Spellbound“ ein must have.
Der weitere Weg von TYGERS OF PAN TANG ist mehr von Tiefen als von Höhen geprägt. Wie bei vielen Weggefährten dreht sich das Personalkarussell schnell und John Sykes verlässt TYGERS OF PAN TANG nach dem dritten Album „Crazy Night“. Es folgt die erste Reformierung der Band, die zwischen 1985 und 1987 drei weitere Werke veröffentlicht, die von den Verkaufszahlen „Spellbound“ überholen. Doch das ist ein Thema für eine weitere Ausgabe von Blast From The Past.
Nach einem Engagement in der Begleitband von OZZY OSBOURNE, landet John Sykes bei THIN LIZZY. Nach dem Ende der irischen Band wechselt Sykes zu David Coverdale und WHITESNAKE, wo er mit dem Album „1987“ einen großen kommerziellen Erfolg feiert. Seit 1994 agiert Sykes als Solokünstler und veröffentlicht fünf weitere Platten. Im Januar 2025 erliegt John Sykes einer Krebserkrankung. Rest In Peace, John Sykes!
Hallo Jürgen,
da hast du ja wieder was Feines ausgebuddelt, ich bin ein Fan der Truppe seit ca. Mitte der 80er – nur die letzten beiden Alben, insbesondere das letzte zündeten bei mir nich so toll, aber in erster Linie wegen dem Sound.
Die von dir reviewte Spellbound war zu ihrer Zeit was ganz Besonderes! Und ähnlich bedeutend wie die Killers von Maiden zu dieser Zeit. Daß damals John Sykes involviert war, wußte ich gar nicht mehr- ist ja irre!
Bewertung sehe ich mal wieder wie fast immer- wie du:)
Und der Sound ist so zeitlos geil, daß die heute noch so viel Spaß macht, wie damals. Gab nur wenige Bands , die das zu der Zeit schon so hinkriegten.
Danke mal für den ganzen Backround – in der Presse bei uns wurde da reichlich wenig berichtet zu dieser Zeit, selbst Metal Hammer kam erst viel später auf – und ich kaufte halt damals die Platten nachm Probe hören im Laden.
Danke dir!
und liebe Grüße und Knuddler