Vintersorg - Solens Rötter

Review

Mit VINTERSORG ist das so eine Sache. Während ich die ersten Alben sehr mag und „Cosmic Genesis“ absolut verehre, hat diese Band danach einen aus meiner Sicht unschönen Wandel vollzogen, der irgendwie nicht mehr wirklich zum Namen VINTERSORG passt. Zu technisch, zu verkopft, zu gefühllos waren die letzten beiden Scheiben „Visions From The Spiral Generator“ und „The Focussing Blur“. In bösen Augenblicken rutschte mir sogar schonmal ein Satz wie „die sollten mal lieber den Steve DiGiorgio rauslassen, der bekommt der Band nicht“ raus, was ich mittlerweile im Übrigen, mit genug Abstand zu den letzten Veröffentlichungen, absolut unterstreiche. Keine Frage, DiGiorgio (SADUS, Ex-DEATH uvm.) ist ein Wunder an seinem Instrument, aber diese verkopften und überstrapaziert technischen Elemente passen meiner Ansicht nach nicht zu VINTERSORG.

Nachdem ich also die Entwicklung der Band mit Sorge beobachtet habe, kommt nun „Solens Rötter“ zum Vorschein und zeigt erneut einen leichten Wandel im Sound VINTERSORGs auf. Zwar sind die Songstrukturen nach wie vor sehr komplex und nicht allzu einfach nachvollziehbar, aber man merkt, dass sich die Herren bemühen, wenigstens einen Hauch des alten Feelings der Band einzufangen. Folkige Elemente werden wieder vermehrt eingestreut und die Texte sind nicht mehr in Englisch vorgetragen. Während ich letzten Aspekt begrüße, ist mir die musikalische Rückbesinnung (falls man überhaupt wirklich davon sprechen kann) nicht eindeutig genug. Diese unzähligen Breaks im Drumming, diese teils arg überladenen Arrangements der Instrumente, diese zu verschnörkelten Parts der Gitarren, all diese Dinge stören den Fluss der Songs und verhindern so, dass sich eine wohlklingende Atmosphäre aufbauen und halten kann. Die Lieder wirken irgendwie zerstückelt und nicht flüssig genug. Zwar wird verstärkt auf nicht zu komplizierte Melodien geachtet, aber das allgemein zu Break-lastige Spiel verhindert, mir ein wohliges Gefühl im Bauch aufkommen zu lassen. „Solens Rötter“ funktioniert immer dann am Besten, wenn die Songs gradlinig und möglichst einfach gehalten sind. Vereinzelte Schübe von Uptempo unterstützen diesen Eindruck und zeigen auf, dass VINTERSORG immer wieder durchaus in die richtige Richtung schielen. Als Kontrast dazu gibt es zudem den wunderbar melodischen Gesang, der sich mit der genial fiesen Krächzstimme von Band-Kopf Andreas Hedlund (alias Vintersorg) kreuzt oder von ihr ergänzt wird.

Ich bin hin- und hergerissen von „Solens Rötter“. Einerseits merke ich, dass sich VINTERSORG Mühe geben, die Brücke zwischen den jüngeren und älteren Veröffentlichungen zu schlagen, andererseits reicht aber bekanntlich Mühe alleine nicht aus. Die großen Melodien fehlen, die starken Refrains, die zündenden Ideen, die richtige Dynamik. Ich hoffe sehr, dass sich die Schweden zukünftig auf ihre wahren Stärken besinnen, nämlich einfach gute Songs zu schreiben und nicht beim Wettbewerb um die meisten progressiven Elemente auf einem Album mitzumischen. Technisch haben sie es drauf, keine Frage, aber alles zu Lasten der Stimmigkeit. Auf „Solens Rötter“ klingt nicht jedes Lied nach sich selbst, sondern lediglich nach dem Abschnitt eines nahezu konstant gleich klingenden Albums. So sehr ich den Grundtenor und Back-Katalog dieser Band auch mag („Cosmic Genesis“ ist meiner Meinung nach ein Meisterwerk), so schade finde ich, dass sie ihrer Wurzeln so abtrünnig geworden sind.

Liebhaber, die auf die letzten beiden Alben „Visions From The Spiral Generator“ und „The Focussing Blur“ gut konnten, werden auch mit etwas Geduld an „Solens Rötter“ wieder gefallen finden, denke ich. Die alte VINTERSORG-Fraktion dürfte auch nicht grundsätzlich enttäuscht sein, sollte jedoch vorher mindestens einmal reinhören, da dieses Album einige Anläufe mehr benötigt, bis man es im Blut spürt.

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27.04.2007

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