Behemoth
Listening Session: "I Loved You At Your Darkest"

Special

Viele sagen, das letzte BEHEMOTH-Album „The Satanist“ sei unmöglich zu toppen. Am 02.08.2018 kündigte die Band nun den Nachfolger „I Loved You At Your Darkest“ an, der am 05.10.2018 über Nuclear Blast veröffentlicht wird. Ein Titel, der erst mal nach MARILYN MANSON klingt, bis man mit etwas Recherche herausfindet, dass es ein Zitat aus dem neutestamentarischen Brief des Paulus an die Römer ist. Der Titel des Albums, das Artwork, die Texte und sowieso alles drum herum zeichnen ein deutliches Bild einer zynischen Bibel- und Kirchensatire. Nergal selbst sagt dazu: „It doesn’t get more blasphemous than this.“ Überrascht sollte davon eigentlich niemand sein.

BEHEMOTH laden zur Listening Session

Am 25.07.2018 luden BEHEMOTH zur „I Loved You At Your Darkest“-Listening Session in Berlin ein. Als wir dort ankommen, hat es kuschelige rund 30 Grad. Bei knallender Sonne und geschlossenen Fenstern versammeln wir uns, um dem neuen BEHEMOTH-Werk zu lauschen. Nergal bedankt sich für das zahlreiche Erscheinen und sagt mit einem Augenzwinkern, dass er bei dem Wetter selbst lieber am See sitzen würde, als hier mit gottloser Musik vergewaltigt zu werden. Ohne viel weiteres Geplänkel geht es los. Am Ende wird sich Nergal aber noch in einer Pressekonferenz auf den Zahn fühlen lassen.

1. Solve
Ein Intro, das mit Noise-Elementen und einem Kinder-Sprechchor eine düstere Atmosphäre schafft, die von einer doomig-schwarzen Untermalung durch Bass, Gitarre und Drums noch verstärkt wird. Die Kinder zählen verschiedene Bezeichnungen für Gott auf und rufen ihnen „I forgive you not“ entgegen. Später wird sich herausstellen, dass die Zeilen von der ersten Single „God = Dog“ entlehnt sind.

2. Wolves Ov Siberia
Dieser erste Song steigt rasant ein und ist von Blast Beats der Marke Nähmaschine geprägt. Mit eher gesprochenen als gebrüllten Vocals, denen eine Gesangsmelodie abzugehen scheint, und einer Bridge, die einen rituellen Klang versprüht, schwingt bei diesem Stück das klerikale Flair mit, dem sich „I Loved You At Your Darkest“ verschrieben hat. Mit nur knapp drei Minuten Laufzeit aber ein kurzer Spaß, der am Ende plötzlich verstummt.

3. God = Dog
BEHEMOTH entscheiden sich gegen einen Einstieg mit rohem Geballer und für einen Spannungsbogen. Nergal verrät später, dass „God = Dog“ die erste Single sein wird. Womöglich ist also auf eine Videotauglichkeit geachtet worden. Später ballert das Stück aber, wie zu erwarten war. Ruhige und melancholische Stellen lassen durch interessante Gitarrendetails aufhorchen. Die Kinder vom Anfang gesellen sich auch hier wieder dazu, wenn die Zeilen um „I shall not forgive“ gesprochen werden.

Bild Behemoth - I Loved You At Your Darkest Cover

4. Ecclesia Diabolica Catholica
Dieser Song steigt wie das Vorgängerstück ebenfalls nicht direkt mit Geballer ein. Das folgt aber sogleich, und zwar mit gleichmäßig rollenden Blast Beats. Neben einem coolen Solo ist ein unerwarteter Akustik-Part ein Highlight des Stücks. Dieser zeigt sich druckvoll und dicht, bis sich die E-Gitarren wieder daruntermischen und letztendlich in einer Art Crescendo kulminieren.

5. Bartzabel
Nach einer Maschinengewehrsalve von Drums geht es doomig weiter. Das Stück setzt auf den Kontrast von stop-and-go, unterbricht den Fluss immer wieder und ist so intuitiv nicht leicht zugänglich. Umso mehr überrascht dann ein melodisches Solo, das fast ein wenig sehnsuchtsvoll klingt. Trotz der gebremsten Geschwindigkeit kann man aber nicht von einer Ballade sprechen. Schließlich sind es auch noch BEHEMOTH.

6. If Crucifixtion Was Not Enough
Hier geht es wieder schneller zu. Es ballert sogar ordentlich, wenn auch nicht sofort zu Anfang. Die für BEHEMOTH sehr typischen, etwas schleppend wirkenden und in die Länge gezogenen Riffs kommen hier sehr gut raus. Statt mit einem abrupten Schluss endet „If Crucifixtion Was Not Enough“ mit einem Fadeout.

7. Angelvs XIII
Musikalisch wird auch hier auf fette Blast Beats, schleppende Gitarren und überraschenderweise auch wieder auf etwas Akustik-Gezupfe gesetzt. Ein Solo darf auch nicht fehlen, genauso wie ein abgehacktes Ende.

Bild Behemoth - Bandfoto 2018

8. Sabbath Mater
Dieser Song stellt sich schnell als ein echtes Highlight auf dem Album heraus. Schleppend und mit einem okkulten Klang vermittelt „Sabbath Mater“ ein etwas beklemmendes Gefühl. Ein Chor im Hintergrund und interessante Tempowechsel ziehen die Aufmerksamkeit auf sich. Wie auch „Bartzabel“ erschließt sich dieses Stück nicht auf Anhieb, was vielleicht gerade seinen Reiz ausmacht.

9. Havohej Pantocrator
Der bisher langsamste Aufbau kommt passenderweise im längsten Song auf diesem BEHEMOTH-Album. Es ist die doomige, schleppende Variante, die hier den von Geballer geprägten Stücken entgegensteht. Auch Letzteres wird sich später aber noch zeigen. Das Stück um den Anti-Jehovah geht so zu Ende, wie es begonnen hat, nämlich mit einer Art Aufbau des Ausklangs.

10. Rom
Eine stetige Abwechslung von langsameren und ballernden Stellen bietet „Rom“. Viel mehr gibt es über diesen Song aber leider – zumindest nach nur einem Durchgang – nicht zu berichten.

11. We Are The Next 1000 Years
Das letzte Stück vor dem Outro ist überraschenderweise wieder recht kurz, erwartet man doch vor allem gegen Ende eines Albums eher die epischen Kompositionen, die in der oft schnelllebigen ersten Hälfte nichts zu suchen haben. „We Are The Next 1000 Years“ schafft es aber auch in der kurzen Zeit, sowohl mit Geballer als auch mit einem melodischen Part zu überzeugen.

12. Coagula
Zusammen mit dem Titel des Intros ergibt sich „solve et coagula“ – löse und verbinde – eine Schlüsselformel aus der Alchemie. BEHEMOTH beenden ihr Album hier mit einem Knaller, der episch-dramatisch, düster und heavy zu gleich ist. Ein wahrhaft majestätischer Abschluss für ein Album, das es in sich hat.

Bild Behemoth - I Loved You At Your Darkest Listening Session

Nergal bei der Listening Session zu „I Loved You At Your Darkest“ in Berlin. Credit: Christoph Voy

„I Loved You At Your Darkest“ sollte in voller Länge gehört werden

Kaum sind die letzten Klänge von „I Loved You At Your Darkest“ verklungen, ist Nergal zurück, um sich den Fragen der Pressevertreter zu stellen. Er betont aber, dass es ihm auch darum geht, zu erfahren, welche Eindrücke das neue BEHEMOTH-Album bei den Hörern hinterlassen hat. Dabei wird schnell klar, dass viele der hier Versammelten nicht damit gerechnet haben, dass „The Satanist“ in irgendeiner Form überboten werden kann. Es sind sich aber alle einig, dass „I Loved You At Your Darkest“ keine Weiterführung seines Vorgängers ist, sondern etwas Neues. Auch Nergal stimmt zu und erklärt, dass es als Neuanfang gedacht ist. Auch, dass man dieses Album in Gänze hören sollte, was auch unser Eindruck war, ist Konsens.

Galerie mit 28 Bildern: Behemoth - The Deathless Summer Tour 2023 in Karlsruhe
12.08.2018

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27 Kommentare zu Behemoth - Listening Session: "I Loved You At Your Darkest"

  1. ClutchNixon sagt:

    Es ballert, doomig ists zudem. Dann nochmal Geballer.Arschgeballer in Ramallah! VERZEIHUNG: Worin unterscheidet sich das Album denn nun vom Vorgänger?!? Stil, Produktion, Wirkung
    Herrgott Angela – informiere mich doch bitte!

  2. hypnos sagt:

    hört sich schon mal interessant an. Ich mag die Richtung in die sich Behemoth entwickeln.
    Wobei ein Bißchen Abwechslung in der textlichen Thematik wäre schon an der Zeit. Ich verstehe dass die Band aus dem Kontext ihrer Heimat agiert und die Jungs dort in Polen gegen die allgegenwärtige Macht der schwarzen Kinderfreunde ankämpfen…ich würde mir aber zur Abwechslung mal ein Lied über den Banditen aus Mekka wünschen, vor allem in Anbetracht des unbestreitbar großen Talents zur textlich eleganter Gotteslästerei der hier an den Tag gelegt wird

    1. BlindeGardine sagt:

      Ich bin tatsächlich auch gespannt und mir gefallen Behemoth seit „The Satanist“ auch deutlich besser als in den Zeiten, wo primär auf Geballer gesetzt wurde. Was deinen Wunsch nach einer blasphemischen Auseinandersetzung mit dem Islam angeht…hmm..wie du schon selbst sagst, die Band agiert aus dem Kontext ihrer Heimat. Ich selbst habe auch nicht viel für organisierte Religionen jeglicher Art übrig. Wenn nun aber eine europäische Band, und dann auch noch eine aus dem eh schon recht islamfeindlich eingestellten Polen, ausgerechnet jetzt anfangen würde sich lyrisch auf den Islam einzuschießen, dann hätte das schon irgendwie ein gewisses Geschmäckle. Wenn eine Band aus einer entsprechenden Region sich wiederum kritisch oder gar blasphemisch damit auseinandersetzen würde, dann wäre das wieder ne andere Geschichte, denn sie wäre ja selbst davon betroffen.

      1. ClutchNixon sagt:

        In der trügerischen Gewissheit, die Anonymität des Internets sollte doch ausreichen um derlei „Wünsche“ zu kommunizieren, lässt sich ein Forist dazu herab so einen Käse zu schreiben. Vor dem Hintergrund einer realen Bedrohung für Leib und Leben jedoch, käme eine Band mit einem Standing wie Behemoth nicht im Traum auf so einen Gedanken.

      2. BlindeGardine sagt:

        Meinst du jetzt mich oder hypnos? Ich wollte jedenfalls nicht sagen, dass Bands aus dem nahen Osten die dort auch noch leben jetzt auf Teufel komm raus mit blasphemischen Inhalten um sich werfen sollten, die haben es ja so schon schwer genug. Wollte nur untermauern, dass eine solche Auseinandersetzung mit dem Islam von einer Band wie Behemoth halt wenig glaubwürdig wäre.

      3. ClutchNixon sagt:

        Entschuldige. Mein Posting hätte unter hypnos‘ Beitrag stehen sollen. Warum dies nicht der Fall ist entzieht sich leider meiner Kenntnis

      4. Sane sagt:

        Ein gewisses Geschmäckle hat für mich eher die Tatsache dass an deinem Kommentar was dran ist. Wenn behemoth (warum auch immer -da heißt es ja seit jeher Satan hui, Christen pfui)sich entschließen würden den Islam als ihr neues Feindbild auszusuchen dann sollte das genau so möglich sein wie jetzt gegen das Christentum zu wettern.
        Ich finde künstlerische Freiheit sollte überall gelten, auch in Polen.
        Und auch für behemoth, betroffen sind wir letzten Endes ja alle von diesem Thema, unabhängig der Region. Die Frage ist nur ob man sich damit beschäftigen will.
        PS: warum hypno das unbedingt will entzieht sich auch meiner Kenntnis, textliche Abwechslung könnte man sicher auch mit anderen Themen erreichen.

      5. ClutchNixon sagt:

        Ich will es mal so formulieren: Sardonismus und Kirchenkritik lassen sich „sicher“ verkaufen. Ein Schelm wer Böses dabei denkt.

      6. BlindeGardine sagt:

        Natürlich kann sich jede Band mit jedem Thema wie auch immer sie will auseinandersetzen, vorausgesetzt sie verträgt das Echo. Nichtsdestotrotz, Bands die sich gegen das Christentum als Feindbild richten kommen ja nun in der Regel aus europäischen Regionen, in denen das Christentum weit verbreitet ist. Behemoth aus Polen, Scharen von Black Metal Bands aus Skandinavien. Abgesehen natürlich von der bloßen Provokation macht es am ehesten Sinn gegen eine Religion zu wettern, von deren Einfluss man auch selbst betroffen ist. Das wirkt bis zu einem gewissen Punkt glaubwürdig, Behemoth selbst sind ja schon mehrfach mit dem heimischen Katholizismus aneinander geraten.
        Und ja, auch der Islam ist weit verbreitet, primär aber in Mittel- und Nahost, in Europa lange nicht so sehr wie sich das mancher besorgte Bürger gerne einredet. Wenn jetzt ein Nergal aus Polen, das katholischer als der Vatikanstaat und weißer als frischer Milchkäse ist, anfangen würde gegen den Islam zu wettern nur weil es grade bei gewissen Leuten en vogue ist, dann fände ich das bescheuert. Wenn man seinen geballten Hass gegen etwas rausposaunt, dann sollte man zumindest einen Bezug dazu haben. Sonst ist man halt ein Depp.

      7. hypnos sagt:

        Ich habe früher eine ähnliche Meinung vertreten, habe es auch mehrfach auf polnischen Webseiten (ich bin dort geboren) kund gemacht. Schließlich haben Behemoth kaum Berührungspunkte mit dem Islam, von daher haben die wohl keinen Bedarf gegen diesen zu anzumusizieren.
        Man kann das Thema aber auch aus einem anderen Blickwinkel betrachten und dazu neige ich heutzutage eher…es stellt sich für mich die Frage: agieren Behemoth aus einer Vereteidigundshaltung oder geht’s denen doch um den Angriff. Sprich: verteidigen sie sich gegen das Christentum und dessen Auswüchse oder greifen sie dieses an. Wenn es das erstere ist, dann ist dessen Ausschließlichkeit als lyrische Thematik nachvollziehbar. Geht es den Jungs aber um den Angriff darauf (wozu ich angesichts der opulenten Texte eher neige) dann ist es für mich als Atheisten nicht logisch lediglich das Christentum anzugreifen und nicht den Islam auch. Zumal der Islam heutzutage in seiner politischen und radikalen Ausprägung eine weitaus größere Gefahr, vor allem in der westlichen Welt, darstellt als das schon sehr zahme und kaum noch abwehrbereite Christentum. Ich betrachte Behemoth auch nicht mehr als eine lokal polnische Band, da ihre Hörerschaft schon ziemlich auf der ganzen Welt vertreten ist.
        Eine lyrische Auseinandersetzung mit dem Islam in der gewohnt saftigen Behemoth-Weise würde für mich einen weiteren interessanten Aspekt nach sich ziehen: die mediale Reaktion darauf. Man ist ja mittlerweile gewohnt dass diese Ideologie in Westeuropa einen seltsamen Extrawurst-Sonderstatus besitz und auch sachliche Kritik gerne unterbunden wird (siehe z.B die erneute Facebook-Sperre von Imad Karim).
        @BlindeGardine: die sogenannten ‚besorgten Bürger‘ sind mir allemal lieber als Naivbürger, die die Gefahr durch den sich ausbreitenden Islam schön fleißig ignorieren…
        Um zurück zu Behemoth und deren Heimat zu kommen…es lohnt sich ein kleiner Blick in die Geschichte um sich ins Gedächnis zu rufen dass wir es den Polen und dem Einsatz des damaligem König Jan III Sobieski zu verdanken haben dass wir nicht schon Ende des 17ten Jahrunderts unter islamische Herrschaft geraten sind (einfach nach ‚Schlacht am Kahlenberg‘ googeln)

      8. BlindeGardine sagt:

        Ernsthaft hypnos? Du argumentierst mit der Belagerung von Wien durch die Osmanen im 17. Jahrhundert und setzt das in einen aktuellen Kontext? Weil deiner Meinung nach grade schwer bewaffnete islamische Horden vor den Toren Europas stehen und sich auf einem Eroberungsfeldzug befinden? Ok…zu dieser absolut wasserdichten Argumentation fällt mir dann auch keine wirkliche Riposte mehr ein.

        Aber mal alleine zu deiner Auslegung, Behemoth müssten ja auch den Islam angreifen weil sie sich auch dem Christentum aus einer „Angriffsposition“ annähern. Dann müssten sie sich dieser Logik nach aber auch genauso auf SÄMTLICHE anderen organisierten Religionen stürzen und wild um sich beißen. Ein Problem haben die Herren aber offensichtlich nur mit dem Christentum, was eineseits sicherlich wie du schon sagst ihrer Herkunft geschuldet ist, andererseits aber auch einfach Kalkül und Teil des Images. Ich sehe Behemoth jedenfalls nicht als quasi politische Band, die zu allen aktuellen Problemstellungen Bezug nehmen muss. Wir werfen ja auch heute keine Christen mehr den Löwen zum Fraß vor, nicht wahr?

        Was dein Verständnis für „besorgte Bürger“ angeht, herzlichen Glückwunsch dazu. Um aber nicht deiner so charmanten Einteilung in die Gruppe „Naivbürger“ zu unterliegen: Ich bin, wie oben mehrfach geschildert, durchaus auch dem Islam gegenüber kritisch eingestellt. Organisierte Religion ist mir insgesamt ein Graus und ich wünschte die Menschheit würde allgemein ohne sowas auskommen. Trotzdem habe ich gläubige Christen und Muslime in meinem Freundes- und Bekanntenkreis und schau einer an, man kann sich trotzdem super untereinander verstehen wenn man nicht mit einem grundsätzlichen Gefühl des Misstrauens aufeinander zugeht.

        Wie schon gesagt, es gibt Gründe genug den organisierten Islam zu kritisieren. Ich wüsste aber nicht warum sich ausgerechnet Behemoth dieses Themas annehmen müssten. Aber du kannst Nergal ja mal in einem Fanbrief dazu befragen oder schauen, ob du ihn bei einen Facebook Q&A erwischst, der gute Mann ist sehr aktiv in den sozialen Medien. Mein ich ernst, die Antwort würde mich sogar interessieren.

      9. hypnos sagt:

        @BlindeGardine
        da hast du mich ein klein wenig missverstanden. das mit der Schlacht vom Kahlenberg war keinesfalls als Argumentation für irgendwas auch immer und schon gar nicht als Vergleich zur heutigen Zeit gedacht. Es war nur da um aufzuzeigen dass die Polen (und somit auch Behemoth) auch Berührungspunkte mit dem expansiven Islam haben, auch wenn die schon weit in der Geschichte zurückliegen.

        Zu deinem Einwurf „…Dann müssten sie sich dieser Logik nach aber auch genauso auf SÄMTLICHE anderen organisierten Religionen stürzen und wild um sich beißen…“.
        Ich sehe das anders. Es sind eben nicht SÄMTLICHE organisierten Religionen, die es verdienen derart angegriffen zu werden, sondern lediglich diejenigen die andere versuchen zwanghaft ihr Weltbild aufzudrücken. Fällt dir da außer Christentum und Islam noch eine organisierte Religion ein die es im großen Stil macht?
        Aber ich schrieb es ja zu beginn, mein Standpunkt ist ja nur einer von vielen validen. Deine Meinung ist völlig ok…und btw. auch ich habe Christen und Moslems in meinem Bekannten- und Freundeskreis und sowohl die einen als auch anderen sind völlig in Ordnung und wir kommen alle miteinander wunderbar aus…Liegt vielleicht daran das es keine Radikalen sind

    2. BlindeGardine sagt:

      @hypnos
      Naja und das ganze heutige Europa hat über die Jahrhunderte Bekanntschaft mit der aggressiven expansiven Ausbreitung des Christentums gemacht, ein direkter Bezug zur Gegenwart besteht aber trotzdem nicht mehr. Mit dem heutigen Islam ist es ja nicht so, als würde ein feindliches Heer vor den Toren Europas stehen. Ich will da jetzt aber auch gar keine weitere politische Diskussion draus machen, das Thema ist mMn zu komplex für einen Kommentarspaltendiskurs und passt hier auch irgendwie nicht hin.

      Nur noch mal zu der Frage, ob mir andere Religionen einfallen, die anderen zwanghaft ihr Weltbild aufdrücken wollen. In verschiedenen Abstufungen will ja jede Religionsgemeinschaft irgendwie die „richtige“ und „einzig wahre“ sein. Auch im Hinduismus und im orthodoxen Judentum gibt es beispielsweise Strömungen, die ziemlich radikale Doktrinen vertreten, davon kriegt man nur hier nicht arg soviel mit. Aber wie gesagt, auch hier würde ich Behemoth mangels direktem Bezug nicht für die richtigen Kritiker halten. Zum Auftreten von Behemoth gehören eben seit jeher Satanimus, Blasphemie und die kategorische Ablehnung des Christentum, das ist eben ihr Ding, als komtemporäre Religionskritiker sehe ich die deswegen nicht.

  3. nili68 sagt:

    Wen interessiert das denn, was ’ne Metalband zu sagen hat? Davon nimmt doch kaum jemand Notiz. Gab’s nicht schon Metalbands mit Anti-Islam Texten (Taake oder so)? Kann mich da an keinen großartigen Skandal erinnern. Naja, in Saudi Arabien, im Irak oder so vllt., aber sonst? Who gives a fuck?

    1. Nether sagt:

      Zumindest die iranische Regierung hat einen Fuck gegeben, was die beiden hier zum Beispiel zu sagen hatten bevor sie nach langer Haft und gegen viel Geld aus der Haft freikamen und abgetaucht sind bevor sie doch noch einen Kopf kürzer gemacht werden.
      Und es ist tatsächlich ein Thema, an das sich unsere westlichen, ach so bösen Buben nicht rantrauen.
      Der Islam schlägt nämlich zurück und hält nicht nur rührselige Schildchen hoch wie ein paar verknöcherte Christen.

      http://www.metalinjection.net/interviews/iranian-band-confess-breaks-silence-on-their-arrest-for-playing-metal-current-safety-metal-musicians-who-reached-out

      1. nili68 sagt:

        Ich sagte ja, in islamischen Ländern kann das anders aussehen, aber hier, in sicherer Entfernung? 😉

        Naja, sollen die mutigen Black Metal-Krieger lieber weiter gegen so mächtige Feinde wie das Christentum wettern. Vielleicht verhaut die ja ’ne Omi mit ihrem Krückstock. 😀

      2. BlindeGardine sagt:

        Deswegen meinte ich ja weiter oben schon, dass eine solche Auseinandersetzung zwar wichtig ist, aber eben von Leuten, die dazu auch einen Bezug haben oder sich zumindest ernsthaft mit der Materie auseinandergesetzt haben
        .
        Die vordergründig plakativ blasphemischen Texte „unserer westlichen, ach so bösen Buben“ kann man ja nun auch nicht grade als qualifizierte kritische Auseinandersetzung mit den aktuellen Strömungen des Christentums bezeichnen, wobei es da ja durchaus konkrete Themen gäbe. Die einen labern aber lieber irgendwelchen pseudophilosophischen Mumpitz über den gnostischen Zustand und das große Chaos, die anderen brüllen „Hail Satan“ wie Cronos Mitte der 80er und schmücken das vielleicht noch ein wenig mit blumiger Sprache über umgedrehte Kreuze in bestimmten Körperöffnungen aus. Sowas mag ein gewisses Klientel durchaus schocken, der Großteil der BM-Szene pflegt Satanismus und Blasphemie aber wohl eher als Teil des Images denn als aktiver Kampfansage an jeden Christen, dem sie auf der Straße begegnen.

        Für Bands aus dem mittleren und nahen Osten kann sowas aber durchaus reale Folgen haben und verdient daher mMn eine gewissenhaftere Aufarbeitung, als diese durch „unsere bösen Buben“ gewährleistet werden könnte.

      3. nili68 sagt:

        ’ne blasphemische Minnesang-Kapelle zu Zeiten der Inquisition hätte meinen Respekt. 😀

        Ich meinte eher, was hätte selbst die intelligenteste Auseinandersetzung mit dem Thema für einen Sinn… von einer krachigen Metalband. Was bewegt das, ausser Zorn auf sich zu ziehen und ggf. Märtyrer in der Metal-Community zu werden? Da gibt’s bestimmt erfolgsversprechendere Wege, dagegen anzugehen, bzw. darauf aufmerksam zu machen.

      4. Nether sagt:

        Stimmt schon. Auch außerhalb der Metal Szene haben sozialkritische Texte eigentlich noch nie zu was geführt.
        Bands wie Napalm Death sollten sich eigentlich die Mühe mit ihren Texten gar nicht mehr machen. Hört ja eh keiner zu. Obituary haben das auf ihrer ersten Platte schon richtig gemacht. Einfach mal irgendwas ins Mikro röhren.

        Ob andere Wege erfolgversprechender wären, sei mal dahin gestellt. Jedenfalls würden sie mehr Aufmerksamkeit erregen. Ich denke da an brennende Moscheen in Europa. So als Reminiszenz an die 90er in Norwegen.

        Im übrigen erinnert mich diese ganze Diskussion an die grade in Deutschland hippe Whatabaoutismus-Welle.
        „Was? Ihr seid anti-christlich? Wettert doch auch mal gegen den Islam!“
        „Was? Ihr prangert Umweltverschmutzung an? Haben wir nicht andere Probleme in Deutschland? Flüchtlinge zum Beispiel?“
        Behemoth haben sich nun mal für die anti-christliche Masche entschieden und setzen diese textlich und visuell um.
        Und wie weiter oben schon erwähnt sollte man die geographische Herkunft einer Band beachten.
        Die Skandinavier stießen sich an der Vedrängung ihrer heidnischen Geschichte und sahen die Kirche als totalitäre Ideologie, die ihre freie Entfaltung unterdrückte.
        Behemoth kommen aus Polen, wo heutzutage die römisch-katholische Kirche noch über 80% der Bevölkerung ihre Anhängerschaft nennt und weiterhin großen Einfluß auch auf die Politik des Landes hat.
        Muslime kommen immerhin auf 0,03%. Liegt nahe, was den Nergal eher nervt, oder?

      5. BlindeGardine sagt:

        Ohnehin sollten sich Behemoth wenn überhaupt der wirklich wichtigen Fragen unserer Zeit annehmen.
        „Wann wird Twix endlich wieder Raider?“
        „Wer hat an der Uhr gedreht?“
        „Brust oder Keule?“

  4. nili68 sagt:

    Nochmal: Metal… pfffft. Wenn Ariana Grande oder so solche Texte hätten, aber von Behemoth als RWAAAHRGHHH vorgetragen? lol
    Dann sitzen halt ’n paar mutige Metaller im Knast im Mittleren Osten. WHO CARES?

    1. nili68 sagt:

      Das soll jetzt nicht gegen Metal sein. Das kann einem persönlich schon viel bedeuten, aber von globaler Wichtigkeit ist das nicht.

      1. BlindeGardine sagt:

        Jetzt relativiert er seine eigenen dämlichen Kommentare schon bevor irgendwer was sagen kann :). Dafür, dass du offensichtlich eine recht geringe Meinung von Metal und Metalhörern hast, treibst du dich ganz schön viel in den Kommentarspalten einer Metalseite rum ;). And who the fuck is Ariana Grande?

      2. nili68 sagt:

        Ich habe eine recht geringe Meinung von Menschen allgemein und das schließt natürlich auch Metalhörer mit ein. Metal-Brotherhood my ass.
        Die Musik mag ich ja… zu 10% ungefähr.
        Die Frage müsste, im Kontext zum Thema, eher lauten „Who the fuck is Behemoth?“

      3. BlindeGardine sagt:

        Edgy!

      4. nili68 sagt:

        Wenn man edgy ist, wenn man nicht mit anderen Schafen zur geistigen Schlachtbank trottet, dann bin ich edgy.