Dio
Vier Kapitel einer Legende (Re-Releases)

Special

„Angry Machines“ erscheint 1996 unter gänzlich anderen Voraussetzungen. Auf Ronnie James Dio lastet nicht mehr der Erwartungsdruck, was der Sänger nach seinem nochmaligen Ausstieg bei BLACK SABBATH wohl aus dem Hut zaubern wird. Nein, denn DIO, das muss man an dieser Stelle leider festhalten, sind, abgesehen von einigen wenigen Szenemedien, für die Musikpresse nicht mehr sonderlich interessant. Ein großes Label steht auch nicht mehr direkt hinter der Band, die aber immerhin mit Steamhammer/SPV einen guten Vertrieb für Europa an ihrer Seite hat.

Und musikalisch? Das LineUp hat sich nicht verändert und so überrascht es nicht, dass die Band an „Strange Highways“ anknüpft. Doch „Angry Machines“ ist etwas zugänglicher, nicht so vertrackt wie der Vorgänger. Die schweren Riffs, die Tracy G dieses Mal raushaut, dröhnen deutlich geradliniger aus den Boxen. Dennoch ist das Album kreativ geschrieben und überrascht mit einigen interessanten Details sowie viel Abwechslung. „Insitutional Man“ ist ein schwerer Stampfer in bester „Dehumanizer“-Manier, „Don’t Tell The Kids“ doomiger Hard Rock, „This Is Your Life“ schließlich eine gefühlvolle Piano-Ballade.

Ziellosigkeit in den wilden 1990ern

Jeder Song auf „Angry Machines“ hebt sich deutlich von den anderen Stücken ab, was den einzelnen Liedern sehr schnell einen gewissen Wiedererkennungswert verleiht. Die stets charakteristische Stimme von Ronnie James Dio ist es, die das Album zusammenhält. Umso bitterer ist es aber auch, wenn sich der Sänger klanglich jenen Grunge-Ikonen nähert, die 1996 eigentlich auch schon auf dem absteigenden Ast waren. Vor allem „Black“ und „Golden Rules“ werden durch dieses Vorhaben unhörbar. Jedes Mal, wenn Dio nasal und künstlich leidend ins Mikro jankt, fragt man sich, warum der Altmeister dies nicht neuen Platzhirschen wie Layne Stayley überlässt. Dass die musikalische Bezugnahme auf ALICE IN CHAINS aber gar nicht so eine verkehrte Idee gewesen ist, demonstriert „Stay out of my Mind“. Dieser Song vereint tatsächlich das beste beider Welten, ist irgendwie Doom, irgendwie Grunge, vor allem aber eine meditative Hymne, die zum Versinken einlädt.

„Angry Machines“ ist ein durchwachsenes Album mit einigen interessanten Momenten, wenigen Lichtblicken, aber auch irgendwie charmant. Mit fast 25 Jahren Abstand ist es in jedem Fall ein Zeitzeugnis für die Orientierungslosigkeit von verdienten Bands aus den 1980ern, die trotz aller Bemühungen nicht so richtig in die 1990er fanden. Dass diese musikalischen Annäherungsversuche im Falle von DIO aber nicht so peinlich waren, wie bei anderen Bands, spricht wiederum dafür, dass „Angry Machines“ so schlecht nicht sein kann.

Auf Seite 3 beginnt das neue Jahrtausend

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23.03.2020

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