Hit or Shit?
Doro - Conqueress - Forever Strong And Proud

Special

„Conqueress – Forever Strong And Proud“ = Shit

Zunächst einmal muss ich dem Kollegen Fenske beim Großteil seiner Kritikpunkte des neuen DORO-Albums zustimmen, auch wenn mein Fazit dabei vielleicht etwas ungnädiger ausfällt. Der erste jener Kritikpunkte betrifft dabei den Umfang dieses Brockens. 20 Songs bei einer Spielzeit von fast 80 Minuten möchte ich abseits eines Live- oder Best-Of-Albums selbst von einer Band, die durchweg spannende und abwechslungsreiche Musik schreibt, nicht hören. Dies ist bei DORO allerdings nicht gegeben. Außerdem: mit acht bis zehn Tracks und einer Spielzeit zwischen 40 und 50 Minuten kann man im klassischen Heavy Metal eigentlich alles sagen, was man sagen will; so war es in den 80ern, so sollte man es auch heute wieder viel öfter halten.

DORO liefert erneut Masse statt Klasse

Was uns zu den Songs selbst führt. Masse ist eben nicht gleich Klasse, was sich auf „Conqueress“ auch überdeutlich zeigt. Und so fällt das Songmaterial überwiegend in die Kategorien „grade so erträglich“ und „bitte ausmachen, mir bluten die Ohren“. Ersteres betrifft hauptsächlich Wacken-Metal-Standards wie „Fire In The Sky“ oder „All For You“. Und beim Duett mit BROILERS-Frontsympathikus Sammy Amara kann man schließlich auch nur schulterzuckend festhalten, dass DORO jetzt eben auch mal mit Sammy Amara im Duett gesungen hat. Tut niemandem weh, hat man aber auch nicht vermisst. „Time For Justice“ bringt zwar sowas wie Schwung in die Angelegenheit, dass es bei 20 Stücken aber auch den ein oder anderen Ausreißer nach oben geben muss, sollte allein schon DOROs Routine geschuldet sein.

Wenn es auf „Conqueress“ allerdings schlimm wird, dann wird es richtig schlimm. Unsägliche Schmonzetten, die selbst einer ANDREA BERG die Schamesröte ins Gesicht treiben würden, sind bei DORO freilich nicht neu und so gibt es mit „Best In Me“ und dem schon beim Titel bange machenden „Fels In Der Brandung“ mindestens zwei solcher Klang gewordenen Kapitalverbrechen.

Dazu kommen die von Jürgen bereits erwähnten obligatorischen Coverversionen. Mit „Living After Midnight“ gibt es einen eh schon totgenudelten JUDAS PRIEST-Standard jetzt in noch schunkeliger, und Rob Halford leistet auch noch Beihilfe! Frei nach dem Motto „Gute Freunde helfen dir, eine Leiche zu vergraben, beste Freunde bringen die eigene Schaufel mit“ wird sich der Metal God im weiteren Verlauf des Albums erneut zum Komplizen machen. Brauchte es denn wirklich noch eine Coverversion von „Total Eclipse Of The Heart“, einer der Kitschballaden schlechthin? Dem Original kann man wenigstens eine gewisse 80er-Nostalgie unterstellen, was Frau Pesch und Herr Halford aber hier abliefern, ist schlicht niveaulos. Und das sage ich als ausgesprochener Rob Halford-Fan.

Eine rundum unausgewogene Angelegenheit

Kommen wir final noch zur Produktion, die bisweilen etwas unausgewogen wirkt. Teilweise dröhnt es arg, oft ist der Gesang zu sehr in den Vordergrund gemischt oder mit einem penetranten Hall-Effekt belegt, der vermutlich übertünchen soll, dass DORO heutzutage einfach nicht mehr ganz so gut bei Stimme ist wie noch vor ein paar Jahren. Könnte richtig gemacht oldschool klingen, klingt in der Realität aber vor allem recht billig.

Es liegt mir fern, die Queen of Metal in irgendeiner Weise zu verunglimpfen und wie mein Kollege schon bemerkt hat, stehen DOROs Verdienste für den Heavy Metal außer Frage. Wie das mit der europäischen Monarchie aber nun mal so ist, hat auch diese Position hauptsächlich symbolischen Charakter. Mit ihrer grundsympathischen und stets authentischen Art ist Frau Pesch eine glaubhafte Botschafterin für Zusammenhalt und Miteinander in der Heavy-Metal-Szene. Neue Musik, zumindest in diesem Umfang, braucht man von ihr aber genauso wie die Einmischung von King Charles in die Tagespolitik.

(Hans Völkel)

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26.10.2023

Ein Leben ohne Musik ist möglich, jedoch sinnlos

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