Thorngoth
Pre-Listening zum neuen Album "SCHWARZ–KARG–KALT"

Special

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„SCHWARZ–KARG–KALT“ lautet der Titel des neuen Albums der Bad Tölzer Schwarzmetaller THORNGOTH, und dieser Titel weckt dezent andere Assoziationen als der des Vorgängers „Leere“. Dazu heißt es von Seiten der Band knapp: „Es ist ein Konzeptalbum über das Universum und wie es einst enden könnte.“ Ob sich diese Assoziationen und vielleicht auch die eine oder andere Änderung in der Musik wiederfinden, konnten wir in einem Pre-Listening checken: Die Band hat uns dafür netterweise vorab in das Album reinhören lassen.

THORNGOTH aus Bad Tölz haben sich in den zehn Jahren ihrer Existenz langsam, aber stetig an die heimische Schwarzmetallspitze herangearbeitet: Mit ihrem Demo „Sigillum“ konnten sie als Nachwuchsband noch nicht recht begeistern, und so war ihr erstes Album „Thelema Of Destruction“ eine Überraschung, und zwar im positiven Sinn. Es folgte „Rauhnacht“ und schließlich im Jahr 2010 das bislang letzte Werk „Leere“ – und schon hier war die vormals oft okkulte bzw. satanistisch anmutende Symbolik und die mehr oder weniger deutlichen Einflüsse ihrer (skandinavischen) Vorbilder immer mehr einer inneren Einkehr gewichen. Selbst wenn THORNGOTH nach wie vor die Hütte prügeln – es wirkt reflektierter, durchdachter und stimmiger.

Was sich gerade auf „Leere“ zeigte – auf „SCHWARZ–KARG–KALT“ (übrigens wird der Titel komplett groß geschrieben) findet dies seine logische Fortsetzung. Aber es gibt auch ein paar Änderungen, die mancher als mutig empfinden wird: THORNGOTH verschließen sich nicht genrefremden Einflüssen, und integrieren Death- und Doom-Metal-Einflüsse in ihren Sound. Sicherlich mögen sie nicht die Ersten sein, die diesen Weg gehen, aber letztlich zählt ja, was dabei rauskommt.

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„SCHWARZ–KARG–KALT“ ist ein sehr atmosphärischer Einstieg ins Album: Da gibt es langsames Tempo, einsame Gitarrenmelodien, dezente Synthieuntermalung und viel Hall – bevor die Geschwindigkeit kurzzeitig verschärft wird. Später hallen immer wieder die einsam-verzweifelt hervorgepressten Wörter „Schwarz… karg… kalt“ durch den Äther…

Schwere Gitarrenharmonien bestimmen eingangs den zweiten Track, „Im toten Feld der Wirklichkeit“, der einen melancholischen Unterton hat, selbst wenn das Tempo später angezogen wird. Sänger Akhorahil hat seine Stimme etwas tiefergelegt – das ist nunmehr eher ein Raunen in Grabestonlage, was im Zusammenspiel mit dem Hall aber hervorragend zur Musik passt.

„Umkehr der Kräfte“ beginnt im ICE-Tempo, bevor auch hier vielseitigere Gitarren das Geschehen dominieren. Ein chaotisch anmutendes Gitarrenlead leitet einen vielseitigen Teil ein, der übrigens immer wieder mit ziemlich gekonnten Doublebass-Drums angetrieben wird. Was hier äußerst positiv auffällt – und was für das gesamte Album gilt: THORNGOTH haben die Stücke in sich ziemlich stimmig komponiert und legen den Fokus auf die innere Notwendigkeit als auf Konventionen.

„Todesschrei der Materie“ wird bestimmt durch seine flirrenden, extrem tiefen Gitarrenläufe und die kranken Gitarreneffekte. Der Titel passt in diesem Fall perfekt, selbst wenn das Stück am Ende mit sanften Akustikgitarren ausläuft. In meinen Augen einer der stärksten Tracks auf „SCHWARZ–KARG–KALT“.

„Leblos Totgestein“ pendelt zwischen schleppendem Midtempo und Hochgeschwindigkeit sowie zwischen verzweifelter Atmosphäre und schwarzmetallischer Harmonik. Sänger Akhorahil wiederum hat genügend Freiräume, um einzelne Wörter zu betonen und das R zu rollen; wer jetzt aber an RAMMSTEIN denkt, liegt gänzlich falsch.

„Aggressor“ wird geprägt durch vergleichsweise einfache Gitarrenriffs und jubilierende Leads. Dem Stück kann man eine gewisse Eingängigkeit bescheinigen, was durchaus positiv gemeint ist. Zwischenzeitlich mein Favorit auf „SCHWARZ–KARG–KALT“, vielleicht auch wegen der gekonnten Schlagzeugarbeit.

Schwarzmetallische Gitarrenharmonien, gemäßigtes Tempo, raunende Vocals – „Lavaplanet“ beginnt vergleichsweise verhalten, bis das Tempo angezogen wird und die Gitarren dem Stück den notwendigen Kniff geben.

„Das Licht stirbt“ wirkt anfangs durch die Gitarrenarbeit ziemlich gemäßigt, was aber ein wenig darüber hinwegtäuscht, dass hier ordentlich die Wände wackeln. Zum Ende hin setzen die Bad Tölzer immer noch einen drauf, was dem Track einen gewollt chaotischen Anstrich gibt.

„Alles ist erstarrt“: Nach einem sanften Intro lassen THORNGOTH zum großen Finale einen Track vom Stapel, der hinsichtlich Verzweiflung und Kälte alle Register zieht. Das ist keine schöne oder einschmeichelnde Musik, aber sie ist ausdrucksstark und in gewisser Weise fordernd – eben schwarz, karg und kalt.

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Keine Frage: THORNGOTH haben mit „SCHWARZ–KARG–KALT“ eigentlich alles richtig gemacht, aber sie haben darüberhinaus auch alles selbst gemacht: Von der Aufnahme über den Mix hin zum Mastering. Wer noch „Rauhnacht“ mit seinem vergleichsweise dünnen Sound im Ohr hat, wird vielleicht über die Entwicklung erstaunt sein, aber das kann eigentlich nur in Anerkennung münden. Was natürlich auch für die Musik gilt, denn die ist ausdrucksstark, kalt, verzweifelt und pechschwarz – und nicht notwendigerweise immer schwarzmetallisch und rasend.

THORNGOTH werden „SCHWARZ–KARG–KALT“ Ende März selbst herausbringen. Wo das Album dann zu kaufen sein wird, wird rechtzeitig bekannt gegeben.

12.02.2013

- Dreaming in Red -

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