Katatonia
Teil 1 des Interviews mit Jonas Renkse und Anders Nyström zu "Night Is The New Day"

Interview

Natürlich regnete es, als ich Dienstag Vormittag in Hamburg ankam. Jonas Renkse und Anders Nyström, die ich dort treffen sollte, schien das allerdings überhaupt nicht zu stören. In allerbester Laune und sehr redselig plauderten sie mit mir ausführlich über ihr neues Album „Night Is The New Day“. Aufgrund der enormen Länge des Interviews ist es in zwei Teile aufgeteilt. In Teil I erzählen Anders und Jonas Euch vom Entstehungsprozess des Albums und ihren Erinnerungen an den Beginn der Zusammenarbeit mit Peaceville Records, in Teil II, der in einer Woche online geht, erfahrt Ihr nicht nur mehr über das neue Album im Detail und die Chancen auf eine Deutschlandtour, sondern auch, was Anders so nervt, dass er schließlich „Ich hab das so satt, es ist einfach Scheiße!“ flucht.

Katatonia

Ich muss zugeben, dass der Titel „Night Is The New Day“ mich beim ersten Lesen zum Lächeln brachte. Der ist irgendwie schräg, und wirkt auch ziemlich ironisch. Was ist die eigentliche Idee hinter dem Titel?

Jonas: Ja, er ist irgendwo ironisch, aber er hat mehr als eine Bedeutung. Der eine Teil ist, dass die heutige Gesellschaft schrecklich ist. Die Leute kümmern sich darum, in den letzten Trend zu passen. Aber wir haben den Titel auch gewählt, weil er ziemlich gut beschreibt, wie die Welt heutzutage ist – in einem größeren Bild. Weißt Du, die Welt ist ein scheiß Ort und daran wird sich in nächster Zeit nichts ändern. In diesem Sinne wird für uns die Nacht zum neuen Tag.

Ihr betrachtet Nacht also als einen negativen Begriff?

Jonas: Nicht unbedingt für uns persönlich, aber ich denke, die meisten Leute würden es als etwas negatives betrachten, ja.

Kommt drauf an, was man mit der Nacht anfängt…

Jonas: Ja, genau.

Anders: Ich meine, für gewöhnlich schläft die Welt nachts. Nichts bewegt sich, nichts passiert. Es ist eine Metapher für den Tod, weißt Du?

Ja, klar.

Anders: Auf eine vielfältige Art und Wiese repräsentiert der Titel KATATONIA, das, worum es bei uns geht. Es fühlt sich sehr nach KATATONIA an.

Das führt zur nächsten Frage. Ihr wählt Eure Titel immer sehr sorgfältig, und sie sind sehr eng mit dem Inhalt des Albums verbunden. „The Great Cold Distance“ z.B. gibt eine sehr gute Ahnung davon, wie die Atmosphäre das Albums ist. Inwiefern ist „Night Is The New Day“ mit dem Inhalt des Albums verbunden? Oder, um das präziser auszudrücken: Worum geht es bei „Night Is The New Day“ hauptsächlich?

Anders: Naja, es ist kein Konzeptalbum, ich denke, wir befassen uns im Grunde mit den gleichen Themen wie immer. Ich denke, „The Great Cold Distance“ war eher, ähm, es war etwas kälter als die vorigen Alben und vielleicht auch als das neue. Also, im Titel haben wir Nacht und Tag… Die Musik ist so vielfältig, es ist nicht einfach die ganze Zeit nur dunkel, es gibt subtile Details von Licht, die in das Bild kommen, also denke ich, der Titel repräsentiert dass das Album weiter und variierter ist, nicht einfach nur, wie „The Great Cold Distance“ ein komprimiertes, dunkles Album. Aber es ist schwierig zu sagen, ob der Titel auf alle Songs passt, die Songs haben auch ein Eigenleben, unabhängig davon.

Jonas: Ich denke der Titel fasst den Schreibprozess des ganzen Albums sehr gut zusammen. Er ist eine gute Reflexion davon vom Punkt A zu Z zu kommen. Als wir mit dem Album begannen, mussten wir im Grunde nach der Quelle aller negativen Aspekte suchen, und das hat das Album dann geschaffen. Ich denke, genau das fasst der Albumtitel zusammen. Es ist kein roter Faden, der sich durch alle Songs zieht, aber er fasst den ganzen Prozess zusammen: vom Beginn des Albums bis zum Abliefern des Masters. Auf mich wirkt alles wie ein großer Kreis, nicht aufgeteilt in verschiedene Segmente, oder sowas; für mich ist der Titel einfach das ganze Album.

Über den Schreibprozess: Habt ihr so etwas wie einen Mastermind, der die meisten Sachen komponiert. Oder: Wie entsteht ein KATATONIA-Song?

Anders: Früher hab ich den Großteil der Musik geschrieben. Das hat sich geändert. Nun schreibt Jonas mehr Musik als ich. Das beweist, dass KATATONIA nicht nur eine Person ist. Es ist, naja, es sind zwei Personen, kann man sagen. Jonas schreibt mehr Musik, mehr Lyrics als ich. Ich hatte sozusagen ein kreatives Loch in meiner Inspiration. Das war der Augenblick, in dem Jonas in die Bresche sprang – und das inspirierte auch mich, zurück auf die Füße zu kommen.

Wann war das?

Anders: Das läuft jetzt seit drei Jahren so, seit wir wieder durchstarten sollten, ein neues Album nach „The Great Cold Distance“ schaffen. Wir haben es häufig versucht, wir haben es viele Male versucht. Jonas war derjenige, der fokussierter darauf war, neues Material zu bringen. Und irgendwann kamen wir zu einem Punkt, an dem wir bemerkten, dass wir jetzt genug beisammen hatten, dass das, was wir hatten, die Chance hatte das neue Album zu werden. Es war dieses mal nicht leicht, es war vielleicht das härteste Mal überhaupt.

Es hat ja auch lange gedauert, rund drei Jahre. Ich war ziemlich ungeduldig.

Jonas: Ja, wir waren auch ungeduldig, etwas neues zu schaffen, aber wir fanden einfach nicht die Ruhe, uns hinzusetzen und etwas zu kreieren, das der Veröffentlichung wert gewesen wäre. Wir haben für „The Great Cold Distance“ ziemlich viel getourt und wir sind nicht in der Lage, beim auf Tour Musik zu schreiben. Wir haben das versucht, es funktioniert einfach nicht. Wir brauchen die Privatsphäre unseres Zuhauses.

Anders: Ja, es gibt keine Musik, die unterwegs geschrieben wurde, keine Musik, die im Proberaum geschrieben wurde. Wir proben nicht, wir haben nicht mal einen Proberaum.

Jonas: Überhaupt nicht.

Anders: Ja, wir leihen einen, wenn es sein muss, dann wir mögen es nicht, dort zu sein. Es ist langweilig, kein kreativer Ort für uns. Wir gehen da nur hin, weil wir müssen, etwa wenn wir Liveauftritte haben. Wir sollten tatsächlich öfters hingehen, als wir es tun, uns selbst zuliebe, aber wir können einfach das Proben nicht leiden. Wir mögen es zu komponieren und live zu spielen – aber in der Zwischenzeit sind wir faul.

Jonas: Wir sind auch gern im Studio.

Anders: Ja, also…

Ihr braucht also Ruhe und Konzentration zum Schreiben Eurer Songs?

Anders: Ja.

Reflexion.

Anders: Ja, Reflexion, eine ruhige Atmosphäre, denke ich.

Jonas: Privatsphäre, das ist es, Privatsphäre. Du musst in deiner eigenen Stimmung sein, deinem eigenen Geisteszustand, um in der Lage zu sein, die Songs zu schreiben, die Du für KATATONIA gerne hättest. Es ist nicht einfach so, dass ich mich hinsetze, mir die Gitarre schnappe, ein bisschen rumspiele und dann sage: „Yeah, ich hab einen neuen Song!“ Du musst in der richtigen Stimmung dafür sein, fühlen, dass Du jetzt gerade den vielleicht besten Song Deines Lebens schreibst.

Es hat sich aber auch gelohnt, drei Jahre zu warten. „Night Is The New Day“ ist vielleicht das komplexeste KATATONIA-Album überhaupt. Ihr habt diesen Kontrast von Tag und Nacht wirklich gut getroffen und seid dabei noch etwas progressiver geworden.

Jonas: Ja, aber es war nicht so, dass wir das absichtlich getan haben, um in irgendein Genre zu passen, oder sowas in der Art. Das ist unser achtes Album und wir müssen einfach etwas neues schaffen, jedes mal, wenn wir ein neues Album aufnehmen – denn es wäre einfach langweilig, immer und immer wieder das gleiche zu versuchen.

Anders: Das wäre ein Fehler.

Es gibt schon Bands, die genau das machen…

Jonas: Man muss sich steigern, sich jedes mal aufs Neue herausfordern. Progressiv bedeutet, sich vorwärts zu bewegen. Das hat erst mal nichts mit einem besonders komplizierten Metrum oder so zu tun. Solange Du Dich einfach nach vorn entwickelst…

Anders: Das ist ein völliges Missverständnis. Sobald Du anfängst von progressiv zu sprechen denken die Leute, dass Du jetzt einen auf DREAM THEATRE machst. Das ist eine so dumme Art und Weise, das zu sehen. Wie Jonas schon sagte, bedeutet progressiv, dass Du nach vorne schaust, neue Wege einschlägst und die Grenzen von Bereichen, die Du bislang noch nicht erkundet hast, brichst. Das ist es, was wir anstreben: musikalisch, lyrisch, konzeptionell.

Jonas: Für KATATONIA ist genau das progressiv.

Im Grunde geht es bei progressiv eben nur um Fortschritt.

Anders und Jonas: Ja, das ist es.

Ich würde sagen, bis zu „Viva Emptiness“ habt ihr euren Stil von Album zu Album total verändert, fast jedes neue Release zeigte KATATONIA von einer anderen Seite. Eure letzten beiden Album klangen recht ähnlich und auch euer neues Album schlägt denselben Pfad ein – obwohl Ihr Euch immer noch stark entwickelt. Kann man sagen, dass Ihr mit „Viva Emptiness“ euren ganz besonderen KATATONIA-Stil und -Sound gefunden habt?

Jonas: Ja, ich glaube schon. Damals haben wir angefangen, wieder mit härterem Riffing zu experimentieren und gleichzeitig den Kontrast von dieser harten Seite zu dem weit mehr melodischerem, atmosphärischen Zeug, was wir natürlich auch zuvor gemacht hatten, zu finden. Wir haben die Balance gefunden, das eröffnete uns einen guten Weg zum arbeiten, und gleichzeitig ein sehr gutes Fundament. Von dieser Basis aus können wir in so viele Richtungen gehen, können experimentieren, ohne die Identität der Band zu verlieren. Wir haben einen eigenen Sound gefunden, der sich einfach manipulieren ließ, mit dem sich viele verschiedene Dinge machen ließen, die trotzdem nach KATATONIA klingen. Und das ist es, was wir auf „The Great Cold Distance“ gemacht haben und auf dem neuen Album weiterhin tun, bloß noch bahnbrechender.

Anders: Ja, total. Wenn man sich „Viva Emptiness“, „The Great Cold Distance“ und „Night Is The New Day“ anhört, sieht man eine Band, die ihren persönlichen Stil gefunden hat, und diesen natürlich nicht aufgeben wird. Man konnte die Band jedes Jahr als Musiker, Komponisten und Performer reifen sehen. So würde ich das zusammenfassen, weißt Du: Es ist eine konstante Entwicklung die sich vollzieht, hoffentlich eine, die jedes Mal besser wird. Das ist es, wofür wir kämpfen.

Ich hatte da eine Frage im Hinterkopf: Würdet Ihr sagen, „Night Is The New Day“ zeigt KATATONIA als eine gereifte, erwachsene Band?

Jonas: Ja, das würde ich.

Anders: Ja, definitiv. Das ist es, wo wir sein wollen, wir könnten nicht stolzer und glücklicher sein mit dem, was wir mit diesem Album erreicht haben. Das ist absolut wo wir heute sein wollen, wir sind damit glücklich und zufrieden. Andererseits wären wir immer noch im Studio, immer noch am Schreiben.

Jonas: Es repräsentiert unsere Ideen für diese Zeit perfekt.

Anders: Es ist sehr gegenwärtig, sehr aktuell.

Jonas: Ja.

Ihr habt die Aufnahmen ein paar mal verschoben, nicht?

Jonas: Ja, das haben wir, weil wir in der Vergangenheit immer sehr gut unter Stress arbeiten konnten. Wir mieteten ein Studio und wussten einfach, dass wir jetzt schreiben mussten. Das hat dieses Mal nicht funktioniert, weißt Du, wie ich vorhin sagte, fanden wir einfach nicht den Frieden uns hinzusetzen und herauszufinden, wie das neue Album sein würde. Aber natürlich hatten wir so oder so etwas Druck, da das Label sagte, dass endlich ein neues Album kommen muss, dass es zu lange dauert. Und dem stimmten wir zu. So haben wir es letztlich geschafft, uns hinzusetzen und das Album an Land zu ziehen, worauf ich sehr stolz bin.

Anders: Ja, Du hast Dich jeden Tag gezwungen, Dich hinzusetzen.

Jonas: Ja, ich musste mich echt jeden Tag hinsetzen und etwas schreiben, obwohl ich nicht das Gefühl hatte von, ähm…

Anders: Motivation.

Jonas: Motivation! Ich fühlte mich schon inspiriert, aber mir fehlte die Motivation. Ich konnte einen ganzen Tag lang grübeln und hatte am Ende etwas wirklich kleines, etwa zwanzig Sekunden Musik. Das trieb mich an weiterzumachen, immer und immer wieder. Und dann…

Anders (unterbricht): Am Ende sind das sehr viele Sekunden.

Jonas: Und dann werden diese Sekunden ein Song, ein ganzer Song. Und von da an hatte ich eine Art Befreiung und konnte mit einem weiteren fortfahren. Woraufhin dann…

Anders: …der Fluss einsetzte.

Jonas: Der Ball kam ins Rollen. Und dann wurde auch Jonas involviert, begann, seine Sachen und zu schreiben – und plötzlich hatten wir ein neues KATATONIA-Album, was sich unheimlich gut anfühlte. Ich hatte darauf gewartet.

Anders: Es war die ganze Zeit da, wir mussten es nur ausgraben, es nur finden.

Stimmt es, dass ihr die Studiosessions eher marternd findet? Ich hab das mal irgendwo aufgeschnappt.

Jonas: Es ist ein Kampf, aber es ist auch etwas kreatives. Schwierig zu sagen, ob ich es liebe oder hasse. Du bist dort für eine so lange Zeit, es macht Dich kaputt.

Wie lang wart Ihr diesmal im Studio?

Jonas: Zweieinhalb Monate, glaube ich.

Anders: JA, zweieinhalb, fast drei, wenn man alles zählt. Aber am Stück zweineinhalb Monate, an denen wir nichts anderes taten, abgesehen davon, nach hause zu gehen, zu schlafen und dann wieder ins Studio zu kommen. Jeden Tag (lacht laut)! Es ist so, als hättest Du zweieinhalb Monate lang kein Leben. Aber Du tust das von Herzen, Du musst es tun und wenn Du es geschafft hast, fühlst Du Dich so stolz, dass Du es durchgestanden hast und damit Deine Ziele erreicht hast. Wir mögen in der Zeit wehleidig sein, aber wen interessiert das jetzt?

Jonas: Das stimmt!

Anders, Ja, es stimmt. Ich meine, der Studioprozess ist ein notwendiges Übel, wir müssen da sein, wir müssen uns die Zeit nehmen, um das Album so gut wie möglich klingen zu lassen. Du hast den kreativen Prozess des Performens, aber Du hast auch alle die Zeit, in der Du den Sound perfektionierst und alles justierst – das dauert einfach. Ich meine, dieses Mal waren wir in Stockholm, letztes mal in Örebro, was zwei Stunden von unserem Zuhause entfernt liegt, sodass wir nicht zwischendurch heimgehen konnten. Ich weiß nicht, ob das wirklich einen Unterschied macht, da wir zwar nach hause gehen konnten, aber dort angekommen kaum etwas machen mussten. Wir mussten ja unmittelbar zurück ins Studio. Aber es ist natürlich trotzdem schön, zuhause zu sein, denn… (pause) naja, wir haben eben auch Familien und so. Es war dieses Mal bequemer, aber es machte mich dennoch ziemlich fertig.

Früher hättet Ihr Euch zweieinhalb Monate Studioaufenthalt kaum leisten können. Aber ich denke, dass „Night Is The New Day“ das bestproduzierte KATATONIA-Album ist, obwohl ich bislang nur die MP3-Dateien habe.

Jonas: Oh Yeah!

Ich habs einfach mit „The Great Cold Distance“ verglichen und es ist viel druckvoller, organischer und irgendwie weiter, außerdem denke ich, dass der Gesang viel besser hervorkommt, der war beim letzten Album etwas leise. Zumindest im Stereomodus, ich hab auch diese 5.1-Edition und die klingt wirklich gut. Denkt Ihr drüber nach, auch „Night Is The New Day“ als 5.1-Edition zu veröffentlichen?

Jonas: Ich denke, das hängt letztlich stark vom Label ab, ob sie das bezahlen wollen. Aber es gibt eine Nachfrage, wir hören von einigen Leuten, dass sie das wollen.

Anders: Dieses Album ist einfach für Sorround Sound geschaffen! Es gibt schon jetzt so viele Momente, die dreidimensional klingen, wenn Du die Kopfhörer nimmst, da muss man sich nur vorstellen, wie sich das bei einem perfekten 5.1-Mix anhören würde. Es wäre wir, ja, ich weiß nicht, ein Film (lacht). Ein Film.

Ich denke auch, dass 5.1-Soundsysteme heute weit verbreitet sind. Dann nimmt man seine Stereo-CD und hat diesen simulierten Sorround Sound, wie Dolby Pro Logic, oder so, und das klingt dann einfach scheiße. Das neue Album markiert auch eine zehnjährige Zusammenarbeit mit Peaceville Records. Gibt es irgendwelche Highlights, an die Ihr Euch da erinnert?

Jonas: Zuallererst war es einfach ein Traum von uns, von Peaceville unter Vertrag genommen zu werden, schon als wir KATATONIA 1991 gründeten würden wir von so vielen Bands bei Peaceville beeinflusst, wie etwa PARADISE LOST, DARKTHRONE, ANATHEMA, diese Bands.

Anders: MY DYING BRIDE! All diese Bands waren bei Peaceville.

Ja, die 90er-Doom-Generation.

Anders: Es ist ein fantastisches, kaltes Label.

Jonas: Also war sich Peaceville anzunähern und eventuell sogar einen Vertrag zu bekommen das allergrößte für uns, das überhaupt hätte passieren können.

Anders: Wir waren damals bei einem kleinen italienischen Label, Avantgarde Music. Es ist ein großer Schritt von Avantgarde in Italien zu diesem mächtigen, kalten Doomlabel aus England namens Peaceville. Und es war auch ein großes Ziel.

Jonas: Ich kann mich erinnern, dass wir eingeladen wurden, nach London zu fliegen, um die Leute kennenzulernen. Das war eine tolle Zeit für uns. Wir waren damals noch nicht so alt, um die 23.

Anders: Ja, tatsächlich haben sie uns angerufen. Es ist lustig, wenn ich mich daran erinnere. Sie hinterließen eine Menge Nachrichten auf meinem Anrufbeantworter: „Ihr habt es! Wo seid Ihr? Wir müssen mit Euch sprechen, wir wollen Euch runterfliegen lassen!“ Und wir waren fassungslos… das letzte, woran wir uns im Bezug auf Peaceville erinnerten, war ein Ablehnungsschreiben, als wir ihnen unser Demotape schickten (lacht). „Danke, aber nein danke.“
Es war also ziemlich cool, ich denke, wir haben sofort zugesagt. Damals hatte das Label einen anderen Chef namens Hammy (Hammy war bis 2006 Boss von Peaceville Records, das nun Poul Groundwell von Snapper Music gehört – Anm. d. Red.), der Gründer des Labels. Er ist jetzt nicht mehr da, aber wir haben sehr eng mit ihm zusammengearbeitet, er stand sehr auf die Band.

Jonas: Sie hatten eine andere Herangehensweise als die restlichen Labels damals, als Hammy das Label noch hatte. Er war mehr freundschaftlich, wir waren oft in seinem Haus. Er war nicht dieser typische Labelchef mit Anzug und Fliege, einfach nur ein toller Mensch.

Anders: Einfach weit weniger geschäftlich. Er war wie ein guter Freund, der ein Label hatte. Und als genau das stellte er sich auch heraus. Wir sprachen mit ihm auf eine andere Art und Weise, es war nicht so, als riefe man den Boss an. Aber das bedeutete auch Nachteile für die Band, denn Peaceville war ein Label, bei der eine Person fast alles machte. Sie hatten einfach niemanden, der exklusiv die Promotion übernahm. Ja, wie auch immer, es war so, als bestünde Peaceville aus nur zwei Personen, die all die Arbeit übernahmen. So kam es, dass wir in dieser Zeit auch immer wieder mit ihm stritten, da wir weit mehr wollten, als sie uns geben konnten. Aber wir waren naiv, wir nörgelten die ganze Zeit an ihm herum. „Gib uns Endorsements!“, aber das war eben nicht seine Aufgabe, er war nicht unser Agent, aber das hatten wir in diesen Peacevillejahren nie wirklich klargemacht.

Mir fällt es gerade nicht ein: Was war euer erstes Peacevillerelease?

Jonas: „Tonight’s Decision“.

Anders: Ja, „Tonight’s Decision“, das war das erste. Sie nahmen uns wegen „Discouraged Ones“ unter Vertrag, das war das Album, das sie sehr begeisterte.

Ich frage mich, warum sie auch nicht mit „Brave Murder Day“ unter Vertrag nahmen. Das hätte super in den Peacevillekatalog gepasst.

Anders: Naja, mittlerweile ist es bei Peaceville veröffentlicht, weißt Du?

Ja klar.

Anders: Heutzutage gehört ihnen alles.

Jonas: Sie waren einfach ein bisschen zu spät dran.

Anders: Naja, das ist auch tatsächlich eine gute Frage. Ich hätte uns auch unter Vertrag genommen. Ich glaube nicht, dass Hammy darauf eine gute Antwort hätte (lacht).

Galerie mit 13 Bildern: Katatonia - Rock Hard Festival 2023
25.10.2009

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