Furia (Pol) - Nocel

Review

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„nocel“ scheint ein besonderes Album für FURIA zu sein. Allein beim Betrachten des farbenfrohen, für die Verhältnisse der Band bunten Cover-Artworks fällt mancher Unterschied zu ihren früheren Veröffentlichungen auf. Deren Artworks waren meist entweder schwarz-weiß-grau gehalten, und wenn doch mal Farbe ins Spiel kam, dann in einfachen Mustern. Diesen Eindruck bestätigen auch die ersten Töne des eröffnenden „Op?taniec“: Noch nie, außer ansatzweise auf der „P?o?!“-EP, klang der Sound eines FURIA-Werkes so … ich möchte fast sagen: „warm“. Basslastiger als bisher, weniger Kälte im Klangbild. „nocel“ ist also schon rein formal eine spannende Angelegenheit. Die gute Nachricht: FURIA klingen darauf musikalisch trotzdem wie FURIA, aber mit Blick nach vorne. Und mit qualitativ gewohnt hochwertigem Material.

Im Februar sind drei Jahre vergangen, seitdem mit „Marzannie, Królowej Polski“ das letzte Album der Band veröffentlicht wurde, in der Zwischenzeit gab es aber noch die EP „W Melancholii“ zu hören. Und die fiel eher enttäuschend aus: industrielle Ambientklänge statt Black Metal, Dahinwabern statt packendem Songwriting. Die Befürchtungen, die mancher danach für das kommende Album gehabt haben mag, waren jedoch unbegründet: Auf „nocel“ präsentieren sich FURIA wie gehabt schwarzmetallisch, mit introvertiertem Flair und mit eigenwillig-verschrobenem, aber dennoch geradlinigem und teils höllisch eingängigem Riffing.

Insofern ist FURIA mit „nocel“ ein kleines Kunststück gelungen: Ihren Stil haben sie nur minimal verändert, haben nur ein ganz kleines bisschen an den Rädchen gedreht. Trotzdem klingt das Album, in erster Linie bedingt durch seinen Sound, anders als seine Vorgänger. Veränderung, aber mit Köpfchen (und ohne der Kommerzialisierung Tür und Tor zu öffnen), so haben wir das im Black Metal doch gerne.

Wichtiger als das sind aber die Songs selbst – und die haben es auf „nocel“ in sich. Gleich der bereits genannte Opener „Op?taniec“ macht keinerlei Gefangenen, beginnt mit einer melodischen Leadgitarre über ureigenem FURIA-Drumming aus dem Hause Namtar und geht direkt ins Ohr. Natürlich nicht, ohne in der zweiten Hälfte das Tempo rauszunehmen und dadurch Platz für die Grundsteinlegung der Atmosphäre des Albums zu machen. „Ptaki Id?“ beginnt nach dem melodischen Ende des Openers kontrastreich und knüppelhart mit dissonanten Gitarren und einem treibend prügelnden Schlagzeug sowie Nihils bitterbösen Vocals, bevor nach etwa einem Viertel alles zurückgefahren und von einer akustischen Gitarre abgelöst wird. Der Übergang zurück ins Verzerrte ist schließlich einer der ganz großen Momente des Albums.

Man könnte so weitermachen, „nocel“ ist gespickt mit Gänsehautmomenten. Da wäre der halb in den Hintergrund gedrückte Klargesang in „Zamawianie Drugie“, die komplette zweite Hälfte von „Nigdy I Nigdzie“ mit ihrem fast hypnotischem Midtempo; da wäre das melodisch-verspielte „Beze Mnie“, das in seiner Verspieltheit an FURIAs „I Krzyk“-Demo erinnert, oder der Abschluss des Albums in „Ogromna Noc“. All das sind große Momente, die man gehört haben muss, wenn man in irgendeiner Weise mit scheuklappenfreiem Black Metal zu tun hat.

Wer nach der „W Melancholii“-EP den Kopf in den Sand gesteckt und die Erwartungen heruntergeschraubt hat, darf aufatmen: FURIA zeigen mit „nocel“ und all seinen tollen Ideen, Songs und Details, dass sie auch im Jahre 2014 noch zur Speerspitze des europäischen Black Metals gehören. Wer die letzten beiden Alben und vor allem die „P?o?!“-EP mochte, der wird ganz sicher auch mit „nocel“ warm werden. Und da FURIA unerklärlicherweise immer noch im tiefsten Underground stecken: Wer sie nicht kennt, hat genau JETZT die Gelegenheit, anzufangen – „nocel“ eignet sich als Einstieg hervorragend.

05.11.2014

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