Dark Fortress
Interview mit Morean über "Ylem" und die "Finale In Black"-Tour

Interview

Am 22.01.2010 werden die Landshuter von DARK FORTRESS nach zwei Jahren ihr neues Album “Ylem” veröffentlichen. Gefeiert haben sie das bestimmt zur Genüge auf ihrer letzten Tour im Dezember, auf der sie als Support von SATYRICON und SHINING unterwegs waren. Nach dem vierten Tourgig, im Essener Turock, treffe ich Frontmann Morean, um mich mit ihm über die Tour und das neue Album zu unterhalten.

Dark Fortress

KAPITEL 1: DIE TOUR

Grüß dich, Morean! War ein super Auftritt heute! Seid ihr zufrieden?

Ja, schon. Wir genießen es immer sehr, zusammen zu spielen. Egal, wo! Wenn wir auf die Bühne gehen, geben wir jedes Mal alles und wenn wir das Gefühl haben, das erreicht zu haben, dann geht es uns gut. Wenn nicht, wird gestänkert, haha! Aber nur intern und das passiert auch selten.
Aber es ist immer wieder schön, Freunde zu treffen. Auch wenn wir aus Bayern sind, ist Essen neben München die Heimat von DARK FORTRESS.

Wie kam es überhaupt, dass ihr mit diesen Bands auf Tour gegangen seid?

Das Angebot kam einfach rein. Ich glaube, SATYRICON wollten uns dabei haben. Das hat Frost mir gleich am ersten Tag gesagt, was mich natürlich sehr gefreut hat. Man kannte sich ja schon, da DARK FORTRESS vor drei Jahren einige Shows mit SATYRICON gespielt haben und das scheint ihnen wohl gefallen zu haben.

Wie waren eure Erwartungen vorher an die Tour? Habt ihr euch darauf gefreut?

Ja, gefreut haben wir uns natürlich! Die Platten sind uns sehr wichtig, aber das live Spielen genauso. Umso häufiger wir spielen, desto besser geht es uns. Anfangs wussten wir nicht so recht, was wir erwarten sollen, gerade, weil es zwei sehr gewichtige Bands sind, mit denen wir unterwegs sind, bei denen es aber auch so einige Geschichten zu hören gibt. Deshalb war es schwer, irgendwas zu erwarten. Bisher allerdings macht es sehr viel Spaß und alle sind sehr nett. Es passt einfach persönlich, als auch musikalisch und deshalb ist es uns eine große Ehre, dabei zu sein.

Erzähl dazu doch mal etwas mehr. Wie sind eure bisherigen Erfahrungen auf der Tour mit den anderen Bands und den Auftritten? Haben sich eventuelle Erwartungen erfüllt oder sind sie eher enttäuscht worden?

Ich bin jemand, der generell nie versucht, zu viel zu erwarten. Oftmals macht man sich ein Bild, das stimmt dann nicht und man ist enttäuscht. Natürlich macht man sich Gedanken, aber ich selbst nehme das nicht zu ernst. Wir haben schon mit vielen Bands gespielt und auch auf Festivals trifft man viele Leute, auch von anderen Bands und es gab noch nie ein Problem. So war es auch hier. Ich denke im Metal gibt es eine Art Konsens. Wer das macht, weiß, wie viel Aufwand das ist und wie viel Energie es kostet und jeder macht es einfach aus Leidenschaft. Das verbindet einen und wenn man gut zusammen arbeitet und aufeinander aufpasst, einander hilft, geht es jedem besser und auch Sachen, die sich unter suboptimalen Zuständen abspielen, können Spaß machen. Wenn man das weiß, kann man sehr entspannt an sowas ran gehen. Es ist eigentlich total einfach. Man muss essen, schlafen, sein Zeug auf die Bühne stellen und spielen. Das machen wir und das klappt!

Wie waren die bisherigen Gigs der Tour im einzelnen?

Angefangen haben wir in Antwerpen in einer ziemlich großen Venue namens “Hof Ter Lo”. Beim ersten Gig muss man aber einfach erstmal schauen, was man eigentlich macht, wie alles läuft und funktioniert. Ich selbst habe mich erstmal orientieren müssen. Zudem haben wir auch einen neuen Song gespielt, den wir nie zusammen geprobt haben. Also spielt dabei eine gewisse Nervosität mit, man spielt einen solchen Gig vor 600 Leuten in einer riesigen Location, man ist mit genialen Bands unterwegs, da kann man natürlich nicht ablosen, haha. Das ging aber ganz gut und beim zweiten Mal lief es dann natürlich auch noch besser.

Wie kommt das?

Das war ein Zeitproblem, da zwei von uns in Holland leben. Der Schlagzeuger ist für zwei Proben nach Bayern gefahren, aber ich konnte leider nicht. Eigentlich war die Zeit für die Tour auch knapp, aber die habe ich mir dann eben gemacht. Aber ich weiß, dass ich mich zu 100% auf meine Bandkollegen verlassen kann, auch auf der Bühne, ohne irgendwie zu kommunizieren, was für mich als Musiker fast schon seltsam ist. Aber das läuft bei DARK FORTRESS einfach so, alles geht die ganze Zeit nach vorn. Es ist ein tolles Gefühl, sich drauf verlassen zu können, deshalb kann man sowas mal machen!

Ok, zurück zu den Gigs!

Der zweite Gig war in Alkmaar in Holland und mich hat das natürlich sehr gefreut, in Holland zu spielen, da ich weiß, dass wir da auch Fans haben. Natürlich auch, weil ich dort wohne. Der Gig fand allerdings ohne SATYRICON statt und wurde relativ kurzfristig gebucht. Das heißt, es war nicht wirklich viel Publikum da. Trotzdem haben wir alle sehr geil gespielt und waren sehr glücklich, sogar SHINING. Wir haben ihnen beim Soundcheck zugeschaut und es war einfach nur beeindruckend, wie die Leute spielen können. Sie waren so über jeden Zweifel erhaben, dass es einen sofort angesteckt hat.
Das waren aber zwei Extreme am Anfang, gestern kam dann Paris (wir haben noch nie da gespielt). Metal in Frankreich ist zwar momentan schon aktiver als früher, aber ich wusste trotzdem nicht, was wir zu erwarten haben und ob uns dort jemand hören will. Aber die Leute sind sofort wie die Zäpfchen abgegangen, es war eine super geile Show und wir waren sehr überrascht. Das beweist mir wiedermal, dass es gut ist, nichts zu erwarten.
Heute dann Essen. Es ist immer ein wenig schwierig auf der Bühne, man ist in einem Rausch, wenn man solche extreme Musik macht. Das geht nicht, wenn man in einem völlig normalen geistigen, emotionalen, energetischen Zustand ist. Man steigert sich hinein bis zu einer Explosion und genau dann kann man nur schwerlich beurteilen, wie es eigentlich war. Man kann den Eindruck bekommen, es interessiert niemanden, obwohl die Leute konzentriert zuhören z.B. Meist sieht man das erst danach auf einem Video oder die Leute sagen es einem. Heute hatten wir zwar das Gefühl, dass das Publikum nicht wegen uns da war, gleichzeitig gibt es trotzdem immer Leute, die abgehen und eigentlich können wir immer mit dem Publikum glücklich sein. Wir hatten noch nie das Gefühl, dass wir auch hätten daheim bleiben können und das hat sich auch heute wieder bestätigt. Außerdem waren viele Leute da, die wir kennen, auch von unserem Label, daher war es fast schon ein Heimspiel.

Ihr seid diesmal ohne Keyboard unterwegs. Warum und wie fahrt ihr bisher damit?

Das klappt schon. Natürlich ist es schade. Unser Keyboarder hat gerade seinen Abschluss gemacht an der FH und hat jetzt einen Job und das ist natürlich sehr wichtig. Es gibt Prioritäten im Leben, zumal wir Lichtjahre davon entfernt sind, von der Band leben zu können. Manchmal gibt’s ein kleines Taschengeld, aber Geld ist wirklich der unwichtigste Faktor. Er musste eben arbeiten, wollte aber nicht, dass die Tour deshalb nicht stattfindet. Wenn der Schlagzeuger das sagen würde, wäre das etwas anderes, aber die Keys sind ja nicht immer überall präsent, nur in den neuen Songs. Da die aber noch recht frisch sind, haben wir uns einfach entschieden, ohne Keyboard zu spielen. Besser als gar Nichts neues. Ich bin dennoch froh, dass wir es machen konnten. Es ist nicht einfach, sechs Leute mit unterschiedlichem Leben und Berufen und Zeitfenstern unter einen Hut zu bringen. Natürlich ist es aber geiler, wenn alle da sind.

KAPITEL 2: “YLEM”

Das bringt mich gleich zu meiner nächsten Frage. Ihr habt ja ein neues Album in den Startlöchern namens “Ylem”. etwas bedeutet es und wie kam es zu diesem Titel?

“Ylem” war zunächst ein Songtitel. Ich genieße es immer, beim Texte Schreiben ein wenig Forschung zu betreiben und Wörter zu finden, die noch nicht tausende Male durch alle Münder gegangen sind, das nutzt sich einfach ab und mit “Hail Satan!” kommt man einfach nicht mehr weit. Ylem ist der Zustand der Elemente vor dem Urknall, also der Urzustand von allem. Ich fand das Wort phonetisch und auch von der Bedeutung sehr schön. Von der Thematik habe ich gemerkt, dass es mich irgendwie zu Visionen der kosmischen Zerstörung angeregt hat (das ist öfter der Fall, ich weiß auch nicht warum, haha). Man ist nicht immer Herr seiner Inspiration, will man auch nicht, also kam dieses Wort und es passte einfach, auch zu dem Album. Die Rückbesinnung auf das Ursprüngliche ist musikalisch durchaus wichtig auf diesem Album. Wir sind sehr in die Tiefe gegangen, um von der musikalisch stilistischen Palette und von Emotionen alles aufzubringen, etwas bei DARK FORTRESS bisher da war. Wir habe nicht das Gefühl, eine Platte zu machen, die sich von dem entfernt, sondern die, so pur und ehrlich wie es nur geht, das ausdrückt, etwas wir unter DARK FORTRESS und Black Metal verstehen.
Warum es schließlich der Albumtitel wurde, hat einen praktischen Grund. Ich hatte vorher andere Titel, die auch für die bestehenden Texte zutreffend waren, nur hab ich festgestellt, dass es für jedes Wort schon irgendwelche Platten gab. Mein Favorit war “Necrosis”, der Zerfall von innen, doch ich glaube, es waren CADAVER, die schon eine solche Platte hatten. Oder “The Grand Corosion”, etwas auch im Chorus von “Ylem” vorkommt, aber MAYHEM haben eine Platte “The Grand Declaration Of War” und ich will nicht, dass die Leute, denken, wir klauen Ideen. Das verfolgt uns schon durch unseren Namen DARK FORTRESS, der ja DIMMU BORGIR heißt und das hören wir ständig. DARK FORTRESS wurden 1994 gegründet, damals kannte keine Sau DIMMU BORGIR. Sie sind nur vorher aufgeplatzt und wir stehen jetzt als Nachmacher da, nervig! Wir haben unser eigenes Ding. Es ist sehr schwierig, das den Leuten bleibend klar zu machen. Blöd gelaufen, aber so ist es eben. Deshalb habe ich aber diesen Anspruch an mich, etwas zu erschaffen, etwas nicht schon nach etwas anderem riecht. Das war diesmal wirklich schwer, denn es gibt viel mehr Bands, Platten und Songs, als es Wörter gibt. Es war wirklich Arbeit, etwas zu finden, etwas den Nagel aber trotzdem auf den Kopf trifft. Mit “Ylem” war ich dann zufrieden und die anderen auch.

Wie wirkt sich der Titel im weiteren auf die Lyrics aus? “Eidolon”, euer letztes Album war ja ein Konzeptalbum. Kann man das von “Ylem” auch sagen?

Eigentlich nicht, es ist nicht als solches entstanden. Es war der Wunsch von V. Santura, kein Konzeptalbum zu machen. Ich hatte schon gewisse Ansätze für Konzepte, aber er wollte sich musikalisch gewisse Sachen von der Seele schreiben, die sich über die Jahre aufgestaut hatten und sich nicht bremsen lassen sollten durch ein Konzept, in die sie sich reinquetschen müssten. Ich begann dann, Texte zu schreiben und habe schnell gemerkt, dass es mir dennoch hilft, wenn es alles irgendwie aus einem Fluss kommt. Und schlussendlich dreht sich vieles um diese Vision des Zerfalls. Wir würde es aussehen, wenn alles zerfällt? Irgendwann wird alles zerfallen, doch wir leben zu kurz, um das zu erleben. Wie würde es also aussehen, wenn wir es sehen könnten? Wie würde man sich dabei fühlen? Das kam in mir hoch und somit haben die Texte schon einen Zusammenhang. Also ein Halb-Konzeptalbum, auch wenn das Blödsinn ist. Es ist eigentlich keins.

Also ich bin zumindest vom neuen Album sehr begeistert, aber es ist beim ersten Hören schon schwer verdaulich. Habt ihr bereits Reaktionen darauf bekommen, unabhängig davon, dass es noch nicht veröffentlicht ist? Und mit welchen Reaktionen rechnet ihr?

In erster Linie haben wir Reaktionen von engen Freunden und dem Label. Die sind alle sehr begeistert. Wir haben bisher nur extrem positive Reaktionen. Auch in ersten Interviews haben wir viele Komplimente bekommen und das freut einen natürlich sehr. Für uns war das nicht offensichtlich vorher. Ich selbst habe mir auch erst nach mehrfachem Hören allein daheim ein Bild gemacht, etwas wir eigentlich gemacht hatten, obwohl ich die Songs kannte. Wenn du im Detail steckst, siehst du den Wald vor lauter Bäumen eben nicht. Es ist immer wieder lustig, dass man selbst erst später versteht, etwas da grad aus einem rauskam. Dann hat sich aber auch das Gefühl breit gemacht, dass jeder Song etwas Eigenes zu bieten hat und man fängt an zu überlegen, etwas die Leute wohl sagen werden. Es ist kein eindeutiges Album, etwas man mit zwei Worten und einem Stempel versehen kann. Aber wir wussten vorher, dass es so werden würde. Wir haben einfach Aspekte genutzt und in den Vordergrund gestellt, die auch vorher schon da waren, aber nicht so konsequent ausgearbeitet wurden. Diesmal fokussieren wir eben die Reichhaltigkeit der musikalischen und emotionellen Landschaft, die wir loswerden wollten.

Mein Kompliment habt ihr auch! Besonders aufgefallen ist mir übrigens der letzte Song “Wraith”. Den hast du doch nicht eingesungen, oder? Und wie kam ein solcher Song auf eines eurer Alben?

Das ist eine lustige Geschichte. Wir waren genauso überrascht. Das war nicht so geplant. V. Santura hat die Musik geschrieben, die eigentlich sehr simpel, fast schon leer, ist. Man hat gemerkt, da fehlt noch etwas. Ich habe ihn nach Ideen für die Lyrics gefragt. Er meinte daraufhin “Ja schon, aber mach du doch erstmal”. Dann habe ich einen Text geschrieben, den wir auch geil fanden, aber er ist da recht stur und kam doch zu dem Schluss, dass er doch den Gesang haben wollte, wie er sich das vorgestellt hat. Er hat dann ein Demo davon gemacht, selbst eingesungen und uns das geschickt. Wir hatten einige Bedenken, also sollte es nur der Bonus-Track werden. V. Santura wollte seine Vision auf dem Album haben und das respektiere ich vollkommen und wir vertrauen ihm da. Er hat sowieso immer recht, auch wenn uns das erst später auffällt, haha.
Dann war der Song da und die Diskussion begann, ob wir uns einen Gastsänger suchen. Ich habe schon beim Einstieg gesagt, dass ich nicht singen will. Ich mag meine Stimme einfach nicht, wenn ich clean singe und der Song wäre auch nie so geworden, wie er jetzt ist. V. Santura hatte dann die Stimme eines Freundes von uns im Kopf. Das haben wir ausprobiert und plötzlich waren die Gesangslinien, die wir vorher langweilig fanden, einfach super geil. Das war in der Endphase und wir haben hier und da noch Details eingefügt und am Ende des Tages war alles fertig. Beim Hören haben wir wie Kinder auf der Couch gesessen, gedacht, dass das eigentlich nicht geht, obwohl es einfach nur total geil ist und wir haben den Song immer wieder angehört. Die Plattenfirma war genauso begeistert und so kam der Track auch aufs Album und wurde nicht nur Bonus. Aber uns war klar, dass es die Leute schocken würde.

Ja so ging es mir auch. Ich habe das Album gehört und als der vorletzte Song vorbei war, konnte ich auch nicht glauben, dass das Album vorbei sei, es klang einfach nicht abgeschlossen. Dann fing der Song an und ich war wirklich schockiert, aber im positiven Sinne.

Und weißt du, das mag ich an dieser Band so sehr. Was der Song ist, was er ausdrückt und die Welt, in der er stattfindet, gehört zu dem, was DARK FORTRESS ist. Wiedermal auf eine andere Weise ausgedrückt, aber inhaltlich genauso nahe an dem, was wir sind, wie andere Sachen auch. Dass es diese Möglichkeit gibt, sich selbst treu zu bleiben und dennoch über den Tellerrand hinaus schauen zu können, ist etwas, was diese Band am Leben erhält und uns immer wieder inspiriert, weiter zu machen. Wir waren genauso überrascht und dann kommt sowas raus. Das ist doch sau geil, oder? Und einfach nur ein tolles Gefühl!

Kannst du etwas mehr über den geheimnisvollen Gastsänger sagen?

Ja, es ist Mortal. Einer meiner ältesten Freunde, mit dem ich meine Metal-Jugend geteilt habe, mein Bruder vom Herzen. Er hat irgendwann eine Ausbildung zum Sänger gemacht und obwohl er immer noch auf Metal steht, singt er jetzt alles Mögliche, Jazz, Pop, Rock, nur das krasse Zeug macht er nicht, um seine Stimme intakt zu halten. Für den Song war er einfach genau der Richtige. Wir mögen und schätzen ihn alle sehr. Ansonsten haben wir diesmal nicht mit Gästen gearbeitet. Das müssen Leute sein, die dem Album etwas dazu geben und das hat er.

Ok, so viel zum Album. Nun noch zum Label. “Ylem” ist das dritte Album, was ihr bei Century Media heraus bringt. Klassischer Drei-Alben-Vertrag?

Es sind vier. Die Entscheidung liegt bei Century Media, ob sie noch eins wollen. Es gibt immer eine Frist, in der sie das entscheiden können. Wir sind sehr glücklich, dass sie bisher immer noch eins haben wollten und hoffen auch, dass wir noch mehr machen können. Wir fühlen uns sehr gut aufgehoben. Sie machen eine klasse Arbeit, die Promotion-Maschine ist beeindruckend und sie stehen zu 100% hinter uns. Es war immer ein Vergnügen, mit ihnen zusammen zu arbeiten. So wie ich mich auf meine Bandkollegen verlassen kann, kann ich mich bei Century Media darauf verlassen, dass, was man ihnen gibt, den richtigen Weg geht und zwar tausend mal besser, als man es selbst könnte. Es ist ein großes Privileg, als halbwegs obskure Band bei solche einem Label sein zu können. Ohne sie könnten Dinge wie diese Tour nicht stattfinden.

Mich würde interessieren, wie ihr als Band die Entwicklung der letzten drei Alben seht, welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede es gibt und auch, welchen Einfluss der Sängerwechsel während der Aufnahmen zum letzten Album hatte?

Morean: Irgendwie war ich ja bei allen Alben dabei, nur erst als Randfigur. Alle Alben sind sehr stark. “Séance” mag ich als Album sehr, obwohl “Stab Wounds” bei den Fans viel beliebter ist. Ich finde den Schritt von “Stab Wounds” zu “Séance” gigantisch, genau, wie von der zweiten erst zu dieser. “Séance” ist auch ein eher sperriges Album, was eine Weile braucht, bis es sich einem erschließt. Ich glaube wir befinden uns da in einer gewissen Pendelbewegung zwischen straight, rotzig und auf die Fresse, wie bei “Eidolon” und dem Bedürfnis, dem wieder etwas entgegenzusetzen. Wir sind keine Band, die man auf etwas festnageln kann. “Séance” gewinnt für mich als Hörer aber immernoch. Eine “Séance II” wollten wir nicht machen, dann entstand “Eidolon” und nun wurde das nächste wieder ganz anders. Auch wenn “Ylem” jetzt alles platt macht, wird das nächste Album trotzdem wieder anders. Wir wollen ja nicht langweilen, weder uns, noch die Leute. Uns kickt das einfach und das soll so bleiben, ansonsten würde das ganze einfach aufhören.

V. Santura: “Séance” wurde vom Großteil der Presse und der Fans als „experimentell“ und „sperrig“ bezeichnet, was ich nur teilweise nachvollziehen kann. Es finden sich auf dem Album mit Songs wie “CataWomb”, “To Harvest The Artefacts Of Mockery”, “Poltergeist” oder “Insomnia” eine ganze Reihe ziemlich straighter Nummern. Allerdings war es auf “Séance” in der Tat keineswegs unser Ziel, ein einfaches, leichtverdauliches Album zu machen. Das gesamte Albumkonzept war sehr mystisch, okkult und düster und auf Grund der Intensität war das Album unterm Strich wahrscheinlich eher schwer zu verdauen. Dennoch war “Séance” bestimmt kein Flopp, dank dem Wechsel zu Century Media und der dadurch besseren Promotion und generellen Präsenz haben wir auf alle Fälle einige neue Fans hinzugewinnen können. Ich bin immer noch Fan von “Séance”, da das Album meiner Meinung nach sehr viel Tiefe besitzt. Ich denke nach wie vor, dass z.B. der Opener “Ghastly Indoctrination” wahrscheinlich der kälteste und schwärzeste Song ist, den wir je geschrieben haben.

“Séance” zu schreiben war allerdings ziemlich anstrengend, eben auf Grund der sehr tiefen negativen Emotionalität, weshalb wir als nächstes ein geradlinigeres, aggressiveres Album machen wollten. Ursprünglich hätte “Eidolon” wohl den Titel “Scum” getragen. Auf Grund des Ausstiegs von Azathoth war das bis dahin bestehende Textkonzept jedoch natürlich hinfällig. Die Musik war allerdings bereits komplett fertig komponiert, die Drums waren sogar schon komplett aufgenommen. Die Songs waren eben entsprechend des ursprünglichen Textkonzepts überwiegend sehr direkt und aggressiv, hatten dennoch eine gewisse düstere, mystische Komponente, wenn auch nicht so ausgeprägt wie auf “Séance”. Dennoch vertrug sich die Musik sehr gut mit dem neuen Textkonzept von Morean, der sämtliche Lyrics zu “Eidolon” verfasst hat. Morean ist sehr schnell zu einem extrem wichtigen Teil der Band geworden. Es ist unglaublich einfach, mit ihm zusammenzuarbeiten, da er selbst ein hervorragender Musiker und äußerst kreativer Kopf ist. Natürlich ist ein Sängerwechsel immer problematisch und Azathoth war ein sehr charismatischer Frontmann. Aber diese Band hat den Wechsel denke ich sehr gut überstanden, da wir nicht den Fehler gemacht haben, jemanden zu suchen, der Azathoth kopiert, sondern jemanden, der seine eigene Persönlichkeit mit einbringen kann. Und jemanden, der zu dieser Band passt. Und es gibt Gründe, warum es mit Azathoth einfach nicht mehr gepasst hat.
Rückblickend ist “Eidolon” bis dato unser „erfolgreichstes“ Album. Die Song sind wahrscheinlich wesentlich einfacher zu verdauen als “Séance”, dennoch hat “Séance” meiner Meinung nach mehr emotionale Tiefe.

Unser neues Album “Ylem” kann uns neue Türen öffnen, denke ich. Es war mein ausdrücklicher Wunsch, nicht von Anfang an an ein festes Konzept gebunden zu sein. Deshalb konnte die Musik viel freier entstehen. Die musikalische Bandbreite ist viel größer, das ganze Album ist vom ganzen Grundvibe weniger verbissen als “Eidolon”. Wir sind uns sehr darüber bewusst, dass “Ylem” die Genregrenzen an allen Ecken und Enden sprengt, aber genau das gefällt mir so daran. Als Band hat man sowieso auf Dauer nur eine Chance, wenn man seine eigene stilistische Nische findet. Ich bin jedenfalls extrem gespannt, wie “Ylem” beim Publikum ankommt. Ich bin jedenfalls äußerst zufrieden mit dem Album!

Nun eine Frage speziell an dich, Morean: Wie hast du die Entstehung der Platte empfunden als erste Platte, bei der du von Anfang an dabei warst? Bei “Eidolon” kamst du ja währenddessen dazu.

Toll! Man hat einen anderen Bezug zu der Platte, wenn man die ersten Keime erlebt und auch die eigenen Keime dazu beitragen kann. Ich bin sehr stolz, mich einbringen zu können und dass das willkommen war. Man hat das Gefühl, es ist von einem selbst. Bei “Eidolon” war die Musik schon fertig und ich konnte nichts mehr beitragen. Das war hier anders. Es war sehr spannend, auch wenn es schwierig ist, alle auf einen Nenner zu kriegen in einer Band, sechs Persönlichkeiten mit sechs Geschmäckern sind sich wirklich nicht immer einig . Es gibt aber immer die Chance, dass das Ganze einfach mehr ist, als die Summe seiner Teile. Das, was DARK FORTRESS ausmacht, der Reichtum an verschiedenen Elementen, kommt aus uns als Persönlichkeiten. Ich schreibe die ganze Zeit Musik, das ist mein Job, deshalb wäre es ein Leichtes, mich einfach da reinzustürzen, aber die Basis der Band kommt aber dennoch von V. Santura und Asvargyr, das war schon immer so und das wird auch so bleiben, aber ich durfte mitmischen. Dazu kommt, dass wir in V. Santuras Studio aufgenommen haben und ich liebe es da. Ich weiß wie es da draußen ist, auf dem Land, ohne Ablenkung. Er macht alles selbst, hat wirklich einen Plan, wie das geht und das ist einfach nur geil. Man muss nicht irgendwelchen Leuten erst was von Adam und Eva erzählen, ist nicht von der Location abhängig, es war einfach relaxed. Es war harte Arbeit, aber auch eine genüssliche Erfahrung und das hört man der Platte an.

Ok, das wars auch schon!

Vielen Dank fürs Interview.

Und ich danke dir!

Galerie mit 14 Bildern: Dark Fortress - Wave Gotik Treffen 2016
06.01.2010

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