End Of Green
"Das sind unsere Lieder, da können wir machen, was wir wollen."

Interview

“Infinity“ ist auf “Twinfinity“ in Gänze enthalten. Wieso habt ihr die Entscheidung getroffen, beide Aufnahmen zu kombinieren?

Bloße Re-Releases finde ich immer ein bisschen langweilig. Wir wären damit durchgekommen, glaube ich, weil es die Platte nie auf Vinyl gab, nur auf CD, aber wir dachten, da muss irgendwas hin. Es war ein Gedanke, dass wir immer mal einen Re-Release von der Platte machen wollten auf Vinyl und dann haben wir den wie so oft aber verworfen oder einfach nicht dran gedacht und gesagt jetzt machen wir was Neues. Dann hatten wir aber die Schnapsidee, die alten Lieder einfach mal neu aufzunehmen.

Wir spielen “Away“ zum Beispiel relativ oft live und das hat sich über die Jahre ein bisschen verändert und da dachten wir, wir spielen das im Studio kurz neu ein und gucken wie das klingt. Und dann dachten wir komm, wir probieren noch eins – und noch eins und dann dachten wir, wir nehmen die Platte einfach noch mal neu auf, so wie wir sie jetzt aufnehmen würden. Wir sind anfällig für Schnapsideen und für Gehirnfürzchen und da haben wir uns gedacht „das machen wir einfach“ und das haben wir gemacht. Erst Lied für Lied und dann noch eins und dann noch eins und dann dachten wir, jetzt können wir auch vollends alles aufnehmen.

Nachdem wir dann mit Reaper Entertainment ins Geschäft kamen, haben wir einfach gefragt, ob es denn möglich wären, dass wir beide Platten da drauf machen, eine mit “Infinity“ und eine mit der “Twinfinity“. „Ja klar, können wir machen.“ Super, dann machen wir das. Es ist auch super, weil ich selber einer bin, der immer ein bisschen skeptisch ist, wenn eine Platte neu eingespielt wird. Angenommen jemand hat unsere Platte in der Hand und sagt: „Die neuen Versionen finde ich aber doof“, dann zack – einfach die andere Platte rausholen, da ist exakt die alte Version drauf. Und wenn jemand die alte Version doof findet und sagt: „Klingt aber ein bisschen dünn der Sound damals“, dann zack – andere Seite, Neuaufnahme.

Es ist für jeden was dabei und da kann man auch nicht motzen. Fast überpragmatisch für unsere Verhältnisse, aber wir dachten, wir würden auch gern die alte Platte mal auf Vinyl haben und die neue sowieso, dann können wir das kombinieren.

Das heißt es hat sich auch eher organisch entwickelt und am Anfang stand nicht eine große klangliche und visuelle Vision für die Neuaufnahme?

Wir sind ganz miserabel was Visionen angeht. Wir sind was vieles angeht sehr, sehr impulsgetrieben – oder sagen wir mal schnapsideengetrieben. Wir machen was und wenn das dann einigermaßen gut ist, dann machen wir das auch gewissenhaft, aber dieses: „Komm, lass uns zum Jubiläum mal…“, nee. Jeder andere würde den Re-Release zum 30-jährigen Jubiläum machen, aber wir machen das eben zum 29-jährigen. (lacht)

Man muss aber auch sagen bei einer Platte, die 29 Jahre alt ist, sind die Lieder noch älter, die sind ja vorher schon entstanden. Dann kann man runde Zahlen auch wegwischen und so haben wir das jetzt einfach durchgezogen, aber tatsächlich ohne großes anfängliches Konzept. Das Konzept kam dann eher als wir gefragt haben, was eigentlich machbar ist, also Doppel-Vinyl und Doppel-CD, und dann wurde da ein Konzept draus. Aber der Anfang war einfach nur eine Schnapsidee von fünf Idioten, die gesagt haben: „Probieren wir mal“.

Welches ist denn dein Lieblingsformat der neuen Platte? Ist das die Vinyl?

Ja, ich habe wahnsinnig viel Vinyl zu Hause, aber auch wahnsinnig viele CDs. Ich bin bei CDs aber zu faul zu gucken, wo die ist, weil ich einen Riesenschrank habe. Dann gucke ich online, meistens auch bei Spotify oder ich hab die mp3s auf meinem Rechner in iTunes, und so finde ich das entspannter. Das schönere Musikhören ist für mich aber tatsächlich, die Platte aufzulegen.

An “Infinity“ kommt man schon ran, wenn man es möchte, aber nicht im Sinne der Überallverfügbarkeit auf Spotify und Co. Im Zuge von “Twinfinity“ wird sie das aber bestimmt sein oder?

Genau, dann kann man die auch in allen gängigen Streamingformaten abrufen, wenn man das mag. Ich persönlich mag’s eher auf Platte, aber das ist Geschmackssache und Platten sind auch wahnsinnig unpraktisch. Im Auto kann ich keine Platte hören, wenn ich im Auto gern Musik hören will, nehme ich selten meine Vinyl mit und lege die dann auf. Die Romantik von Vinyl, die habe ich, mag ich auch, aber praktischer ist natürlich ein Stream oder eine CD.

Das mit der Mystik der Rarität von Musik ist ja schon seit einer Weile vorbei…

Der Vinylmarkt ist mittlerweile sowieso sowas von irre. “Twinfinity“ gibt’s jetzt auch in mehreren Varianten mit verschiedenen Farben. Mir persönlich hat sich nie erschlossen, dass es Leuten gibt, die alle Farben haben wollen. (lacht) Also ich gehe in einen Plattenladen oder ich bestelle irgendwas und dann steht da schwarzes Vinyl. Ja, nehme ich. Wenn da grünes Vinyl steht und es kostet nicht allzu viel mehr, dann nehme ich‘s vielleicht auch, aber dass ich mir rotes, grünes und noch marbled Vinyl kaufe, das brauche ich nicht, da bin ich altmodisch was das angeht. Zumal, was will ich dann damit?

Ein Bekannter von mir hat sechs verschiedene ELECTRIC WIZARD Platten, sechsmal die gleiche Platte, aber in verschiedenen Farben. In Schwarz klingt sie genauso gut wie in Rot, oder? Und verkaufen wird er sie auch nie, also ist es auch keine Wertanlage. Ich verstehe das nicht mit diesem Vinylmarkt, diese Vinylsammlerei. Platten kaufe ich mir immer gern, aber mir ist dann echt Wurst, ob das grün, rot, gelb oder sonst was ist. Das einzige, das ich nicht mag, da ich selbst ab und zu als DJ tätig bin, sind durchsichtige Vinyls. Wenn man im Club auflegt, kann man nicht sehen, wo das Lied anfängt und das macht mir keinen Spaß, aber ansonsten gebe ich Vinyl immer den Vorzug.

Galerie mit 30 Bildern: End Of Green - Summer Breeze Open Air 2023

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Quelle: End of Green
24.01.2025

"Es ist gut, aber es gefällt mir nicht." - Johann Wolfgang von Goethe

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