
End Of Green
"Das sind unsere Lieder, da können wir machen, was wir wollen."
Interview
Ihr habt auch angedeutet, dass neues Material in der Pipeline steht. Mit “Twinfinity“ wird natürlich keine neue Tour draus, weil ihr die Songs sowieso schon so spielt, aber wie sieht es mit neuen Songs aus?
Gerade solche Konzerte gibt es ja relativ oft, bei denen Bands eine Tour machen, auf der sie am Abend eine Platte durchspielen, das mag ich nicht. Ich unterscheide immer sehr gern zwischen live und Platte. Eine Platte braucht eine eigene Dynamik oder eine eigene Dramaturgie und ein Konzert auch und die sind meiner Ansicht nach nicht deckungsgleich. Dann spiele ich lieber live eine Auswahl aus vielen Platten.
Wir haben in den letzten Jahren eigentlich nur doof rumgesessen und Corona über uns ergehen lassen. Wir haben aber natürlich auch weiterhin Musik gemacht und Musik geschrieben und haben jetzt schon einiges an Material zusammen und ich glaube, ich kann sogar sagen, dass im Herbst eine neue Platte kommen wird. Das ist der Plan. Nachdem wir sieben Jahre lang nichts gemacht haben, kommen in einem Jahr gleich zwei Platten.
Ich hoffe, dass wir dank Reaper Entertainment jetzt auch wieder ein bisschen mehr Stabilität und auch Bock auf Stabilität bekommen, weil es gerade irgendwie schön ist, mit denen zusammenzuarbeiten und wir auch das Gefühl haben, dass man uns da ernstnimmt, versteht und auch mit uns umzugehen weiß. Jetzt werden neue Lieder kommen, eine neue Platte, vielleicht noch eine neue Platte und wer weiß, vielleicht machen wir noch viel mehr Platten, die inhaltlich auch zusammenhängen.
Also gibt es vielleicht doch eine große Vision?
Ich würde es nicht Vision nennen, aber so einen leichten Plan, der hoffentlich auch in die Tat umgesetzt werden wird. Es ist immer ein bisschen schräg, wenn man sich was ganz, ganz, ganz Großes vornimmt, dann kommt immer irgendwas dazwischen. Aber der Plan ist, dass wir uns jetzt mal an den Plan halten.

Ihr kennt euch schon sehr lange, wie hat sich Art wie ihr in der Band zusammenarbeitet, im Laufe der Jahre verändert?
Wenn man mit drin steckt, ist es immer merkwürdig, da selbst raufzugucken. Auffällig ist, dass wir früher mehr gejammt haben, also dass wir uns eher im Proberaum betrunken haben, dann haben wir irgendwas gespielt und dann haben wir gesagt oh, das war aber ganz gut, das machen wir das nächste Mal wieder. Jetzt durch die moderne Heimelektronik geht’s dann eben auch, dass ich zu Hause was aufnehme, ich schick‘s an Michelle, der sagt warte mal, dann spielt er was drüber, schickt’s wieder her oder Michelle produziert ein komplettes Lied aus und sagt guck mal, fällt dir was ein oder komm doch bitte morgen mal vorbei und spiel was ein.
Ich glaube, wir haben uns der modernen Unterhaltungselektronik ganz gut hingegeben und machen, was ein bisschen schade ist, nicht mehr so viel im Proberaum. Jetzt gehen wir in den Proberaum, um Lieder einzuproben und nicht, um sie zu schreiben. Vieles schreibt sich erst mal zu Hause beziehungsweise mal zu dritt, mal zu viert, mal zu zweit, mal allein und dann wird’s zusammengetragen und dann wenn wir gucken, wie wir die Lieder auf eine Bühne kriegen, kommen wir wieder in die Situation wie es früher war. Aber dann passiert es zum Beispiel auch, dass ein Lied, das auf Platte so klingt, live ein bisschen anders klingt.
Wenn wir was ausprobieren, das ist wiederum schön und da macht’s dann Spaß im Proberaum, aber das Songwriting passiert nicht mehr so wirklich im Proberaum, das passiert zwischen E-Mails und Telefonieren. Wenn wir im Proberaum sind, wir treffen uns ja trotzdem da, dann spielt man sich gegenseitig irgendwelche Sachen vor und sagt wie findest du’s? So haben wir das Beste aus der alten und aus der neuen Welt.
Die Band besteht schon so lange, dass sich die Jubiläen nur so häufen. Wenn man sucht, kann man eins finden. Kommt da Nostalgie bei dir auf oder bist du eher Typ immer weiter?
Lieber weiter. Ich gucke gern nach hinten und denk das war cool, aber dann muss ich geradeaus weitermachen. Ich hab immer Angst, dass man irgendwann in diesem „Opa erzählt vom Krieg“ endet. Es ist unvermeidlich, man verklärt immer die Vergangenheit. Man denkt vieles, das früher war, war voll gut, früher war alles voll toll – früher war nicht alles toll, früher war ziemlich viel beschissen. Aber man hat immer nur das Tolle im Hinterkopf und dem sich ab und zu hinzugeben finde ich super, aber das kann ich nur mit gutem Gewissen machen, wenn ich weiß, dass da vorne noch eine Zukunft ist.
Ich möchte auch nicht, dass END OF GREEN immer klingen, wie sie 1996 geklungen haben. Wenn ich kein 2025, 2026 im Hinterkopf habe, dann ist es nur noch eine Nostalgieveranstaltung, das ist ganz schlimm. Es war nie richtig gut, es war aber auch nie richtig schlecht und hin und wieder nostalgische Momente sind schön, aber das darf sich nicht als Grundtenor einschleichen.
Hast du noch letzte Worte? Hoffnungen für “Twinfinity“?
Ich hoffe einfach, dass die Lieder irgendjemandem den Tag, die Nacht, den Morgen ein bisschen schöner machen, egal wann. Die Lebensqualität ein bisschen erhöhen und wenn es nicht das ist, dann vielleicht wenigstens ein paar Minuten ablenken von dem ganzen Quatsch, den man in der Tagesschau sieht. Deswegen machen wir das ja auch. Wir machen es auch für uns, wir wollen auch auf andere Gedanken kommen und ich glaube, die Zeiten sind ganz gut für Musik.
Ab und zu mal rausgehen, raus aus diesem Weltuntergang, der einem ständig im Genick sitzt und dann lieber den musikalischen Weltuntergang anhören. Metal, Punkrock, Hardcore oder sowas, da ist immer Weltuntergang und ich weiß es zu schätzen. Ich gebe mich lieber dem Weltuntergang hin und dann hab ich wieder Kraft für den echten Weltuntergang. Da hoffe ich, dass “Infinity“ oder “Twinfinity“, je nachdem, wer auf welche Seite Lust hat, was dazu beitragen kann, dass irgendjemand einen besseren Tag hat als gedacht.
Galerie mit 30 Bildern: End Of Green - Summer Breeze Open Air 2023

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| Band | |
|---|---|
| Stile | Doom Metal, Gothic Metal / Mittelalter |
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Louisa Esch




















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